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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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kostbares Geschenk meiner Jugend für immer in meinem Herzen. Er hatte große Freude an Dir, auch wenn er sich nie zu Dir bekennen konnte. Seine Gründe dafür kannst Du verstehen.
    In ewiger Liebe, Mutter
    Nachdem Elisa den Brief zu Ende gelesen hatte, wagte sie es nicht, zu Johannes aufzusehen. Er stand abgewandt von ihr am Fenster und blickte hinaus auf den nächtlichen Hafen. Sie waren Halbgeschwister. Elisas Vater hatte die Patenschaft für Johannes übernommen, um diesem Kind zumindest etwas geben zu können. War es eine Zeugung aus Liebe gewesen? Oder die Unwissenheit einer verliebten jungen Köchin mit dem Sohn der Herrschaft? Wusste Elisas Mutter davon? Hatte er es seiner Frau je gebeichtet?
    Eine endlose Weile waren sie still. In dem dämmerigen nächtlichen Kontor, in dem nur die Schreibtischlampe brannte und die große Standuhr das Vergehen der Zeit begleitete, fächerte sich Elisas Leben in einem neuen Licht auf. Ihre tiefen Gefühle für Johannes bekamen eine neue Dimension. Es war der Schatten hinter dem Schatten, der sie mit glühenden Wangen auf die Holzmaserung von Johannes’ Schreibtisch starren ließ. Das Schamgefühl überfiel sie mit der gleichen Vehemenz wie die Freude darüber, einen Bruder zu haben. Doch ihre Schuld war stärker. Sie hatte es so sehr genossen, eins mit ihm zu sein, sie hatten ein Kind gezeugt und sich schamlos vergnügt. Sogar einen Ort hatten sie kreiert, um ihre Lust ungezügelt und wild zu leben. Das Gefühl klebriger Sünde brachte ihre Hände zum Schwitzen. Wie konnte es dafür jemals Vergebung geben. Johannes’ Stimme war kaum hörbar.
    Â»Wir könnten versuchen, es einfach zu vergessen …«
    Immer noch sah er aus dem Fenster, seine breiten, männlichen Schultern schienen mutlos nach vorne gebeugt.
    Â»Meinst du das ernst? Wie könnten wir unsere Gefühle füreinander vergessen? Nur weil du dich bereits getröstet hast, kannst du überhaupt so mit mir sprechen. Du hast unsere Liebe verraten … da musst du mich nicht auch noch beschämen. Mich trifft keine Schuld… ich war … ich war unschuldig.«
    Er drehte sich zu ihr um, und zum ersten Mal sah Elisa die andere Seite von Johannes überdeutlich. Er war ein Tier, genau wie alle anderen Männer, und seine dunkle Seite würde mit den Jahren wahrscheinlich noch rücksichtsloser und grausamer werden. Jetzt lächelte er sie an.
    Â»Sei froh, wenn ich Ulani von Mike Baker fernhalte … Der Mann bedeutet Schwierigkeiten für euch alle. Und nun, da ich offiziell dein großer Bruder bin … darf ich es dir in aller Deutlichkeit sagen. Das Mädchen muss verheiratet werden.«
    Mit dem Wissen, in Elisa eine Schwester gefunden, sie aber als Geliebte für immer verloren zu haben, hatte er sich nicht nur Ulanis Reizen zugewandt, sondern er brauchte auch eine neue Ehefrau an seiner Seite.
    Â»Oder sollen wir uns über alle Konventionen erheben, die Moral in den Wind lachen und selber Hochzeit feiern? Du weißt, wie sehr ich dich begehre …«
    Es war unmöglich. Sie wussten es beide. Dennoch brauchte Elisa ihn in ihrem Leben und er sie auch. Elisa begriff, wie vorsichtig sie von nun an vorgehen müsste, wollte sie ihn nicht verlieren. Sie stand auf, ging um den Schreibtisch herum zu ihm ans Fenster und stellte sich neben ihn, sodass ihre Schulter seinen Arm nur zart berührte.
    Â»Von morgen an werde ich deine Schwester sein. Ich werde dich lieben wie eine Schwester und zu dir halten wie eine Schwester, aber dafür musst du mir auch ein Bruder sein.«
    Als Johannes sich zu ihr drehte und sie so fest umarmte, dass sie fast keine Luft mehr bekam, spürte sie Feuchtigkeit auf seinen Wangen. Sie liebten sich vielleicht mehr als je zuvor in diesem Moment der Wahrheit, selbst wenn es wehtat.
    Bis in die Morgenstunden sprachen sie über die Details ihrer beider Leben und wie sie alles gestalten mussten, damit ihre Familien einer positiven Zukunft entgegensehen konnten.
    Â»Es werden harte Zeiten kommen, Elisa. Dieser Herbst wird nicht nur in den Bergen von Oahu blutig. Weltweit gibt es mit fast allen Kolonien Schwierigkeiten, aber vor allem wird der wirtschaftliche Konkurrenzkampf immer härter. Überall treten die Zuckerbarone sich gegenseitig auf die Füße, und auch die Vorherrschaft auf dem Ananasmarkt ist hart umkämpft. Wir müssen klug und schnell handeln, wenn unser

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