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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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dem Dorfplatz. Über ihnen in der Baumkrone nisteten in diesem Jahr keine Alalas, sondern ein Pärchen rote I’iwis hatte sich den begehrten Nistplatz erobert. Ihre Jungen waren bereits geschlüpft. Das Fiepen der Kleinen konnte man bis in Elisas Hütte hören.
    Â»Ma, Amala … schaut mal!«
    Die Kindergruppe kam auf die Frauen zu. Es war für alle ein großer Spaß, Emma und Gerd in der Mitte vor Freude quietschen zu hören. Mit Engelsgeduld hielt Ulani die Kleinen an den Händen und spannte auch die drei Jungs dazu ein. Beschützt von vielen Händen gelangen den Zwillingen die ersten Schritte, bis sie sich an den Händen der Größeren erschöpft auf ihre Popos fallen ließen.
    Später saß Elisa auf der Bank und versuchte mit Ulani, die müden Zwillinge zu den alten Liedern in den Schlaf zu wiegen. Seit den ersten Laufversuchen war Elisas Ziehtochter unersetzlich geworden, und Amala war sehr stolz auf sie.
    All das durfte Kelii nicht miterleben. Trotz wiederholter schriftlicher Bitten von Elisa war ihr noch nicht einmal ein einziger Besuch im Gefängnis gestattet worden. Schließlich war sie nicht mit dem Gefangenen Kelii verheiratet. Doch natürlich ahnte sie den wahren Grund für die Dickfelligkeit der Behörde in Lihue.
    Eines Morgens, nachdem Elisa sich wieder eine halbe Nacht unglücklich auf ihrem Lager gewälzt hatte, stand ihre Entscheidung fest: Sie würde sich in die Höhle des Löwen begeben, denn Johannes hatte ihr mehrfach mitgeteilt, was Gerit Janson von ihr wollte. Elisa sollte mit ihrer Familie nach Lihue ziehen, um dort auf Jansons prosperierender Plantage im Herrenhaus zu dienen. Der Grund war Victoria.
    Zunächst sollte sie probeweise als Gouvernante für Victoria beginnen, eine Aufgabe, die nicht leicht werden dürfte. Victoria galt als schwierig und verwöhnt. Johannes’ Sohn Thomas, einst ihr bester Freund, wollte schon länger nichts mehr mit ihr zu tun haben.
    Â»Victoria ist inzwischen sechs Jahre alt, Elisa, wird aber von Janson behandelt wie eine erwachsene Frau. Zu vielen seiner offiziellen Veranstaltung nimmt er sie mit, selbst wenn sie erst weit nach Mitternacht aus der Stadt zurückkehren. Die Kleine schläft vor Erschöpfung oft ein …«
    Zunächst zeigte Elisa keinerlei Mitgefühl. Seit Jahren hatte sie eine Mauer um sich her errichtet, wenn es um Victoria ging. Die Trennung war zu schmerzlich.
    Â»So ist es eben, wenn man einen Gouverneur zum Vater hat und ein reinrassig weißes Kind ist, noch dazu Erbin eines riesigen Vermögens …«
    Elisas Stimme war bitter. Sollte sie als Victorias Gouvernante arbeiten, durfte das Mädchen nicht erfahren, dass Elisa in Wirklichkeit seine Mutter war.
    Â»Kommt nicht infrage …«
    Johannes ließ jedoch in diesem Punkt nicht nach.
    Â»Du musst Janson entgegenkommen … Die hygienischen Zustände in dem Gefängnis werden immer schlimmer, ich würde sie sogar als katastrophal bezeichnen. Besonders bei den Hawaiianern … Sie bekommen kaum zu essen, vor allem die Ali’i lässt man spüren, wer die Herren der Inseln sind … Kelii hat begonnen, sich im Gefängnis für andere Insassen einzusetzen, weswegen er eine Sonderstellung hat, doch damit ist er auch angreifbar …«
    Â»Was meinst du damit? Und wieso erzählst du mir jetzt von ihm, obwohl du die ganzen letzten Monate angeblich keinerlei Nachrichten von ihm hattest?«
    Â»Wir haben einen neuen Vertrauten … er beliefert das Gefängnis mit Nahrungsmitteln, und ab und zu überliefert er für Leilani Nachrichten. Wie gesagt, Kelii hat sich erneut Feinde gemacht. Vergangene Woche hat er eine junge Hawaiianerin vor dem Tod gerettet und dafür von den Wärtern Prügel bezogen … Wenn wir ihn retten wollen, musst du Janson für dich gewinnen. Bitte, Elisa, tu einfach, was er von dir verlangt … wenn es dir nicht ganz unmöglich ist.«
    Vor ihrem Umzug vom Dorf nach Lihue standen einige Entscheidungen an. Elisa wollte eine der kleineren schwarzen Perlen aus dem Collier ihrer Mutter von Johannes in Geld umtauschen lassen, um ein passendes Haus für ihre Familie zu mieten. Auch musste sie die Kinder für das Leben in Lihue ausstatten. Die vier Großen würden dort eine gute Schule besuchen können, aber der Schulbesuch kostete Geld.
    In der Missionarsschule von Lihue war man willens, ihr beim Schulgeld

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