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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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ganze Zeit über still und aufmerksam am Eingang der Hütte und ließ sich keine Kleinigkeit entgehen. Dann waren sie fertig und Eli ging zu seinem Vater. Der Feuerschein vom Dorfplatz malte Schattengemälde an die Rückwand ihrer Hütte.
    Elisa seufzte leise, weil das Ziehen in ihrem Unterbauch jetzt in immer häufigeren Wellen kam. Noch war es nicht so weit, das spürte sie, doch lang würde es nicht mehr dauern. Sie freuten sich beide auf die Frucht ihrer Liebe, in Leidenschaft gezeugt und seit Jahren herbeigesehnt. Doch durch das Kind würden Keliis Vorfahren auch Elisas Vorfahren werden, das traditionelle Ritual, bei dem sie erst einmal zusehen durfte, würde ebenfalls ihrem Kind bevorstehen. Am Riff der Haie würde das Neugeborene im Meer getauft werden. Man würde es im Wasser kurz loslassen und warten, bis das Baby von alleine lospaddelte. Zeigte dabei ein Hai seine Flosse oder ließ sich sogar Großvater Hai sehen, der Mächtigste von allen, so war es ein besonders gutes Omen. Elisa schauderte kurz bei dem Gedanken, ihr Kind auf diese Weise in Gefahr zu bringen. Allerdings war noch nie etwas geschehen, wie Amala ihr versichert hatte.
    Der Klan der Haifischmenschen, zu dem Elisa ebenfalls gehörte, bedeutete kein leichtes Schicksal. Kampf lag auf dem Weg, Trauer und Schmerz, aber auch viel Ehre und Glück, war man fähig, den schmalen Horizont der Zeit zu vergessen. Ihr Sohn Eli wusste das schon jetzt. Als Ali’i von reinem Blut wurde er in allen alten Bräuchen unterrichtet. Kelii holte etwas aus einem Bündel am Eingang, während Eli neugierig neben ihm stand.
    Â»Elisa, ipo …«
    Sehr oft nannte Kelii sie jetzt ipo, Liebste, wenn er nach ihr rief.
    Â»Hele mai, komm her zu uns, Elisa …«
    Seine Zähne strahlten im Feuerschein, als er mit Schwung seine Mähne nach hinten warf und sie anlächelte. In seiner Hand lag ein verziertes Kindermesser, der Griff mit rot gefärbtem Leder umwickelt. Eli machte bereits große Augen.
    Â»Was meinst du, ipo? Hat unser Sohn es verdient?«
    Als Elisa nickte, überreichte er Eli zum heutigen Anlass mit den alten heiligen Worten sein erstes Messer, und ihr Sohn strahlte vor Freude, als er es ehrfürchtig entgegennahm.
    Â»Mahalo, danke«, flüsterte er. Zusammen beobachteten Elisa und Kelii, wie er das Messer im Feuerschein musterte, es dann sorgfältig in ein Stück Webtuch wickelte und in seinen Sachen verstaute. Dort würde es liegen blieben, bis sein Vater ihm zeigen würde, wie er mit dem Messer umgehen musste. So verlangte es der alte Brauch. Dann war der feierliche Moment der Vorbereitung vorüber.
    Kurz darauf balgten sich Vater und Sohn spielerisch, wie sie es oft taten, und Eli wollte seinen Vater heute gar nicht nicht mehr loslassen. Wie ein Äffchen umklammerte er seine Beine, und in Elisa wurde es warm und weich. Ihr Kind würde einen wunderbaren Vater bekommen.
    Wenig später gingen sie mit den Dorfbewohnern hinauf zum Versammlungsfelsen, gerufen vom Klang der mächtigen Trommeln, die diese Zeremonie jeden Vollmond begannen und zum Tanz riefen. In der ersten Reihe stampften die jungen Männer, bis auf ihre Blätterkränze und das Hüfttuch nackt. Ihre eingeölten Körper glänzten im Schein des Feuers, und schnell begannen die Dorfbewohner in einem Kreis um sie herum ebenfalls zu tanzen. Elisas Füße bewegten sich wie von alleine, und mit der Zeit geriet sie in eine Art von Trance. Die Flammen des Feuers in der Mitte wurden zu Wellen, der Mond über ihr war ein Tunnel zu einer anderen Welt. Sie sah Gesichter, hörte Stimmen und sah Menschen, die schon lange nicht mehr lebten. Einmal glaubte sie gar, ihren Vater zu sehen. Eine große Schale mit Tee aus der Tausend-Nebel-Pflanze ging immer wieder herum, ein rauschartiger Zustand versetzte einzelne Männer und Frauen in wilde Ekstase. Ihre Tänze wurden immer ausgefallener, und einige Pärchen verschwanden diskret im Gebüsch. Obwohl Elisa wegen ihrer Schwangerschaft nicht von dem Tee trank, rauschte es in ihren Ohren wie in der Tiefe des Meeres.
    Wie alle anderen jubelte sie, als Kelii von den Männern die Insignien des Anführers übergeben wurden. Einen Speer, eine alte wertvolle Schale und zuletzt den Haifischzahn, der ihm feierlich um den Hals gehängt wurde. Sein Vater hatte ihn bis zu seinem Tod getragen.
    Danach waren die Gesänge und Tänze der Frauen des

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