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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Max hatte sich stark für sie gemacht, als sie klein und wehrlos war. Aber vor allem hatte er Maja mehr als jeder andere Mensch auf der Welt bedingungslose Liebe gegeben. Trotzdem war sie noch nicht mit ihren Fragen fertig.
    Â»Gibt es deshalb kein Foto von mir als Baby … Nicht, weil ihr zu faul wart oder weil ich nicht süß genug war, sondern weil ich so spät in die Familie kam?«
    Er nickte, und Maja lächelte ihren Vater schräg an. »Du bist vielleicht ein verdammter Lügner und ein Fremdgänger, aber du hast mir unter Umständen das Leben gerettet … Wo ist Malia jetzt? Weißt du es?«
    Da gestand Max ihr auch den Rest. Die Frau, die er in den letzten Wochen immer wieder in Honolulu und in den Bergen Oahus gesucht hatte, war keine geheimnisvolle Mandantin, wie er ihr erzählt hatte, sondern Malia. Er hatte nach all den Jahren beschlossen, sie wiederzufinden, weil er ihr endlich sagen musste, was damals wirklich war.
    Â»Ich habe deine leibliche Mutter vom ersten Augenblick an geliebt. Ich habe es ihr gesagt, immer wieder, denn sie war mein Nachhausekommen. Verstehst du, ein ganzer Teil von mir lag brach, bevor ich begann, Malia zu lieben. Ich hatte keinerlei Beziehung zu Hawaii, nur endlose Wunschträume von einem hawaiischen Vater, der sich nie für mich interessiert hatte …«
    Â»Nein, Papa, jetzt tust du meinem unbekannten Opa aber Unrecht … Du, nein, wir beide stehen hier praktisch auf seinen Gedanken an dich. Warum sonst hat er dir dieses Land vermacht? Hier wird mein Sohn, dein Enkel, geboren werden …«
    Es war der Moment, an dem Max die Fassung verlor.
    Â»Ich habe immer auf meinen Vater gewartet, mein Leben lang wollte ich ihn kennenlernen … Warum kam er nie?«
    Später in der Nacht, als Keanu und Stefan zurück ins Haus gekommen waren, hatten Max und Maja Stunden über all das geredet, was im Nachhinein eine andere Art von Münchner Familienleben war. Die unendlich vielen Puzzlesteine fügten sich zu einem Bild, das von einem anderen Künstler gemalt wurde als das davor. Es war, als hätte jeder Farbtupfen der Erinnerung aus Majas Leben einen Schatten bekommen.
    Als Keanu und Stefan zu ihnen kamen, war bereits Schlafenszeit, doch Maja war wach vor Aufregung, wollte aber nicht, dass Keanu etwas von alldem mitbekam. Als sie Max daher bat, vor dem Zubettgehen noch einen kleinen Vater-und-Tochter-Spaziergang durch den nächtlichen Garten zu machen, stimmte er zu.
    Zusammen saßen sie auf der Bank und sahen aufs nächtliche Meer mit den weißen zarten Schaumkronenlinien, die sich verwoben und trennten, verschwanden und aus dem Nichts wieder hervorkamen. Sie fühlte, dass ihren Vater noch etwas anderes drückte, und beschloss, es von sich aus anzusprechen.
    Â»Warum hast du Mama damals geheiratet?«
    Â»Deine Mutter war eine Lichtgestalt. Sie war all das, was ich sein wollte. Sie war aus einer guten heilen deutschen Familie, in der nie jemand etwas moralisch Verwerfliches getan hatte, einmal abgesehen vom normalen Kriegsgehorsam. Es war alles so heil, so rein und gut. Ich wollte dazugehören …«
    Â»Zu Mama?«
    Â»Nein, zu dieser vielversprechenden Welt, die deine Mutter repräsentierte, da will ich dir nichts vormachen, Maja. Ich war ein enorm ehrgeiziger junger Anwalt, der sich zudem hart durchbeißen musste. Mit meinem Aussehen und meiner Herkunft hat man mir nichts geschenkt … Ich habe mir alles erkämpft.«
    Es war dunkel am Meer, aber hell genug, sodass Maja das Profil ihres Vaters gegen den Nachthimmel gut sehen konnte. Wie schön ihr Papa immer noch war, dachte sie jetzt. Selbst die Spuren des Alters, die unzähligen Lachfältchen, die Geheimratsecken und das leichte Hängen seiner Kinnpartie hatten ihren Vater in ihren Augen nur noch liebenswerter gemacht. Sie griff nach seiner Hand, die wie immer warm und zu trocken war, und spürte das Band zwischen ihnen wie ein Stahlseil, das nie zerreißen durfte. Mit einem Lächeln auf den Lippen machte er ihr an diesem Abend ein letztes Geschenk.
    Â»Dein wirklicher Name ist Anela.«
    Â»Ich weiß, es bedeutet Engel.«
    Â»Nimm es nicht zu wörtlich … Darfst auch auf deinen feigen Vater sauer sein.«
    Â»Ach, nee … meinst du, dazu brauch ich deine Erlaubnis?«
    Â»Tu nur nicht so allwissend und klug …«
    Â»Dann lass mal die Vaternummer stecken …«
    Â»Hab dich lieb

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