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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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Weide und eure Weide«, sagte sie. »Das hier gehört uns allen.«
    »Aber die Schafe gehören mir«, erwiderte Alice. »Mir und Jack. Und ich will sie in unserer Nähe haben, damit ich ein Auge auf sie haben kann.«
    »Alice!« Jacks Stimme klang warnend. »Nell hat recht. Wir haben an allem denselben Anteil. Ich dachte, das wäre dir klar?«
    Alice erhob sich und trat auf ihn zu. »Über den gemeinsamen Landbesitz weiß ich Bescheid, aber die Merinos hast du nie erwähnt.«
    »Ich dachte, du wüsstest das auch«, sagte er leise und blickte verwirrt von einem zum anderen.
    »Ja«, schaltete Nell sich ein, die Hände in die Hüften gestemmt. Das rote Haar leuchtete im Lampenlicht. »Alles zu gleichen Teilen – Kühe, Pferde, Ernte, Sträflingsarbeit und Schafe.«
    »Wir sollten uns beruhigen«, sagte Billy schleppend. Er streckte die Beine aus und zündete sich eine Pfeife an. »Es ist Essenszeit, und mein Magen glaubt schon, man habe mir die Kehle durchgeschnitten.«
    Alice funkelte ihn wütend an. Sie war nach der langen Reise erschöpft, und die Schrecken und Ungewissheiten dieses neuen Landes hatten sie ans Ende ihrer Geduld gebracht. Sie wandte sich wieder an Nell. »Ich hab alles verkauft, was ich hatte, um diese Schafe zu kaufen«, erklärte sie. »Ich bin allein über gefährliche Meere gereist, um hierherzukommen – war mir die ganze Zeit darüber im Klaren, ich könnte für die Tasche voll Gold ermordet werden, die ich bei mir trug – und habe gekämpft, um die Merinos zu einem anständigen Preis zu bekommen. Die Schafe gehören mir.«
    »Nein«, fuhr Nell sie an. »Jack und ich und Billy haben uns den Arsch aufgerissen, um das alles hier ans Laufen zu kriegen. Wir haben die Schafe genauso verdient wie du.«
    »Sie sind mit meinem Geld erworben«, entgegnete Alice, »und wenn du sie mir nicht abkaufen willst, dann bleiben sie in meinem Besitz.«
    »Hätte Jack dir seine Farm nicht geschenkt, hättest du erstens kein Geld gehabt, um die Schafe zu kaufen. Und zweitens, für wen zum Henker hältst du dich eigentlich, kommst her und meinst, dich großkotzig aufspielen zu können?« Billy warf Nell einen warnenden Blick zu, doch diese beachtete ihn nicht. »Du glaubst, du hast viel mitgemacht? Probier es doch mal auf einem Sträflingsschiff, Verehrteste – dann weißt du, wie es ist, etwas durchzumachen.«
    Alice war zornig. »Manche von uns führen ein anständiges, ehrliches Leben«, zischte sie. »Hättest du keinen an deine Wäsche gelassen, dann hättest du einen Gefangenentransport nicht von innen sehen müssen.«
    »Dafür kratz ich dir die Augen aus, du Schlampe!« Nell krümmte die Finger und ging auf Alice los.
    Alice, die es nicht gewohnt war, tätlich angegriffen zu werden, stand wie vom Donner gerührt.
    Billy packte Nell um den gerundeten Leib und hielt sie mühsam unter Kontrolle. »Um Himmels willen, Jack«, rief er, »schaff deine Frau hier raus.«
    Jack nahm Alice’ Arm. Sein Gesicht war bleich. »Du bist müde, und solche Gespräche führen zu nichts. Warum gehen wir nicht nach Hause und sprechen in Ruhe darüber?«
    Sie schüttelte seine Hand ab. »Bevormunde mich nicht, Jack Quince! Du hast einiges zu erklären – und ich will wissen, warum dieses Flittchen einen Anteil an meinen Schafen haben soll.« Mit diesen Worten ging sie aus dem Haus und schlug die Tür hinter sich zu.
    Nell trat um sich und wand sich, bis Bill es für sicher hielt, sie loszulassen. »Wohl kaum ein gelungener Anfang«, murmelte er, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Geh doch ins verdammte Sussex zurück!«, rief Nell gegen die geschlossene Tür.
    Dann herrschte Stille. Nell ließ sich mit ihrem schweren Leib auf einen Stuhl nieder und blickte Bill an. Die Kinder hatten sich die ganze Zeit nicht aus der Ruhe bringen lassen, denn sie waren Nells Temperament gewöhnt. »Ich wusste es in dem Moment, als ich sie sah! Die verdammten Schafe bringen uns mehr Ärger ein, als sie wert sind. Je eher sie und ihre verfluchten Tiere hier weg sind, umso besser. Komm ganz gut ohne so eine wie sie hier aus – das steht fest.«
    Billy zwinkerte mit den Augen, und er konnte sein Grinsen nicht länger zurückhalten. »Sieht so aus, als wärst du auf jemanden gestoßen, der dir ebenbürtig ist, Nell, das ist mal sicher.«
    Nells Wutanfall war so schnell verraucht, wie er gekommen war. Sie warf den Kopf in den Nacken und schüttete sich aus vor Lachen. »Flittchen!«, prustete sie. »Sie hat Flittchen zu mir

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