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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Sonst wurde einem noch nicht einmal die Tür geöffnet.
    Â»â€¦ einige Väter haben versucht einzudringen.«
    Â»Zwei davon leben nicht mehr … ein Dritter ist blind.«
    Amalas Stimme war grabesdüster. Den wenigen hawaiischen Vätern, die auf der Suche nach ihren verschwundenen Töchtern in das Bordell eingedrungen waren, hatte die Polizei jedes Mal böse mitgespielt. Ihre Töchter wurden nie gefunden.
    Das Rote Haus wurde offiziell von einem chinesischen Besitzer betrieben, aber Elisa hatte bereits herausgefunden, dass der Mann lediglich angestellt war. Die Profiteure des lukrativen Bordells waren weiße Plantagenbesitzer der Insel, allen voran Gouverneur Gerit Janson, ihr Erzfeind.
    Man munkelte, dass er bisweilen dort zu Gast war und eine Vorliebe für unberührte Mädchen hatte. Elisa deutete auf die Polizisten.
    Â»Sag möglichst laut, dass Ulani als deine Enkelin unter dem Schutz des ganzen Dorfes steht … Sonst kommen Bob und sein Vater noch auf Ideen …«
    Â»Ulani bekommen sie nicht! Von nun an ist sie wirklich meine Enkelin. Ich werde sie nicht aus den Augen lassen, nicht dieses Kind.«
    Damit stand Amala auf, ging zu den Kindern und hob Ulani mit ihren starken Armen hoch. Wie ein Kleinkind wog sie das zarte Mädchen vor ihrer Brust hin und her und präsentierte es den Männern.
    Â»Das hier ist meine Enkelin … Sie steht unter Peles Schutz. Wer sie anfasst, wird brennen …«
    Ulani lächelte schwach. Dann schlang sie ihre dünnen Arme um Amalas Hals.
    Â»Bist du jetzt wirklich meine kupuna wahine?«
    Â»Ja, mein tapferes Federchen … ich pass auf dich auf!«
    Elisa konnte nicht hören, was Amala sonst noch sagte. Während sie Ulani mit sich forttrug, schmiegte Eli sich an seine Mutter. »Na’aua kupuna wahine mana … Tutu Amala hat weise Großmutter-Stärke.«
    Elisa lächelte über seine klugen Worte. Manchmal war ihr Sohn schon sehr reif für einen Fünfjährigen.
    Der Abend breitete sein goldenes Licht über den Bäumen am Berghang aus. Durch die Blätterkronen malte das Licht Muster auf die Erde. Die Vögel zwitscherten, und Elisa verspürte so etwas wie Zuversicht, während ihre Anspannung langsam nachließ. Noch waren die Männer nicht fort, aber sie machten immerhin keine Anstalten, weiter die Dorfhütten zu durchsuchen.
    Der Dorfplatz unter dem großen Koabaum füllte sich nach und nach wieder mit seinen Bewohnern. Das Spektakel war vorüber, die Tutus kehrten mit ihren Kindern zurück an die Feuerstellen.
    Doktor Wellington beredete gewiss mit Piet van Ween, was der beste Rückweg wäre, mutmaßte Elisa. Sie rechnete nicht mit weiteren Maßnahmen. Es war fast Abend, und in den Bergen wurde es schnell dunkel. Es blieb den Männern nicht viel Zeit für einen sicheren Abstieg. Zwar hatte sie eine Fackel bei den Uniformierten gesehen, aber der Doktor war alt und ein wenig klapprig. Da war es besser, das letzte Tageslicht auszunutzen.
    Da kam er bereits auf Elisa zu, wohl um sich zu verabschieden. Elisa kam ihm zuvor.
    Â»Meinen Dank noch einmal, im Namen des Dorfes. Auch wenn Sie diesmal falsch informiert waren, so weiß ich Ihre Sorge um unser Wohl zu schätzen. Als Kahuna habe ich in den letzten Jahren viel über Krankheiten gelernt, doch die Seuchen …«
    Elisa lächelte so freundlich sie konnte. Es war als Einladung gedacht, denn nicht nur Frieden wollte sie mit dem Doktor, sondern auch ein Bündnis für die Zukunft.
    Doch seine bläulichen Lippen verzogen sich kaum, sodass Elisa sich bemüßigt fühlte, mit ihren Erklärungen fortzufahren.
    Â»In meiner Zeit auf Oahu und Maui habe ich einiges über die Heilmethoden der Hawaiianer gelernt … wir könnten uns ergänzen, sozusagen zusammenarbeiten, mit Gottes Hilfe.«
    Â»Ach ja?«
    Müdes Interesse flackerte hinter den Brillengläsern, doch Elisa gab nicht auf.
    Â»Es ist ein spannendes Feld. Vor allem in der Kunde der Heilkräuter sind die Kahuna sehr erfahren …«
    Der Doktor sah Elisa erstaunt an.
    Â»Sie sehen sie wirklich als eine medizinische Alternative … diese Scharlatanerie?«
    Â»Nein, so weit würde ich nicht gehen. Unsere westliche Medizin ist auf den Inseln unersetzlich geworden, gerade auch im Hinblick auf die Seuchen, die vielen neuen Krankheiten, die aus Asien nach Hawaii kommen … Wir wären völlig

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