Insel der Sehnsucht, Insel des Gluecks
Die Scheidung wird sich natürlich dadurch etwas verzögern, dass wir uns in den vergangenen Tagen nach Recht und Gesetz
.versöhnt hatten. Aber sobald das zu regeln ist, verspreche ich dir, dass ich dich freigebe."
Frei! Chloe bezwang den Wunsch, sich in seine Arme zu stürzen, ihm die schrecklich kalte, höfliche Maske zu entreißen und ihn zu bitten, sie, Chloe, festzuhalten und nie mehr loszulassen
... zur Hölle mit den Folgen. Doch ihre britische Zurückhaltung, über die Leon sich so oft lustig gemacht hatte, hinderte sie daran. Sie wusste nicht, ob sie froh oder traurig sein sollte, als Leon kurz danach vom Tisch aufstand und damit andeutete, dass die Entscheidung unwiderruflich gefallen war.
Chloe packte in ihrem Schlafzimmer gerade das Nötigste zusammen, als Marisa hereinkam. Sie war immer noch bleich, aber ihr Blick schweifte triumphierend zu dem offenen Koffer.
"Du reist endlich ab! Leon hat dich vielleicht begehrt, aber er liebt nur mich. Ich werde für ihn immer an erster Stelle stehen", verkündete sie schrill. "Er hat die vergangene Nacht bei mir verbracht, ist aus deinen lauwarmen Umarmungen in mein Bett geflüchtet. Nur ich kann ihm geben, was du ihm niemals geben kannst. Ich verstehe ihn - wir sind vom selben Blut." Sie lachte verächtlich, als Chloe blass wurde. "Es stört dich, wenn ich von unserem engen Verwandtschaftsverhältnis spreche, nicht wahr?
Leon findet es nicht anstößig. Frag ihn doch selbst!"
Da Chloe von Leon bereits wusste, dass er ihr einen Platz in einer Maschine am frühen Nachmittag gebucht hatte, blieb ihr nur noch eine Kleinigkeit zu tun, und sie tat es, bevor sie endgültig ihr Schlafzimmer verließ. Sie nahm die kostbaren Perlen, die Leon ihr auf Los geschenkt hatte, und legte sie in die Schublade der Frisierkommode. Tränen schimmerten in ihren Augen, als sie daran dachte, mit wie viel Freude sie diese Perlen getragen hatte.
Zu ihrer Überraschung bestand Leon darauf, sie persönlich zum Flughafen zu fahren. Wollte er sich vielleicht überzeugen, dass sie auch wirklich abflog?
Die Fahrt verlief in angespanntem Schweigen. Leon parkte den Wagen vor dem Haupteingang und beugte sich über Chloe, um die Beifahrertür zu öffnen. Unwillkürlich zuckte Chloe zurück und bemerkte, wie seine Augen zornig aufleuchteten.
Wortlos stieg er aus und holte ihr Gepäck aus dem Kofferraum.
"Adieu, Chloe", sagte er schroff, wobei er ihr das Ticket und den Koffer reichte. "Du hast sicher Verständnis, dass ich auf eine lange Abschiedsszene verzichten möchte." Völlig unerwartet beugte er sich vor und küsste sie heftig auf den Mund. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ließ sie stehen.
Chloe schaffte es, ihre Tränen zurückzuhalten, bis sie im Flugzeug saß. Die Stewardess, die ihr abgewandtes Gesicht bemerkte und ihr Spiegelbild im Fenster sah, ließ sie taktvoll in Ruhe. Und da die benachbarten Sitze unbesetzt waren, sah niemand die Tränen, die Chloe über die Wangen rannen. Sie weinte um ihre zerstörten Träume und um den Mann, den sie zurückgelassen hatte.
10. KAPITEL
Es war im Spätherbst, und in der Luft lag schon ein Hauch von Frost. Chloe wollte gerade Harrods verlassen, wo sie vergeblich versucht hatte, für ihre Arbeitgeberin eine ganz bestimmte Marke französischer Seidenstrümpfe zu bekommen.
Louise würde sich bestimmt schon fragen, wo sie blieb, denn sie war bereits über eine Stunde fort.
In dem Gewühl am Ausgang stieß Chloe mit einer Frau in einem eleganten, langen Pelzmantel zusammen. Man sah sich an, wollte sich entschuldigen, da erkannte Chloe Madame Kriticos.
"Chloe!" rief Madame Kriticos erfreut und nahm Chloe am Arm. "Was für eine Überraschung! Haben Sie es eilig, meine Liebe? Ich wollte gerade zu Fortnum's, meine Füße etwas ausruhen lassen und eine Tasse Tee und etwas von dem köstlichen Gebäck dort genießen. Leisten Sie mir doch Gesellschaft!"
"Ich fürchte, das ist nicht möglich. Ich arbeite augenblicklich für eine Schriftstellerin und bin schon spät dran ..."
"Sie arbeiten? Aber ..."
"Es macht mir Spaß", sagte Chloe rasch. Sie wollte Madame Kriticos nicht erklären, dass sie seit ihrer Rückkehr aus Griechenland keinen Penny von dem Geld angerührt hatte, das Leon ihr monatlich überwies. Ihr kleines Apartment, ihre Kleidung, ihr Essen wurden ausnahmslos von dem Geld bezahlt, das sie bei Louise Simmonds verdiente. "Und Louise ist eine wundervolle Arbeitgeberin."
"Schön, wenn Sie jetzt keine Zeit haben, müssen Sie heute
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