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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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würde mit meinem Baby und mit Eli geschehen, was mit den drei weiteren Kindern, die sich in meiner Obhut befinden?«
    Â»Solche Fragen stellen Sie am besten Gouverneur Janson, wenn Sie zu ihm gehen. Er wartet auf Ihren Besuch …«
    Eli begann, mit seinem Blasrohr kleine Kerne zu spucken, die den Doktor am Hosenbein trafen. Er lächelte säuerlich.
    Â»Besser wäre es, wenn die Kinder im Dorf blieben. Die neuen Rassengesetze sind nicht sehr kinderfreundlich …«
    Auf diese Weise erfuhr Elisa von dem prächtigen Landhaus in Lihue, das Janson sich auf seinem Plantagengrundstück hatte errichten lassen, als er für die nächsten fünf Jahre erneut zum Inselgouverneur gewählt worden war. Natürlich hatten nur die Weißen ihre Stimmzettel ausfüllen dürfen. Die Hawaiianer hatten auf Kauai inzwischen kein Wahlrecht mehr.
    Elisas Hals war wie zugeschnürt, als sie dem Doktor zum Abschied die Hand schüttelte. Er sah sie voller Mitleid an.
    Â»Leben Sie wohl, Fräulein Vogel. Sollten Sie mich bald brauchen, Sie wissen, wo ich zu finden bin …«
    Eiligen Schrittes ging er zurück zu den Polizisten. Elisa sah Piet van Ween aus der Richtung kommen, in der ihre Familienhütte stand. Sein kurzes Winken in ihre Richtung war von einem Abschiedsgruß begleitet, der Elisa erschauern ließ. Sein deutsches »Auf Wiedersehen« klang wie eine Drohung. Endlich waren die drei Männer talabwärts verschwunden.
    Â»Nani Elisa, meine Schöne, was hatte der Doktor noch so lange mit dir zu bereden? Bist du krank … hast du Mai Pake?«
    Kelii umfing sie mit seinen starken Armen und küsste sie zärtlich. Der melodische Klang seiner Stimme löste einen Teil ihrer quälenden Anspannung. Er scherzte mit ihr über die Unfähigkeit des Doktors, während er sich zu ihr auf die Rundbank setzte. Gemeinsam sahen sie hoch zu den keckernden Alala in der Baumkrone. Tausend ungesagte Worte standen zwischen ihnen. Zu viel war geschehen, und auf dem Spiel stand ihr ganzes Glück. Wenn Elisa ihm doch nur von der Ermordung seines Vaters erzählen könnte! Aber ihr Bauchgefühl hielt sie davon ab. Sie musste überlegen, was das Klügste wäre, denn Kelii würde sich an Piet van Ween rächen. Und damit wäre es dann endgültig vorbei mit dem Frieden für ihr Dorf.
    Â»Was schimpfen deine Vogelfreunde? Erzählen sie mir etwas vom listigen Doktor?«
    Stumm sah sie in seine klugen Augen. Wie gerne würde sie alles mit ihm teilen, doch heute war nicht der richtige Tag. In wenigen Stunden würde ihr Liebster zum neuen Dorfchef ernannt werden. Das war wichtig, alles andere musste warten.
    Der Tod seines Vaters hatte Kelii reifen lassen. Doch auch er schlief schlecht, seit eine schlechte Nachricht die andere jagte. Zum Glück hatte es keinen Mai-Pake-Fall in ihrem Dorf gegeben und niemand war an diesem Tag mitgenommen worden. Dennoch beschäftigten auch ihn die zunehmenden Repressalien.
    Â»Was ist mit den haole? Warum hassen sie uns so sehr? Sind sie wirklich ha-o-le, also seelenlos? Ist deine Rasse krank vor Gier und feige aus dummer Angst …?«
    Wieder antwortete sie nicht, doch etwas in seinem Blick irritierte sie. Wusste Kelii bereits, dass Piet van Ween seinen Vater auf dem Gewissen hatte?
    Unsicher sah sie ihn von der Seite an, doch für ihn schien das Thema für den Moment beendet. Er erwartete keine Antwort von ihr.
    Â»Du bist keine von ihnen, ipo, sonst könnte ich dich nicht so sehr lieben. Wie geht es dir? War der lange Weg zu den Apfelbäumen sehr schlimm? Ich hätte die schwarzen Perlen verstecken sollen und nicht du.«
    Damit kniete er sich zu ihren Füßen hin und inspizierte ihre geschwollenen Knöchel. Dann begann er sanft, ihre Füße zu massieren, und summte ein leises, zärtliches Lied.
    Kelii war ein stattlicher Mann. Seine Schultern waren in den Jahren auf Maui breiter geworden, sein Kinn männlich und stolz. Doch seine sonst glänzenden langen Haare waren stumpf und strähnig. Im Weiß seiner Augen zeigten rote Äderchen das Ausmaß seiner Trauer und Wut. Die letzten beiden Nächte hatte er nur wenige Stunden geschlafen, weil er mit dem Rat der Ältesten besprechen musste, wie er die Interessen des Dorfes in Zukunft besser vertreten konnte. Drei Menschen aus dem Dorf waren tot oder verschwunden und das innerhalb weniger Monate.
    Während er einen Zeh nach dem

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