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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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lächelte schwach.
    Er wandte sich ab und blickte aufs Wasser. »Ich weiß, daß die Leute glauben, sie wäre schwimmen gegangen und dabei ertrunken. Aber das ist unmöglich. Sie liebt es, einfach dazusitzen und raus aufs Meer zu schauen. Sie liebt die Geräusche, den Geruch, aber sie wäre nie reingegangen. Wo, zum Teufel, ist sie nur? Verdammt, Susan, das ist einfach nicht fair! Willst du mich so dazu bekommen, ein Haus zu kaufen? Ich kann hier nicht so rumstehen.«
    Er lief die Düne hinauf, wobei er mit seinen Schritten kleine Sandlawinen auslöste.
    »Kannst du dir vorstellen, daß sie das tut, Nathan? Ihn zu Tode zu ängstigen, nur weil sie wütend auf ihn ist?«
    »Hoffen wir’s. Komm.« Er legte den Arm um ihre Taille. »Laß uns zurück zu meinem Cottage gehen und dabei die Augen offenhalten. Dort können wir erst mal abschalten.«
    Der Wind frischte auf, während sie die Dünen hinaufstapften. Weiter im Inland begannen Strandginster und Lorbeersträucher dem sandigen Boden Halt zu verleihen. Viele Spuren zerfurchten die Erde: die Kratzer der Sandkrabben, die Krallenabdrücke der wilden Truthähne, die plattgetretenen Stellen, die das Rotwild beim Äsen hinterlassen hatte.
    »Vielleicht hat sie die Schuhe ausgezogen, weil sie barfuß gehen wollte«, gab Jo zu bedenken. »Sie war wütend, aufgebracht, wollte allein sein. Es war eine warme Nacht. Vielleicht ist sie die Küste entlanggegangen, immer am Wasser entlang. Das scheint mir am wahrscheinlichsten zu sein.«
    Sie wandte sich um und ließ den Blick über das Meer wandern. Der salzige Wind brachte Sand mit sich.
    »Vielleicht haben sie sie schon gefunden.« Nathan legte seine Hand auf ihre Schulter. »Sobald wir am Cottage angekommen sind, fragen wir telefonisch nach.«
    »Wohin kann sie sonst verschwunden sein?« fragte Jo achselzuckend. »Es wäre dumm gewesen, in den Wald zu laufen. Dort scheint der Mond nicht, und außerdem hätte sie ihre Schuhe gebraucht. War sie wirklich so wütend, daß sie ihrem Mann einen derartigen Schrecken einjagt? Und alles wegen eines Hauses?«
    »Ich weiß es nicht. Eheleute tun sich manchmal gegenseitig die unglaublichsten Dinge an. Dinge, die Außenstehenden grausam oder lächerlich vorkommen.«
    »Hast du das auch getan?« Sie studierte sein Gesicht. »Hast du in deiner Ehe grausame oder lächerliche Dinge getan?«
    »Kann schon sein.« Er strich ihr eine verwehte Haarsträhne hinters Ohr. »Meine Ex-Frau hat sicher eine lange Liste solcher Dinge zu bieten.«
    »Die Ehe ist oft ein Fehler. Man ist von jemandem abhängig, man klammert sich ganz automatisch an den anderen oder nimmt ihn als selbstverständlich.«
    »Ziemlich zynisch für jemanden, der noch nie verheiratet war.«
    »Ich hab’ eine Menge Ehen beobachtet.«
    »Beobachten ist weniger riskant, als es selbst zu tun.«
    Sie wandte sich wieder ab. »Stell dir vor, sie ist verschwunden, um ihn leiden zu lassen – wie kann er ihr das jemals verzeihen ?«
    Plötzlich war sie außer sich vor Zorn. »Aber er wird’s tun, oder?« Abrupt wirbelte sie zu ihm herum. »Er wird ihr verzeihen, er wird ihr schluchzend zu Füßen liegen und ihr zum Dank das blöde Haus kaufen. Und um ihren Willen zu bekommen, mußte sie ihn nur ein paar Stunden durch die Hölle gehen lassen.«
    Nathan betrachtete ihre funkelnden Augen und ihre geröteten Wangen. »Vielleicht hast du recht.« Es faszinierte ihn, daß ihre Stimmung von einer Sekunde auf die andere so umschlagen konnte. »Aber du verdammst hier eine Frau, die du nicht mal kennst.«
    »Ich kenne andere wie sie. Meine Mutter, Ginny, Menschen, die tun, was ihnen gerade einfällt, ohne sich darum zu kümmern, welche Folgen das für die anderen hat. Ich hasse solche Menschen. Sie sind egoistisch, denken nur an sich selbst.«
    In ihrer Stimme schwang tiefer Schmerz mit. Ihr Echo durchströmte ihn, zog seinen Magen zusammen. Ich muß es ihr sagen, dachte er. Ich kann es nicht länger für mich behalten, kann es nicht länger verdrängen, auch wenn ich immer
wieder versucht habe, mich davon zu überzeugen, daß es für uns beide das beste ist.
    Es hatte noch einen Tag Zeit, beschloß er. Bis man Susan Peters gefunden hatte. Wenn er die Götter herausforderte, indem er noch einen Tag wartete, noch ein paar Stunden stahl, bevor er ihrer beider Leben erschütterte, würde er den Preis dafür zahlen.
    Um wieviel höher als der, den er bereits gezahlt hatte, konnte er schon sein?
    Wenn er sicher war, daß sie stark war, wenn er sicher

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