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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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»das hat George also versucht mir zu erzählen!.« Vor Grauen wurde ihr übel. »Was ist, wenn er das Mädchen tatsächlich vergewaltigt hat und dafür versetzt wurde?« Sie musste die Wahrheit herausfinden: Alles, was ihr gemeinsames Leben mit Edward betraf, schien auf Lügen gebaut. Das Vermögen, das sie als selbstverständlich hingenommen hatte, war ebenso wie dieses Haus mit Sträflingsschweiß und seiner Unehrlichkeit erworben. Von der schönen Gartenanlage bis hin zu den Stuckdecken trug alles die Fingerabdrücke von Menschen, die unter Zwang gearbeitet hatten; alles stank nach Korruption.
    Als Edward ins Bett kam, wurde es schon fast hell. Eloise tat so, als schliefe sie. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, von ihm angerührt zu werden.
    An Bord der Atlantica, November 1800
    George schwankte über das Deck. Das Schiff stampfte und schlingerte unter seinen Füßen. Die Gischt der riesigen Wellen war nadelscharf, der Wind war zu einem Sturm angeschwollen, der es beinahe unmöglich machte, voranzukommen. Er kämpfte sich zur Brücke vor, und im Windschatten des kleinen Ruderhauses blieb er einen Augenblick stehen, um Atem zu schöpfen.
    Samuels starke, schwielige Hände lagen fest am Steuerrad. Mühsam versuchte er, das Schiff auf Kurs zu halten. »Schlechtes Wetter für Wale«, rief er laut, um das Klagen des Windes zu übertönen.
    »Für Menschen auch«, schrie George zurück.
    Samuel grinste, hielt den Blick aber fest auf die tosende See gerichtet. »Besser, als in Sydney zu schmachten.«
    George musste zugeben, dass Samuel recht hatte. Sie waren nun seit über zwei Jahren unterwegs. Seither hatte George jeglichen Landurlaub verweigert und war lieber auf See, statt eine Begegnung mit Eloise und Edward zu riskieren. In den vergangenen zwei Jahren war er auf allen fünf Schiffen Samuels gefahren.
    »Du kannst ihr nicht ewig aus dem Weg gehen«, brüllte Samuel. »Sydney ist deine Heimat, und deine Familie braucht dich.«
    »Die werde ich besuchen, wenn wir diesmal zurückkehren«, schrie er. Er dachte an die in seiner Kabine verstauten Briefe, die er über andere Walfänger bekommen hatte oder vom Rest der Mannschaft, wenn sie Landgang hatten. Die Nachricht vom Brand auf Moonrakers und dem grauenvollen Tribut hatte ihm einen Schauer über den Rücken gejagt; Billy und Jack waren schließlich die Helden seiner Kindheit gewesen. Und er war traurig gewesen, als er erfuhr, dass seine Schwester Florence nie wieder nach Hause zurückkehren würde. Dass er nicht bei seiner Familie gewesen war, um in einer so tragischen Zeit Trost zu spenden, machte ihm auch jetzt noch zu schaffen.
    Samuel passte das Ruder dem Seegang an. »Familie ist wichtig, mein Sohn«, brüllte er. »Ich habe zwar keine eigene, aber du und deine Eltern haben mich in eure Familie aufgenommen, und in Zeiten wie diesen müssen wir zusammenhalten. Genauso wie meine Leute in Nantucket.«
    George übernahm das Steuerrad, Samuel zündete sich seine Pfeife an und ruhte sich aus. Das Feuer in den Trankesseln hatte Samuel finanzielle Einbußen beschert, doch seine größte Sorgehatte den Männern und ihren Familien gegolten, die sich auf seine Führung verließen. Er hatte für sie gesorgt, hatte die Trankessel ausgebessert und die Speicher und kleinen Katen wieder aufgebaut, bevor er erneut in See stach. George schämte sich, während er das Schiff durch die aufgewühlte See steuerte, denn er hatte die Bedürfnisse seiner Familie missachtet. Höchste Zeit, nach Hause zurückzukehren.
    Es wurde dunkel, und das Meer tobte unvermindert. Samuel übernahm das Steuerrad wieder und blieb daran stehen, fest entschlossen, die Atlantica sicher in einen schützenden Hafen zu bringen.
    George blieb bei ihm und wollte Samuel nochmals ablösen, als sie sich der Küste von Van Diemen’s Land näherten.
    »Die Atlantica ist mein Schiff«, knurrte Samuel. »Ich bringe sie sicher in den Hafen.«
    »Du bist müde«, sagte George, der die Erschöpfung im Gesicht des alten Mannes und das Zittern seiner sonst so ruhigen Hände bemerkte. »Überlass sie mir für eine Stunde, damit du dich ausruhen kannst.«
    »Lass mich in Ruhe, Junge! Ich bin der Kapitän auf diesem Schiff, und ich bleibe hier, solange es mir gefällt.«
    »Ob Kapitän oder nicht, ich bin stärker und besser in Form, und du brauchst Ruhe.«
    Samuel schnaubte. »Noch bin ich nicht senil«, entgegnete er, »aber ich freue mich über deine Gesellschaft in dieser wilden Nacht.«
    Die Gischt schlug ans

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