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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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übrigens für euer Päckchen mit den hübschen Babysachen! Das war wirklich süß von dir und sehr großzügig von Stefan. Welcher betrogene Exfreund schafft so etwas schon? Bitte grüß ihn extra lieb von mir. Fühlt sich an wie Familie!
    Natürlich hofft Keanu, dass man mich auch in seiner Familie akzeptieren wird, aber bisher habe ich noch keinen von ihnen kennengelernt. Anfangschwierigkeiten auf Kauai seien normal, sagt mein Liebster. Mein Traum, in Lihue eine Stelle als Lehrerin für Kunsterziehung zu bekommen, würde sich auch noch erfüllen … Mal sehen! Die einzige Schule, die infrage kommt, gehört Freunden von Keanus Ex. Und Leilani, seine ehemalige Verlobte, hat dort anscheinend vorgebaut. Nicht einmal die Schulsekretärin wollte länger mit mir sprechen. Bestimmt ist sie irgendwie mit Leilani befreundet, so wie auf dieser Insel ohnehin jeder jeden zu kennen scheint. Und ich bin natürlich die böse Deutsche, die das Glück des Inseltraumpaares zerstört hat.
    Wie du siehst, meine liebe Ina, fehlst du mir in meinem neuen Leben SEHR. ICH VERMISSE DICH !
    Ich stelle mir vor, wie du auf deinem Fahrrad vom Einkaufen kommst, im Korb das gute Münchner Brot, auf Deinem Gesicht Dein warmes Feierabendstrahlen.
    Bitte stell bald neue Fotos ins Netz, dann kann ich mich ein wenig in meinen geliebten Münchner Frühling träumen …
    Ich habe dich sehr lieb,
    Deine Maja
    Nachdem sie die E-Mail abgeschickt hatte, stand Maja leise auf. Ihre Nasszelle, inklusive der Toilette, war nicht weit, aber außerhalb des Wohncontainers. Der Weg würde schlammig sein. Sie brauchte Gummistiefel.
    Die Vögel hatten ihre Morgenfreude noch gesteigert. Es zwitscherte und krächzte überall um die kleine Wellblechhütte herum. Keanu hatte wirklich einen bemerkenswert tiefen Schlaf.
    Als Maja in ihrem Pareo, dem traditionell gewebten Tuch, wie es die Hawaiianerinnen im Dorf trugen, die Füße in ihren roten Gummistiefeln, durch den Schlamm zu der Nasszelle stakste, die auf der Rückseite der Hütte war, bemerkte sie ein Paar Alala-Krähen, die auf dem Apfelbaum an dem alten Holzschuppen saßen. Sie mochte diese Vögel, sie erinnerten sie irgendwie an Deutschland, außerdem meinte sie von Keanu gehört zu haben, Alalas seien seit Jahren auf den Inseln ausgestorben.
    Fast stolperte Maja über ein Paket, das fest eingepackt in dickes, durchsichtiges Plastik vor ihrer Nasszelle im Schlamm lag. Majas Name war in großen, ungelenken Buchstaben auf den Schuhkarton geschrieben. Obwohl sie dringend auf die Toilette musste, riss sie Plastik und Papier auf. Tatsächlich, in dem Paket lagen die beiden vermissten Tagebücher. Auch der Rubinring ihrer Großmutter war da, sowie ein dicker brauner Umschlag mit alten Fotos von Elisa.

3. Kapitel
Dorfplatz, Frühlingsmond 1900
    Die sechs Männer, davon vier nachlässig uniformierte Polizisten, der Verwalter Piet van Ween sowie der alte britische Doktor hatten sich in Sichtweite der beunruhigten Dorfbewohner unter dem Baum beraten, doch jetzt kamen sie auf die Frauen und Kinder zu. Einer der Polizisten hatte bereits seinen Schlagstock aus dem Gürtel genommen, ein zweiter legte seine Hand auf den Griff.
    Elisa warf Amala einen nervösen Seitenblick zu. Ihr Kinn nach vorne gestreckt, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt sah die Tutu den Männern furchtlos mit zu Fäusten geballten Händen entgegen.
    Â»Pah! Schlagstöcke … Haben die etwa Angst vor ein paar alten Weibern und Kindern?«
    Â»Haltung, Amala, wir müssen eine friedliche Haltung bewahren … Keine Angriffsfläche bieten! Wir singen!«
    Amala straffte ihre Schultern und blickte stolz geradeaus, den Mund fest geschlossen. Elisa stimmte leise ein Lied an, das alle im Dorf gut kannten. Eine nach der anderen stimmten die Tutus mit ein, die Kinder begannen ebenfalls zu singen, und zu guter Letzt hörte sie auch Amala.
    Sie hielten sich bei den Händen, wie sie es bei den Festen taten. Ihre Stimmen wurden immer lauter und sicherer. Das berühmteste Lied von Königin Lili’uokalani sangen sie, ein Liebeslied, das jedes Kind auf den Inseln kannte. Dieses Lied konnten die Amerikaner nicht verbieten, weil die Worte harmlos waren, und dennoch hatten sie die Kraft einer vergangenen Zeit, in der das hawaiische Volk noch frei und stark war.
    Elisa mochte vor allem den Refrain, der aus hawaiischen und englischen

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