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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nicht unrecht, und Brian war beschämt. »Du hast ja recht. Komisch, so gut hat sie noch nie jemand charakterisiert.«
    »Siehst du, sie braucht mich.« Giff trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. »Ich wäre dir dankbar, wenn du ihr nichts von unserer Unterhaltung erzählen würdest. Sie weiß nämlich noch nichts von meinen Plänen.«
    »Oh, glaub mir, das letzte, worüber ich mit Alexa reden möchte, ist ihr Liebesleben.«
    »Gut. Aber ich bin vom Thema abgekommen. Ich wollte sagen, daß ich Ginny gestern abend zum letzten Mal gesehen habe. Muß so gegen Mitternacht gewesen sein. Sie war auf dem Strand in Richtung Süden unterwegs und hat uns zugewunken.«
    »War sie allein?«
    »Ja, sie hat gesagt, sie müßte ihren Kopf wieder klar bekommen.«
    »Also, wenn sie den Strand weitergegangen ist, könnte sie dort entweder jemanden getroffen haben, wieder zurückgegangen sein oder die Abkürzung durch die Dünen genommen haben.«
    »Wir haben heute einen Ohrring von ihr gefunden – auf der Lichtung auf dieser Seite des Flusses.«
    »Wann?«
    »Noch nicht lange her«, antwortete Giff, während er neben Brians Wagen zum Stehen kam. »Lexy und ich haben …«
    »Verschon mich bitte mit Einzelheiten. Was seid ihr, Kaninchen?« Er schüttelte den Kopf. »Bist du sicher, daß es Ginnys Ohrring ist?«
    »Ja, Lexy ist ganz sicher. Und sie glaubt, daß Ginny ihn gestern abend getragen hat.«
    »Solche Dinge merkt Lexy sich. Trotzdem komisch, daß Ginny auf so einem Umweg nach Hause gegangen sein soll.«
    »Das hab’ ich auch gedacht. Aber vielleicht war sie nicht allein. Normalerweise verläßt Ginny keine Party, bevor sie nicht wirklich zu Ende ist – es sei denn, sie feiert in kleinerem Kreis weiter.«
    »Das Ganze sieht Ginny trotzdem nicht ähnlich.«
    »Stimmt. Langsam mache ich mir ernsthafte Sorgen, Bri.«
    »Ja, ich auch.« Brian sprang aus Giffs Wagen, drehte sich um und lehnte sich ins heruntergekurbelte Fenster. »Sag deiner Mutter, sie soll sich ans Telefon hängen. Ich fahre inzwischen runter zur Fähre. Wer weiß – vielleicht hat sie ja den Mann ihrer Träume getroffen und ist mit ihm nach Savannah durchgebrannt.«
     
    Um sechs lief die Suche nach Ginny auf Hochtouren – auf allen Waldwegen, entlang der Wanderrouten im Norden der Insel, an dem halbmondförmigen Strand und rechts und links der zahlreichen Trampelpfade, die sich durch die Sümpfe schlängelten. Manche der Inselbewohner, die die Insel nach Ginny durchkämmten, mußten unwillkürlich an die Suche nach einer anderen Frau denken.
    Auch nach zwanzig Jahren war die Erinnerung daran noch lebendig. Und während sie nach Ginny suchten, unterhielten sich viele hinter vorgehaltener Hand über Annabelle.
    Ginny hatte es wohl genauso wie Belle gemacht, dachten einige. Der Hafer hatte sie gestochen. So waren sie eben, die Pendleton-Mädchen, wild und unberechenbar. Nein, Annabelle nicht, sagten manche, aber Ginny. Annabelle war ein stilles Wasser gewesen, während Ginny eher der Brandung glich.
    Auf der Kaimauer platzte Nathan geradewegs in eine dieser Unterhaltungen. Er warf seine Aktentasche auf den Beifahrersitz und verstaute die Einkäufe im hinteren Teil des Wagens.
    Dann fuhr er nach Sanctuary.
    Auf der breiten Haupttreppe sah er Jo sitzen, den Kopf auf den Knien. Als sie den Jeep hörte, blickte sie auf, und in ihren Augen konnte er die Geister erkennen, die sie quälten.
    »Wir können sie nicht finden.« Sie preßte die Lippen zusammen. »Ich spreche von Ginny.«
    »Ich habe schon davon gehört.« Er ließ sich neben ihr nieder und legte den Arm um ihre Schultern, so daß sie sich an ihn lehnen konnte. »Ich komme gerade von der Fähre.«
    »Wir haben überall gesucht. Schon seit Stunden. Sie ist weg, einfach verschwunden, Nathan, so wie damals –« Sie konnte es nicht aussprechen, würde es nicht aussprechen. »Wenn sie auf der Insel wäre, hätten wir sie gefunden.«
    »Die Insel ist nicht gerade klein.«
    »Nein.« Jo schüttelte den Kopf. »Wenn sie es darauf anlegen würde, sich versteckt zu halten, wäre es bestimmt kein Problem. Dann könnte sie den Suchtrupps gezielt aus dem Weg gehen. Ginny kennt die Insel ganz genau, sie kennt jeden Stein und jeden Winkel. Aber sie hat keinen Grund, sich zu verstecken. Sie ist einfach weg.«
    »Auf der Morgenfähre hab’ ich sie nicht gesehen. Ich habe zwar den größten Teil der Überfahrt verschlafen, aber so einfach übersieht man Ginny trotzdem nicht.«
    »Das haben wir schon

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