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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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um eine sechsundzwanzigjährige Frau – und dazu um eine Frau, die als besonders lebenslustig bekannt war. Um eine Frau, die kam und ging, wann es ihr paßte, die keine Feinde hatte und das Leben genoß.
    Vor zwanzig Jahren, erinnerte sich Brian, als eine andere Frau verschwunden war, hatten sie sich etwas mehr Mühe gegeben, hatten etwas länger und etwas intensiver gesucht, um Annabelle zu finden. Die Polizisten waren über die Insel getigert, hatten Fragen gestellt, Notizen gemacht, ernste Gesichter gezogen. Aber damals war Geld im Spiel gewesen – Treuhandvermögen, Besitz, Erben. Erst nach und nach hatte er begriffen, daß die Polizei ein mögliches Verbrechen untersuchte. Und daß sein Vater der Hauptverdächtige war.
    Aber als nicht der geringste Hinweis auf ein Verbrechen aufgetaucht war, war das Interesse der Polizei schließlich verflogen. Und Brian nahm an, daß das Interesse in Ginny Pendletons Fall noch viel schneller verfliegen würde.
    Er erwog flüchtig, nach der Fernbedienung zu greifen und den Fernseher einzuschalten. Das Wohnzimmer – oder das Familienzimmer, wie Kate es hartnäckig nannte – wurde nur selten benutzt.
    Natürlich war es Kate, die die Einrichtung ausgesucht hatte – bequeme tiefe Sessel, schwere alte Tische und das Sofa, das zum Nickerchen einlud. Auf dem Boden hatte sie jede Menge Sitzkissen verteilt. Aber es war nicht gerade typisch für die
Hathaways, sich abends vor dem Fernseher zu versammeln. Wir sind Einzelgänger, dachte Brian. Jeder von uns findet viel schneller Vorwände, um für sich allein zu sein, als Gründe, seine Zeit mit den anderen zu verbringen.
    Das machte das Leben irgendwie … einfacher.
    Er stand auf und ging zu dem kleinen Kühlschrank hinter der Mahagoni-Bar – eine weitere von Kates verbohrten Ideen. Sie sorgte stets dafür, daß die Bar und der Kühlschrank gut gefüllt waren. Als ob sich die Familie nach einem langen Arbeitstag zu einem Drink, zu einer Unterhaltung treffen würde. Brian mußte lächeln, als er ein Bier öffnete.
    Ziemlich unwahrscheinlich.
    Der Gedanke klang noch bitter in ihm nach, als sein Vater den Raum betrat. Verblüfft starrten sie sich an – es war schwer zu sagen, wen dieses unerwartete Zusammentreffen mehr überraschte.
    »Fertig mit der Arbeit?« fragte Sam schließlich.
    »Sieht so aus. Es gibt nichts mehr zu tun.« Da es Brian lächerlich vorkam, so herumzustehen, sagte er achselzuckend: »Willst du auch ein Bier?«
    »Nichts dagegen.«
    Brian holte noch eine Flasche aus dem Kühlschrank und öffnete sie, während sein Vater zögernd durch den Raum ging. Sam nahm einen ordentlichen Schluck. Eigentlich hatte er sich bei einem Baseball-Spiel entspannen und nach einem doppelten Bourbon ins Bett gehen wollen. Er hatte keinen Schimmer, wie er mit seinem Sohn ein Bier trinken sollte.
    »Es regnet«, sagte er, sich langsam vortastend.
    Brian hörte den Regen ans Fenster trommeln. »War ein ziemlich trockener Frühling.«
    Sam nickte und trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. »Ein paar von den kleineren Tümpeln sind kurz vor dem Austrocknen. Wurde allmählich Zeit.«
    »Den Touristen wird’s nicht gefallen.«
    »Nein.« Sams Stirnrunzeln war schon fast ein Reflex. »Aber wir brauchen den Regen.«
    Wieder machte sich das zähe Schweigen zwischen ihnen breit. Brian gab sich einen Ruck. »So, das Wetter hätten wir
hinter uns gebracht. Was ist das nächste Thema?« fragte er kühl. »Politik? Oder vielleicht Sport?«
    Sam entging der Sarkasmus in Brians Stimme nicht. Aber er entschied, ihn zu ignorieren. »Wußte gar nicht, daß du dich dafür interessierst.«
    »Stimmt. Was sollte ich auch über solche Männerthemen wissen? Ich verstehe doch nur was vom Kochen.«
    »So habe ich es nicht gemeint«, erwiderte Sam gelassen. Aber seine Nerven waren dünner, als ihm lieb war. Er mußte sich zusammennehmen, um seine Ruhe zu bewahren. »Ich habe bloß nicht gewußt, daß du dich dafür interessierst.«
    »Du hast doch keine Ahnung, was mich interessiert. Du weißt nicht, was ich denke, du weißt nicht, was ich will und was ich fühle. Weil du dich nie dafür interessiert hast.«
    »Brian Hathaway.« Kates Stimme klang scharf, als sie mit Lexy den Raum betrat. »So spricht man nicht mit seinem Vater.«
    »Laß den Jungen ausreden.« Sams Blick ruhte auf Brian, als er sein Bier abstellte. »Er hat das Recht dazu.«
    »Er hat kein Recht, respektlos zu sein.«
    »Kate.« Sam warf ihr einen scharfen Blick zu, dann nickte er

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