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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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beobachten, sehen, wie sich der Nebel über dem Fluß hebt.«
    Sie bewegte sich ein bißchen, so daß sie sein Gesicht sehen konnte. »Und du, Brian, warum bleibst du hier? Du könntest doch genausogut in all diese Städte gehen, die Küche eines vornehmen Hotels leiten oder ein eigenes Restaurant aufmachen. Warum tust du es nicht?«
    »Weil es nicht das ist, was ich will. Alles, was ich brauche, finde ich hier.«
    »Genau wie ich.« Sie bettete ihr Gesicht wieder auf die Decke. »Und jetzt laß mich bitte allein.«
    Er stand auf, schaute auf sie hinab. Er fühlte sich groß und unbeholfen. Er versenkte die Daumen in seinen vorderen Taschen und entfernte sich einige Schritte, ging auf und ab, blieb am Fenster stehen, um hinauszublicken, um wieder sie anzuschauen. Reglos lag sie da. Er fluchte innerlich, atmete tief aus, ging zur Tür. Und drehte sich wieder um.
    »Ich habe vorhin nicht die Wahrheit gesagt, Kirby. Ich habe es nicht beendet. Ich wollte es, aber es ging nicht. Es geht nicht weg … dieses Gefühl. Ich hab’s versucht, aber es ist einfach nicht verschwunden.«
    Sie fuhr sich übers Gesicht und richtete sich auf. Nein, irgendwie sah er nicht besonders glücklich aus. In seinen Augen war Bedauern zu erkennen, sein Mund wirkte trotzig, und seine ganze Körpersprache verriet Verdruß. »Ist das deine reizende Art, mir mitzuteilen, daß du mich liebst?«
    »Hab’ ich das nicht gesagt?«
    »Du stößt mich aus deinem Leben, du demütigst mich, indem du mich hier in einem schwachen Moment aufstöberst, du sprichst mir meine Gefühle und meinen Charakter ab, und dann sagst du mir, daß du mich liebst?« Kopfschüttelnd strich sie ihr feuchtes Haar aus dem Gesicht. »Das muß der romantische Moment sein, von dem jede Frau träumt.«
    »Ich habe dir nur ehrlich gesagt, was ich fühle.«
    Sie stieß einen langen Seufzer aus. War das etwa Freude, was sich da ganz tief in ihrem Innern langsam breitmachte? Sie beschloß, dieses Gefühl fürs erste noch in Schach zu halten. »Da ich dich aus einem Grund, an den ich mich nicht erinnern kann, ebenfalls zu lieben scheine, mache ich dir einen Vorschlag.«
    »Ich höre.«
    »Warum machen wir nicht einen Strandspaziergang. Einen schönen, langen Spaziergang. Die frische Luft macht dir vielleicht den Kopf wieder klarer. Und dann kannst du ja noch mal versuchen, mir zu sagen, was du fühlst.«
    Er betrachtete sie eine Weile und stellte fest, daß sein Kopf schon klarer wurde. »Nichts dagegen«, antwortete er und streckte ihr eine Hand entgegen.

Achtundzwanzig
    Etwas Unheilvolles lag in der Luft. Sam konnte es fühlen. Es war mehr als die gewöhnliche Schwüle, als der tief herabhängende Himmel. Er dachte voll Sorge an den Hurrikan Carla, der gerade über die Bahamas hinwegfegte. Im Wetterbericht hieß es zwar, daß Carla aufs offene Meer abziehen werde, aber Sam wußte, daß Wirbelstürme weiblich und daher unberechenbar waren.
    Die Chancen standen gut, daß Carla an Desire vorbeiziehen und ihre Wut an Florida auslassen würde, doch Sam war skeptisch. Die Luft war zum Schneiden dick; man konnte kaum noch atmen.
    Er wandte sich zum Gehen, um zu Hause einen Blick auf die kleine Wetterstation zu werfen, die Kate ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, und die Kurzwelle abzuhören. Kein Zweifel, daß ein Sturm heraufzog. Es fragte sich nur, wann er kam.
    Als er die Hügelkuppe erreichte, sah er am äußersten Ende des Gartens ein Paar. Die beiden standen im milden Licht der untergehenden Sonne, und Jos Haar leuchtete wie eine Flamme. Sie lehnte an der Schulter des Mannes, und es war nicht zu übersehen, daß sich die beiden mochten.
    Der kleine Delaney, dachte Sam. Jetzt ist er ein Mann. Und die Hand dieses Mannes ruhte auf dem Po von Sams Tochter. Sam atmete aus und fragte sich, was er davon halten sollte.
    Dann trafen sich ihre Münder. Der leidenschaftliche Kuß verriet, daß sie schon mehr gemeinsam getan hatten, als sich nur zu küssen.
    Und was sollte er davon halten?
    Früher wäre das nicht möglich gewesen. Er erinnerte sich, wie er damals um Annabelle geworben hatte und wie sie sich beide heimlich wie Diebe davongestohlen hatten, um ihre Zärtlichkeiten im verborgenen auszutauschen. Wenn Belles Vater sie dabei in der Öffentlichkeit erwischt hätte, wäre der Teufel los gewesen.
    Mit festem Schritt ging Sam weiter – er trat so fest auf, daß man ihn unmöglich überhören konnte. Doch zu Sams Mißfallen stoben die beiden nicht mit schuldbewußten Gesichtern

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