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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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anderen sorgfältig massierte, spürte sie sein Leid, so wie er auch ihres spürte. Ihre Herzen waren schwer. Als er fertig mit ihren Füßen war, setzte er sich erneut zu ihr und hob ihr Kinn, sodass sie ihm direkt in die Augen sehen musste.
    Â»Olelo! Sprich mit mir! Du hast doch einen neuen Kummer, oder etwa nicht?«
    Da unterbrach Eli ihre Zweisamkeit.
    Â»Makuakane? Nana! Schau!«
    Kelii begrüßte seinen Sohn ausgiebig. Danach lobte er Elis Blasrohr mit blumigen Worten, und kurz darauf testeten sie die Reichweite, indem sie abwechselnd Kerne bliesen.
    Um sie herum wurden die Feuer fürs Abendessen angefacht, bis Funken hoch hinauf in den Himmel stoben. Lili’uokalanis Lied erklang, während die Kinder immer mehr Feuerholz brachten, um es später mit den Tutus den Berg hinaufzutragen. Auch die älteren Männer, die den Festplatz vorbereitet hatten, kamen jetzt zum Essen.
    Bevor es ganz dunkel wurde, kamen die Arbeiter von ihrem anstrengenden Tag auf der Plantage nach Hause. Die älteren Kinder begrüßten lebhaft ihre kleineren Geschwister, und schnell breitete sich fröhliche Stimmung aus. Heute war ihr monatliches Vollmondfest am großen Felsen, der wichtigste Tag im Monat. Schon bald sprach niemand mehr vom Besuch der weißen Männer, anderes war wichtiger.
    Elisa brachte Ulani von dem köstlichen Essen, das heute zubereitet worden war. Darunter waren kleine Stücke wildes Schwein, über viele Stunden im Erdofen unter Blättern gegart. Das Mädchen aß hungrig. Der Schreck war weitgehend vergessen, und sie war eindeutig auf dem Weg der Besserung.
    Nachdem sie fertig gegessen hatten, ging Kelii mit den Männern zum Wasserfall, um sich für die Zeremonie zu reinigen. Es war inzwischen ganz dunkel geworden. Von ferne erinnerten die Fackeln der Männer Elisa an die tanzenden Glühwürmchen im Garten ihrer Kindheit. Nach dem langen Regen öffneten sich die Blüten des Jasmins an den Büschen zwischen den Hütten. Gelächter lockte Elisa an.
    Â»Und, was ist mit dir? Welche pua, welche Blume, wirst du heute zu Ehren deines ipo tragen? Oder willst du eine Blumenkette, einen lei? Hier, das ist der schönste von allen, ich schenke ihn dir … er bringt Glück!«
    Amala strahlte mit den jungen Mädchen um die Wette. War Elisa die Einzige, die immer noch ein ungutes Gefühl beschlich? Es musste so sein, denn Amala scherzte und lachte, als sei alles nur ein böser Traum gewesen. Die jungen Frauen und Mädchen, die tagsüber auf der Plantage arbeiteten, berieten den Ablauf der Tänze und Gesänge. Viele von ihnen würden später auftreten. Alle bereiteten sich auf den Festabend vor, sogar Amalas Freund Maleko war mit seiner Ukulele gekommen. Er würde für alle spielen.
    Die Frauen und Mädchen wuschen sich im Dorf hinter der mit Symbolen bemalten Frauenhütte unter Gelächter mit Wasser aus ihren Tongefäßen. Danach schmückten sie sich gegenseitig mit Blumen und leis, manche umrandeten ihre Augen mit Kohle, um für die Männer besonders schön zu sein.
    Als Kelii mit den Männern zurückgekommen war, trat er zu Elisa in die Hütte. Während der Vollmond am Himmel aufstieg, begann Elisa, ihren Mann für seine Ernennung zum Dorfchef nach altem Ritual zu schmücken. Er würde den Umhang seines Vaters tragen, geschmückt mit den seltenen gelben Federn des Amakihi-Vogels. Doch zuerst glättete sie seine nassen, schweren Haare mit Kukuiöl. Dann rieb sie seine Haut für die heilige Zeremonie mit speziellen Kräutern ein, die ihm Klugheit, Standhaftigkeit und Kraft verleihen sollten. Zuletzt zündete sie, so wie ihre Lehrerin Hoku es ihr beigebracht hatte, mit einem Segensspruch einen getrockneten Stiel der Tausend-Nebel-Pflanze an. Sie umkreiste Kelii, einmal von rechts und einmal von links, sorgfältig darauf achtend, dass ihn der Rauch von den Sohlen bis zum Scheitel berührte. So ehrte der Klan die Ahnen, die der Menschen und die der Haie im Riff. Schon immer gab es diese Zeremonie, Keliis Großvater und sein Großvater vor ihm hatte sie mit der heiligen Traumpflanze ausgeführt.
    Â»Mahalo, ipo …« Flüsternd dankte Kelii ihr, denn Stille gehörte zum Ritual. Die Pflanze mochte weder Hektik noch Lärm. Aumakua zu ehren bedeutete eine strikte Einhaltung der alten Bräuche. So brachten Kelii und Elisa es auch ihren Kindern bei. Eli saß die

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