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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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wegen seines Fiebers in Kombination mit starkem Husten … Wenn Ulani wirklich Mai Pake hat, habe ich mich bereits angesteckt!«
    Piet van Ween hatte sich genähert. Der Triumph über den Fang war ihm anzusehen, aber noch mehr schien er sich über Elisas letzte Worte zu freuen.
    Â»Sie meinen, sich mit Mai Pake angesteckt zu haben! Nun ja, dann sollten Sie sich wohl ebenfalls ausziehen, würde ich vorschlagen …«
    Elisa antwortete ihm nicht. Sie war damit beschäftigt, das Zittern ihrer Hand so weit unter Kontrolle zu bringen, dass sie die Lupe des Doktors halten konnte, um sich die Flecken anzusehen.
    Â»Nein, ich habe nicht Mai Pake … ich will nicht … ich will nicht sterben … ich will nicht auf das Boot. Mama … ich habe Angst! Hilf mir, Elisa … bitte!«
    Ulani hatte begonnen, vor sich hin zu weinen, und Elisa musste daran denken, was sie mit ihren zehn Jahren schon alles durchgemacht hatte.
    Â»Sch… Ulani. Ganz ruhig. Ich lass dich nicht allein.«
    Sie hatte größte Mühe, ihre Hände ruhig zu halten, während sie die weißen Flecken auf dem ausgezehrten Brustkorb sorgfältig inspizierte. Dann erschien unvermittelt ein Lächeln auf ihrem Gesicht und sie gab dem Doktor seine Lupe zurück.
    Â»Ich glaube, ich brauche gar keine Lupe, um zu wissen, was das für Flecken sind. Ich kenne sie gut. Sehen Sie, Doktor …«
    Elisa feuchtete das Tuch mit ein wenig Spucke an und rieb an den Flecken auf Ulanis Haut.
    Â»â€¦ das hier ist mein klebriger Poi, lieber Herr Doktor Wellington. Die Überreste meines Versuches, Ulani am Morgen lauwarme Nahrung einzuflößen, um ihren Husten zu lindern. Ich habe dabei gekleckert, wie mir scheint …«
    Â»Das ist was …?«
    Umständlich rückte der Doktor seine Brille zurecht und inspizierte erneut Ulanis Brustkorb. Tatsächlich, die Haut war wieder makellos goldgelb.
    Â»Das stimmt nicht! Das Mädchen hat Mai Pake!«
    Bad Bob hatte bereits das Seil in der Hand, um das Kind zu fesseln. Piet van Ween griff nach Ulanis Arm.
    Â»Wir nehmen es auf alle Fälle mit …«
    Â»Nein, das werdet ihr nicht tun, sonst macht ihr euch zum Gespött der Insel …«
    Dann erhob Elisa ihre Stimme in Richtung der Tutus.
    Â»Und ihr hört jetzt sofort auf mit dem Gackern! Das hier ist kein Spaß! Der Doktor hat hier heute wertvolle Arbeit in unserem Dorf geleistet. Wir müssen froh sein, so einen guten Doktor in unserer Nähe zu haben … Ruhe!«
    Der Doktor sah Elisa erstaunt an, doch sie war noch lange nicht fertig. In einem Gemisch aus Hawaiisch und Englisch, in dem sie sich am besten verständigen konnte, bat sie die Kinder um Ruhe. Demonstrativ zeigte sie auf die vier Polizisten, die unschlüssig herumstanden.
    Â»Diese Polizisten hier haben sich vielleicht heute geirrt, aber zusammen mit dem Doktor versuchen sie nur, unserem Dorf zu helfen. Sie wollen uns beschützen! Denn sollte die schlimme Krankheit Mai Pake oder eine andere böse Seuche, eines Tages wirklich zu uns auf den Berg kommen, wird Doktor Wellington es sein, der eure Leben mit seiner Medizin retten kann. Also, zeigt dem Doktor, dass ihr dankbar für seine Bemühungen seid. Los … zeigt es ihm! Sagt euer mahalo, sagt danke. Dann gebt ihr ihm die Hand, und zwar alle! Los, macht schon!«
    Binnen Sekunden war der Doktor von lebhaften Kindern umringt. Alle wollten ihm die Hand drücken.
    Die Brüder reichten Ulani ihr Hüfttuch. Amala half dem schwachen Kind, seine Blöße zu bedecken, während Elisa ihr leise zuflüsterte.
    Â»Schnell! Bring deine mo’opuna wahine zurück in die Hütte, bevor Fragen kommen, wer Ulani wirklich ist und vor allem woher sie kommt!«
    Â»Wissen wir wirklich nicht, was mit den Eltern geschah?«
    Â»Vielleicht hatten sie Mai Pake. Vielleicht aber auch nicht … aber ihr Vater ist nicht der Vater ihrer Brüder, so viel ist sicher … sie ist in Gefahr, wenn noch mehr dumme Fragen gestellt werden.«
    Sie sahen zu Ulani, die nicht weit von ihnen auf dem Boden kauerte, dicht bei ihren beiden Brüdern, und ein Bild des Jammers abgab. Nie würde Elisa den Moment vergessen, als das ausgemergelte Mädchen mit den grünen Augen sie am Hafen von Lihue angebettelt hatte. Es war, als würde ein elektrischer Funke von dem Kind auf Elisa überspringen. Sie musste es einfach mitnehmen und würde in Zukunft ihr

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