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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Initialen zu entziffern. »J.E.H.«
    »Jo Ellen Hathaway«, klärte sie ihn auf in der Hoffnung, er möge dann verschwinden.
    »Es war mir ein Vergnügen, von Ihnen gerettet zu werden, Jo Ellen.« Er streckte ihr seine Hand entgegen und registrierte amüsiert, daß sie sie erst nach kurzem Zögern ergriff.
    »Wenn Sie Ihren Jeep durchchecken lassen wollen: Wenden Sie sich an Zeke Fitzsimmons. Er wird ihn wieder auf Vordermann bringen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt auf Desire.«
    »Der Anfang war schon besser als erhofft.«
    »Dann können Sie nicht allzuviel erwartet haben.« Sie entzog ihm ihre Hand und führte ihn zurück zum Haupteingang. »Der Regen hat nachgelassen«, sagte sie, als sie ihm die Tür öffnete. »Sie können das Cottage gar nicht verfehlen.«
    »Nein.« Er erinnerte sich an den Weg. »Bestimmt nicht. Bis bald, Jo Ellen.« Bis sehr bald, dachte er, aus mehreren Gründen.
    Mit zur Seite geneigtem Kopf schloß sie ohne ein weiteres Wort die Tür und ließ ihn mit der Frage, was er als nächstes tun sollte, allein auf der Veranda stehen.

Sechs
    An seinem dritten Tag auf Desire wachte Nathan voller Panik auf. Sein Herz hämmerte, er war kurzatmig und schweißüberströmt. Mit geballten Fäusten richtete er sich ruckartig im Bett auf, sein Blick jagte die dunklen Schatten im Raum.
    Schwaches Sonnenlicht drang durch die Lamellen der Jalousie und ließ auf dem dünnen grauen Teppichboden einen Käfig entstehen.
    Einen quälenden Augenblick lang war sein Hirn leer, gefangen in den Bildern, die es überströmt hatten. Bäume im Mondschein, Nebelfinger, der nackte Körper einer Frau, dunkles Haar wie ein aufgeschlagener Fächer, weit aufgerissene, glasige Augen.
    Er gab sich einen Ruck und stand auf. In dem engen Bad stieg er in die weiße Badewanne, zog den fröhlich gestreiften Duschvorhang zu und drehte das heiße Wasser auf. Er wusch den Schweiß ab und stellte sich vor, daß die Panik wie ein dunkelroter Schleier von ihm glitt und im Abfluß ihre Kreise zog, bevor sie verschwand.
    Als er sich abtrocknete, war der Raum voller Wasserdampf. Aber sein Kopf war wieder klar.
    Er schlüpfte in ein abgetragenes kurzärmliges Sweat-Shirt und in eine alte, kurze Turnhose und ging unrasiert und mit nassem Haar in die Küche, um Wasser für den Instant-Kaffee aufzusetzen. Er schaute sich um und runzelte angesichts der alten Kaffeekanne und des einfachen Plastikfilters zum wiederholten Mal die Stirn. Selbst wenn er die richtige Größe gewußt hätte, wäre es ihm bestimmt nicht in den Sinn gekommen, Filtertüten mitzubringen.
    In diesem Augenblick hätte er tausend Dollar für eine Kaffeemaschine bezahlt. Er stellte den Wasserkessel auf die vordere Platte des Herdes, der sicher älter als er selbst war, und ging hinüber zu der Sitzecke des großen Mehrzweckraums,
um die Morgennachrichten einzuschalten. Der Empfang war miserabel und die Programmauswahl mehr als mager.
    Keine Kaffeemaschine, kein Pay-TV, dachte Nathan, als er endlich die Frühnachrichten eines der drei zu empfangenden Sender auf dem Bildschirm hatte. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er und Kyle sich über das spärliche Fernsehprogramm beklagt hatten.
    In dieser blöden Glotze kommt ja noch nicht mal Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann . So ’n Mist.
    Ihr seid schließlich nicht hier, um vor dem Fernseher zu sitzen.
    Ach, Mom.
    Die Farbgestaltung kam ihm verändert vor. Er hatte die breiten, tiefen Sessel und das Sofa in sanften Pastelltönen in Erinnerung. Nun waren sie in einem geometrischen Muster in satten Grün- und Blautönen und in leuchtendem Gelb bezogen.
    Der Ventilator, der in der Mitte des Raumes an der Decke angebracht war, hatte damals gequietscht. Jetzt hatte er den unwiderstehlichen Drang verspürt, an der Strippe zu ziehen, und festgestellt, daß nur das leise Zischen der Flügel zu hören war.
    Aber immer noch teilte der lange Eßtisch aus Kiefernholz den Raum – an diesem Tisch hatten er und seine Familie in jenem Sommer gegessen, sich mit Brettspielen die Zeit vertrieben und riesengroße Puzzles zusammengesetzt.
    Er wandte sich von dem Fernseher ab und ging zurück zum Herd, um das dampfende Wasser auf seinen Instant-Kaffee zu schütten. Mit dem Kaffeebecher in der Hand ging er hinaus zu der gazebespannten Verandatür und schaute auf den Fluß.
    Jetzt, wo er hier war, tauchten viele Erinnerungen an der Oberfläche auf. Und deshalb war er ja gekommen. Um sich an jenen Sommer zu erinnern, Schritt für Schritt,

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