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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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gibt es keine weißen Polizisten, die meinen Pa einfach schlagen dürfen, oder?«
    Ali’i wie Kelii und Eli stahlen nicht, sie waren stolz und würden lieber sterben als ein unehrenhaftes Leben führen. Das waren die Regeln, nach denen Eli schon mit seinen sechs Jahren lebte. Sie strich ihm über die vom Spiel erhitzten Wangen und küsste zärtlich seine Stirn.
    Â»Wo auch immer dein Pa ist, er denkt jeden Tag an dich, und er hat dich lieb … Weißt du das? Du bist sein Großer, sein erstgeborener Sohn und damit sein Nachfolger … Aber für Ulanis Brüder musst du ein gutes Beispiel sein. Sie haben weder Vater noch Mutter, und wir wissen nicht, ob sie Ali’i sind. Doch es schadet nicht, davon auszugehen. Kannst du deinen Freunden also ein Beispiel sein, wie man sich als Ali’i verhält? Sie wachsen mit in unserem Klan der aumakua auf, und das ist ohnehin eine große Verantwortung … bald müsst ihr Jungs hinaus zum Riff …«
    Eli nickte ernst. Wie die anderen kleinen Kinder sah er seiner ersten großen Schwimmprüfung mit Nervosität entgegen. Mit Kanus würden sie alle zum Riff gerudert werden, dort mussten sie ins Wasser springen und alleine zum Ufer zurückschwimmen, während die Dorfbewohner sie anfeuerten und die Lieder der Haifischgötter sangen.
    Sie schickte ihn zu den anderen zum Spielen, sah ihm aber mit einer gewissen Sorge hinterher. Ihr war klar, dass Eli niemals vergessen würde, was mit seinem Vater geschehen war. Schon jetzt schmiedete er mit Ulanis Brüdern Pläne, wie man die Polizei in Hanalei in Zukunft würde ärgern können.
    Sie ermunterte ihren Sohn stets, den Ehrenkodex der Ali’i nie zu vergessen, und hoffte, Elis Zorn würde noch lange in Geschichten und Kinderspielen ein Ventil finden.
    Â»Es ist so weit, sie sind da … wir können beginnen.«
    Der Tag der Taufe der Zwillinge war gekommen. Elisa war froh über die Freude, die das Dorf an den Babys hatte, denn auch für Elisa waren der Junge und das Mädchen fast wie kleine Wunderwesen. Fast von Anfang an waren sie unterschiedlich in Temperament und Aussehen. Der Junge sah europäisch aus und ähnelte Elisa. Das Mädchen hingegen war Keliis Schwester Leilani fast wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Erst zögerte Elisa, den Kindern überhaupt Namen zu geben, denn sie wollte vorher mit Kelii sprechen, zumindest über die hawaiischen Namen. Sie waren bei den Ali’i überaus wichtig, und eigentlich würde ein Junge wie sein Vater oder Großvater heißen, wenn er kürzlich verstorben war.
    Ein Mädchen würde traditionellerweise vielleicht Leilani heißen, wie Keliis Schwester, oder nach seiner Großmutter benannt werden. Elisa fühlte sich aber zu keinem der Namen hingezogen. Schließlich versetzte sie sich sogar mit der Tausend-Nebel-Pflanze in Trance, um Klarheit zu bekommen, doch es kamen ihr stets nur die deutschen Namen in den Sinn, die sie ohnehin schnell gewählt hatte. Kelii würde den Kindern also die hawaiischen Namen geben müssen, sobald er wieder bei ihnen war. Das entschied sie eines Abends mit Amala, denn sie wollte eine baldige Taufe.
    Â»Meine Tochter nenne ich Emma, nach meiner Großmutter, der Mutter meines Vaters. Was meinst du?«
    Â»Kann ich nicht alleine entscheiden … Emma haben wir nicht. Wir haben nur ena’ena, das heißt glühend …«
    Sie grinste breit, da es für ein Mädchen nicht sonderlich passend wäre, wenn der Name Glühendes oder Glut versprach, doch dann fragte sie die anderen Tutus.
    Der Name Emma wurde im Dorf gerne angenommen, er war einfach auszusprechen und gefiel auch Ulani gut. Als Elisa ihr Töchterchen im Wasserbecken unterhalb des Wasserfalls taufte, wurden Ulani und Amala die christlichen Paten, obwohl es dieses Amt bei den Hawaiianern nicht gab.
    Johannes war mit Leilani und ihren Kindern aus Lihue zu Besuch gekommen. Johannes legte Elisa ihren kleinen Sohn ans Herz. Als er den Kleinen übers Wasser hielt und Elisa mit ihm das heilige Taufsakrament sprach, musste sie beinahe weinen, so überwältigend war ihre Sehnsucht nach Kelii. Gerd würde ihr Sohn heißen, es war die Koseform von Gerhard, der Namen ihres verstorbenen Vaters, der Johannes’ geliebter Patenonkel war. Es schien passend, selbst die Dorfältesten waren zufrieden, zumal die Zwillinge durch Kelii schon sehr bald ihre hawaiischen Namen

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