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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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immer noch überrascht von dem Wunder dieser Geburt.
    Â»Elua … zwei. Du hast mir gleich zwei Kinder auf einmal geschenkt … Hast du es schon länger gewusst?«
    Â»Nein, ipo, ich habe es nicht gewusst, wirklich! Ich meine, ich war sehr dick … doch gab es in meiner Familie noch nie Zwillinge. Und in eurer Familie?«
    Â»Nein, ich kann mich nicht erinnern … wir sind reich gesegnet worden, ipo. Sie sind wunderschön, sowohl der Junge als auch das Mädchen. Ein wenig klein und zart, aber voller Leben … Mahalo, meine Liebste. Du hast mich sehr, sehr glücklich gemacht. Das Dorf wird wohl die nächsten Nächte über feiern … Ich habe schon Boten an meine Mutter geschickt … Es ist ein göttliches Zeichen!«
    Er lachte, und Elisa lachte kurz darauf ebenfalls. Die sichtlich stolze Amala brachte den Eltern ihre Zwillinge. Sie grinste von einem Ohr zum anderen, als hätte sie die Kinder selbst zur Welt gebracht.
    Â»Ich habe es von Anfang an gewusst, irgendetwas stimmte mit deinem Bauch nicht … Aber zwei auf einmal, das hätte ich so einer pupule haole, so einer verrückten Weißen wie dir, nie zugetraut …«
    Elisa lächelte vor sich hin, als Kelii das kleine Mädchen und den noch kleineren Jungen abwechselnd küsste. Sanfte hawaiische Worte sprach er mit seinen Kindern, und sie spürte, wie sehr er sie liebte.
    Als Eli mit seinen beiden Freunden dazu kam und ein wenig später die geschwächte Ulani vom Hütteneingang aus mit ihren großen grünen Augen die Neuankömmlinge bestaunte, war Elisas Glück in Keliis Armen vollkommen.
    Noch Jahre später, als sie auf ihr Leben zurücksah, war dieser Moment in einen goldenen Lichtstrahl getaucht. Inmitten ihrer geliebten Familie, der Geruch der neugeborenen Kinder in der Nase, die winzigen Finger und Zehen, suchende Blicke im Halbdunkel der Hütte, dazu die ersten zaghaften Babylaute, die wie das Miauen kleiner Kätzchen klangen, all das ergab trotz ihrer grenzenlosen Erschöpfung ein Gefühl von Vollkommenheit.
    Schon lange hatte es im Dorf kein Neugeborenes mehr gegeben, sodass am Abend nach und nach viele Dörfler vorbeikamen, um Früchte zu bringen oder duftende Blumen, auch Gefäße mit köstlichem warmem Essen. Diskret blieben manche am Eingang der Hütte stehen, um nicht zu stören. Andere wollten Elisa kurz berühren und streichelten ihre Füße oder Hände. Selbst die Augen der Ältesten leuchteten vor Glück.
    Später in der Nacht hörte sie mit Kelii draußen das erste Grillenkonzert in diesem Frühling. In der Regenzeit hatten sie sich nicht aus ihren Verstecken gewagt, doch in dieser Nacht erfüllten sie das Tal mit friedlichem Zirpen. Die Sterne leuchteten am Himmel, und der runde Mond hing über dem großen Felsen oberhalb des Dorfes. Kelii richtete sich auf, um ihr noch ein letztes Mal vor dem Einschlafen den bitteren Tee zu reichen. Dabei sah er sie prüfend an.
    Â»Wann wirst du mir endlich sagen, warum dein Herz so schwer ist, ipo? Was ist geschehen?«
    Sie wollte nicht, dass er die aufkommenden Tränen in ihren Augen sah. Sie hatte zu große Angst davor, mit ihm über das Schreckliche zu sprechen, das alles für immer verändern würde. Nichts auf der Welt durfte diesen Moment zerstören.
    Als ihr Liebster neben ihr eingeschlafen war, schickte sie ein stummes Gebet zu den Sternen. Bitte hilf mir, Gott, die zu beschützen, die ich liebe …
    Am nächsten Morgen kamen sie bereits im ersten Morgengrauen. Piet van Ween wurde diesmal nur von Bad Bob und seinem Vater begleitet. Die beiden hatten Seile und Waffen dabei, als sie in ihre Hütte eindrangen. Piet van Ween bezichtigte Kelii des Diebstahls. Eine wertvolle schwarze Perle sei von der Plantage verschwunden. Die Diebin, Amalas Nichte Okelani, hätte bereits gestanden. Dabei hatte sie Kelii schwer belastet. Er hätte sie zum Diebstahl angestiftet, um mit dieser Perle Waffen für die Königstreuen zu finanzieren. Einen Aufstand gegen die Regierung würde er planen.
    Bevor Kelii sich noch gegen den Vorwurf wehren konnte, wurde er schon gefesselt. Vor Eli und den anderen Kindern, aber auch vor der tobenden Amala, die in der Familienhütte geschlafen hatte und jetzt von Piet van Ween festgehalten werden musste, wurde Elisas Mann geschlagen und gedemütigt.
    Doch das Schlimmste stand noch bevor. Piet van Ween ging zielstrebig

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