Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
kühl erscheinen ließ. Sie waren mit dunklen Holzpaneelen gerahmt, die zusammen mit der reich verzierten Stuckdecke luxuriös wirkten.
Das Mobiliar war schwer und aufwendig, wie geschaffen für ein prachtvolles Foyer. Ein Paar George-II.-Armsessel mit muschelförmiger Rückenlehne rahmten einen achteckigen Kredenztisch, den eine hohe Messingurne mit süßduftenden Lilien und Wildgräsern schmückte.
Obwohl er selbst keine Antiquitäten – oder irgend etwas anderes – sammelte, betrachtete er stets alle Aspekte eines Bauwerks, auch die Innenräume. Er studierte das flämische Standkabinett aus geschnitzter Eiche, den mannshohen Spiegel mit dem vergoldeten Rahmen, den mit Intarsien verzierten Leuchter, die Zartheit von Queen Anne und den Glanz von Louis-quatorze. Eine perfekt gelungene Mischung der Epochen und Stile.
»Unglaublich.« Die Hände in den Gesäßtaschen seiner Jeans vergraben, wandte er sich an Jo. »Eine Wahnsinnsvorstellung, an einem solchen Ort zu leben.«
»In mehr als einer Hinsicht.« Ihre Stimme klang trocken, fast ein wenig bitter. Fragend zog er eine Braue hoch, aber sie schwieg. »Die Rezeption ist im vorderen Salon untergebracht.«
Sie durchquerte die Halle, betrat den ersten Raum zu ihrer Rechten und bemerkte, daß dort im Kamin Feuer brannte – wahrscheinlich zur Begrüßung des Yankees und um die anderen Gäste auch an diesem Regentag, an dem sie das Haus nicht verlassen konnten, bei Laune zu halten.
Sie ging zu dem mächtigen alten Chippendale-Schreibtisch, öffnete die Schreibklappe und blätterte durch die Unterlagen der zu vermietenden Cottages. Das Büro für den tagtäglichen Verwaltungskram befand sich oben im Familienflügel, und dort stand auch der Computer, mit dem sich Kate herumschlug.
»Little Desire Cottage«, verkündete Jo und zog den Mietvertrag aus dem Papierstapel. Sie registrierte, daß er schon abgestempelt war, um den Erhalt der Anzahlung zu bestätigen, und daß sowohl Kate als auch Nathan Delaney ihn unterschrieben hatten.
Jo legte den Vertrag beiseite und öffnete eine Schublade, aus der sie die Schlüssel für das Cottage nahm. »Der hier ist für die Vorder- und die Hintertür, und der kleinere ist für den Abstellraum unter dem Cottage. Aber an Ihrer Stelle würde ich dort nichts Wichtiges aufbewahren, denn der Fluß tritt manchmal über die Ufer und überschwemmt den Raum.«
»Ich werde daran denken.«
»Das Telefon habe ich gestern freigeschaltet. Alle Gespräche werden auf das Cottage gebucht und erscheinen auf Ihrer monatlichen Abrechnung.« Sie öffnete eine andere Schublade und nahm eine schmale Mappe heraus. »Hierin finden Sie alle wichtigen Informationen. Den Fahrplan der Fähre, Gezeiteninformationen, wo Sie ein Boot oder eine Angelausrüstung mieten können. In einer kleinen Broschüre wird die Insel beschrieben, die Geschichte, Flora und Fauna. Warum starren Sie mich eigentlich so an?«
»Sie haben wundervolle Augen. Es ist schwer, sie nicht anschauen.«
Sie drückte ihm die Mappe in die Hand. »Sehen Sie sich lieber das hier an.«
»Okay.« Nathan öffnete die Mappe und begann sie durchzublättern. »Sind Sie immer so nervös, oder ist das Ihre Reaktion auf mich?«
»Ich bin nicht nervös, nur ungeduldig. Ich habe nämlich keinen Urlaub. Haben Sie noch irgendwelche Fragen – zum Cottage oder zur Insel?«
»Ich werde es Sie wissen lassen.«
»Weitere Informationen über das Cottage finden Sie in der Mappe. Wenn Sie bitte hier unterschreiben würden, um den Empfang der Schlüssel und des Informationsmaterials zu bestätigen. Und dann sind wir auch schon fertig.«
Die Geschwindigkeit, mit der sich ihre Südstaaten-Gastfreundlichkeit verflüchtigte, entlockte ihm ein Lächeln. »Ich möchte Ihre wertvolle Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen«, sagte er und griff nach dem Stift, den sie ihm entgegenhielt. »Aber ich werde wiederkommen.«
»Frühstück, Mittag- und Abendessen werden im Speisezimmer der Pension serviert. Die entsprechenden Zeiten finden Sie ebenfalls in der Mappe. Wenn Sie mittags picknicken möchten, bekommen Sie ein Lunchpaket.«
»Mögen Sie Picknicks?« fragte er sie.
Sie stieß einen Seufzer aus, nahm ihm den Stift aus der Hand und setzte ihre Initialen unter seine Unterschrift. »Sie verschwenden nur Ihre Zeit mit mir, Mr. Delaney. Ich bin nicht an Ihnen interessiert.«
»Jede intelligente Frau weiß, daß eine solche Aussage nur eine Herausforderung ist.« Er beugte sich über das Papier, um ihre
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