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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Zuckerrohrfeldern schuften!«
    Tatsächlich war Elisa in diesem Frühling die einzige Schwangere im Dorf, und im ganzen letzten Jahr war kein einziges Kind geboren worden.
    Van Ween packte Amala wütend bei den Schultern: »Was fällt dir ein, du dummes Weib! Es fehlte uns im letzten Jahr an Arbeitskräften, bis unsere neuen Chinesen eingearbeitet waren. Wir brauchten jede Hand aus dem Dorf! Und haben wir euch nicht genug bezahlt?«
    Â»Nein, das habt ihr nicht! Die Tage auf den Feldern waren lang und hart. Doppelt so viele Stunden wie ausgemacht habt ihr die Frauen schuften lassen!«
    Elisa wusste, wie schlimm das Jahr gewesen war. Erst bei Anbruch der Dunkelheit, wenn van Ween es endlich erlaubte, durften sich die Dorfbewohner auf den beschwerlichen Heimweg machen. Mit Fackeln beleuchteten die Männer den steilen Weg, um am Hang nicht abzustürzen. Oft waren die Kinder so müde, dass ihre Eltern sie auf dem Rücken tragen mussten. Elisa stellte sich an Amalas Seite.
    Â»Die Arbeitsbedingungen meines Onkels sind unchristlich, Herr van Ween. Das wissen Sie. Die Frauen aus unserem Dorf arbeiten viel zu hart, da können sie keine Kinder mehr bekommen.«
    Van Ween sah an Elisa herunter. Unverschämt lang verweilte sein Blick auf ihrem Bauch.
    Â»Wissen Sie, was ich unchristlich finde?«
    Der rotgesichtige Holländer streckte demonstrativ seinen eigenen Bauch vor. Dann lachte er schallend, bis Rick und Bad Bob mit einstimmten. Van Ween genoss es sichtlich, Elisa bloßzustellen.
    Â»Auch ein kanaka kann eine Frau, die seine Matte teilt, christlich heiraten, Fräulein Vogel … Sie sind eine Schande!«
    Wütend trat Amala vor: »Bei uns gelten andere Gesetze, Piet van Ween! Elisa und Kelii sind ein Ehepaar!«
    Erneut schallendes Gelächter. Van Weens Verachtung war offensichtlich, und Elisa spürte, wie es in ihrer Freundin immer mehr zu kochen begann. Doch ein Streit war das Letzte, was sie brauchen konnten.
    Beschwichtigend legte sie Amala die Hand auf die Schulter und zwang sich dazu, Piet van Ween in die Augen zu sehen.
    Â»Bald werden Kelii und ich in der deutschen Kirche von Lihue Hochzeit feiern. Wir sind Christen.«
    Damit wandte sich Elisa zum Gehen. Doch da hielt Doktor Wellington sie unauffällig am Arm fest und flüsterte ihr diskret ins Ohr: »Wie verläuft die Schwangerschaft?«
    Â»Danke der Nachfrage, Herr Doktor, es gab bisher keinerlei Komplikationen. Nur scheint das Kind kräftiger …«
    Der Doktor musterte das Ausmaß ihres Leibes mithilfe seiner verschmierten Brille, die er wie ein Monokel benutzte. Er musste inzwischen so gut wie blind sein.
    Â»Das Kind sitzt noch sehr hoch unter dem Herzen …«
    Er kam ihr so nah, dass Elisa die saure Ausdünstung seines Leibes scharf in die Nase stiegen. Sie musste sich abwenden. Meine Güte, wie ekelhaft die Weißen stanken!
    Â»Darf ich?«
    Ohne ihre Einwilligung abzuwarten, tastete er mit seinen knochigen Fingern unterhalb ihres Rippenbogens entlang.
    Â»Meine Güte! Bekommen Sie etwa Zwillinge?«
    Elisa lächelte unsicher. Ihr Bauch war wirklich sehr viel größer als bei ihrer ersten Schwangerschaft.
    Â»Nein, nicht dass ich wüsste. Es strampelt nur ein Kind gegen meine Organe, soweit ich das beurteilen kann.«
    Â»Nun ja, für so einen gewaltigen Leibesumfang gäbe es auch noch andere Erklärungen …«
    Amala räusperte sich: »Es ist bei uns nicht Sitte, über solche Dinge unter freiem Himmel zu sprechen, schon gar nicht, wenn Kinder in der Nähe sind …« Sie zeigte auf Eli, der mit großen Augen und Ohren schräg hinter Elisa dem Gespräch der Erwachsenen lauschte. »Außerdem bin ich die Geburtshelferin im Dorf und behandle auch Elisa.«
    Damit baute sich Amala vor dem Doktor auf und stemmte ihre Hände in den Hüften. Eingeschüchtert wich er vor der stattlichen Amala zurück.
    Â»Hm … nun gut. Verstehe … Trotzdem würde ich gerne unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Fräulein Vogel. Ist das möglich?« Elisa nickte und ging mit dem Doktor ein paar Schritte zur Seite.
    Â»Fräulein Vogel, ich weiß, Sie werden nicht hören wollen, was ich Ihnen jetzt sage. Aber bitte lassen Sie mich zumindest ausreden.«
    Â»Haben Sie eine Nachricht von meiner Mutter?«
    Â»Nein, leider nicht, obwohl ich Clementia erst vor Kurzem sah und auch mit ihr sprach. Ihre Frau Mutter

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