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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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gesichtet. George seufzte erleichtert auf, als ein Mann der Besatzung hereinkam. »Übernimm das Steuerrad«, befahl er. »Bring uns in den nächsten Hafen und wirf den Anker aus.«
    George eilte an Samuels Seite und versuchte ihn zu überreden, sich aufzusetzen und das Glas Rum zu trinken, das der Mann mitgebracht hatte. »Lass mich!«, keuchte Sam. »Ich kriege keine Luft, und die Schmerzen …« Er stöhnte.
    George legte einen Finger an seinen Hals, um den Puls zu fühlen: Er war so schwach, dass er unter der feuchten Haut kaum zu spüren war.
    »Stirb mir jetzt nicht unter den Fingern weg, Sam.« Seine Stimme klang liebevoll barsch. »Land ist in Sicht, und soweit ich erkennen kann, ist es Norfolk Island. Da kann ich dich zum Garnisonsarzt bringen.«
    Knorrige Hände klammerten sich an seinen dicken Mantel. »Die Zeit ist gekommen, mein Sohn«, murmelte Samuel. »Lass mich gehen!«
    George schloss ihn in seine Arme. »Niemals, halt einfach durch! Gib nicht klein bei, wenn wir dem Land so nahe sind!«
    Die blauen Augen schauten zu ihm auf. »Das Land ist nichts für mich, mein Junge. Ich will auf meinem Schiff sterben; und gib mich den Fischen zum Fraß.«
    George weinte beinahe vor Niedergeschlagenheit und Kummer. »Du brauchst nur Hilfe, und wir sind fast da, alter Freund.«
    »Du warst mir ein guter Sohn«, flüsterte Samuel. »Kümmere dich um das alte Mädchen! Sie ist ein schönes Schiff mit einem tapferen Herzen.«
    George schaute in die verblassenden blauen Augen, die bereits auf einen fernen Horizont gerichtet waren. Samuel verließ ihn, und plötzlich gab es noch so vieles, das er ihm zu sagen hatte, so viele Fragen, die er noch nicht gestellt hatte – in diesem Augenblick aber konnte er ihn nur beruhigen. »Natürlich werde ich das tun«, murmelte er schluchzend.
    Ein Schauer durchlief Samuel, er sackte in Georges Armen zusammen und schloss die blauen Augen zum letzten Mal.
    George kauerte auf dem Boden des Ruderhauses. »Lebwohl, alter Freund!«, flüsterte er in das dichte weiße Haar. »Ich werde dich und das, was du mir bedeutet hast, niemals vergessen.«
    Sydney Town, November 1800
    Eloise hatte lange ernsthaft darüber nachgedacht, was sie tun sollte, und war schließlich zu der Überzeugung gelangt, dass sie nur einem einzigen Menschen zutraute, ihr die Wahrheit zu sagen. Sie wartete, bis Edward außerhalb von Sydney Town zu tun hatte, und ließ sich dann eine geschlossene Kutsche kommen, aus der sie unerkannt die Kaserne beobachten konnte.
    Als Thomas Morely durch das Tor trat, tippte sie mit ihrem Sonnenschirm an das Kutschendach, und der Kutscher rief ihn herüber.
    »Eloise«, sagte Thomas verwundert, als sie ihren Schleier hob. »Was machst du denn hier?«
    »Ich muss dringend mit dir reden, Thomas.«
    Er zog fragend eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts, sondern stieg in die Kutsche. Eloise tippte erneut an das Dach, und das Pferd zog sie rasch von der Kaserne fort.
    »Das ist ja äußerst mysteriös«, sagte Thomas schließlich. »Man sollte fast meinen, ich bin entführt worden.«
    Sie schaute auf ihre Hände, die sie fest im Schoß verschränkt hatte. »Tut mir leid«, sagte sie, »aber es war die einzige Möglichkeit, dich für mich allein zu haben.« Sie hatte ihn offenbar verblüfft. »Thomas, ich habe nicht vor, dich zu verführen«, versicherte sie ihm lächelnd.
    Er wurde rot bis an die Haarwurzeln. »Deine Schwester wird erleichtert sein, wenn sie das hört«, erwiderte er und lachte verlegen.
    »Meine Schwester darf von dieser Begegnung nichts erfahren, Thomas. Du musst es mir versprechen.«
    »Aber sie ist doch meine Frau«, stammelte er.
    »Es gibt etwas, was ich dich fragen möchte – etwas, was nicht Anastasia betrifft –, und ich muss wissen, dass du diese Begegnung für dich behalten wirst.«
    Er dachte kurz nach. »Na schön. Ich gebe dir mein Wort.«
    Die geschlossene Kutsche hielt auf der Kuppe eines Hügels an, von dem aus man die Stadt überblickte. Eloise wies den Kutscher an, dem Pferd die Füße zu fesseln und einen Spaziergang zu machen. Sobald er weit genug entfernt war, sagte sie: »In den letzten Wochen habe ich Erkundigungen eingezogen und erfahren, dass Edward fortwährend Leute um ihre Geschäfte betrogen hat, um seine Spielschulden bei Mr Carlton zu tilgen. Jetzt will ich alles über Edwards Prozess und seine Zeit am Brisbane River wissen.«
    Sie hob eine Hand, um alle Ausflüchte abzuwehren, die Thomas wahrscheinlich vorbringen würde. »Ich mache mir

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