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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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gesagt!«
    Billy lachte in sich hinein. »Ich schätze, du und sie, ihr werdet noch die besten Freundinnen.«
    Lächelnd stopfte Nell eine Tonpfeife mit Tabak. »Darauf würde ich mich an deiner Stelle noch nicht verlassen, Kumpel. Die muss vorher noch viel lernen.«
    Alice entfernte sich mit langen Schritten vom Haus. In ihrer Wut eilte sie Jack voraus, der hinter ihr herhumpelte und ihr zurief, sie solle stehen bleiben. Sie wollte ihren Streit auf keinen Fall vor der Öffentlichkeit austragen – und es würde Streit geben, denn sie wollte mit dieser Hexe keine Minute länger auf Moonrakers bleiben.
    Ihr Atem ging stoßweise, als sie über die holprige Lichtung und die flachen Stufen zur Veranda hinaufstürmte. Die Haustür standoffen, und sie konnte in das Innere sehen. Es war nur halb so groß wie das Haus von Billy und Nell und viel schäbiger – ein weiterer Zankapfel.
    Sie schlug die Tür hinter sich zu und stellte sich mitten in den Wohnraum. Die Arme verschränkt, wartete sie schwer atmend auf Jack.
    Schließlich tauchte er auf, außer Atem und in höchster Not.
    »Du lässt die Moskitos herein!«, fuhr sie ihn an, wild entschlossen, sich vom Anblick seines aschfarbenen Gesichts und seines hinkenden Gangs nicht rühren zu lassen.
    »Alice«, bat er, »bitte sei nicht so!« Er schloss die Tür und zündete eine Lampe an. Die Nacht war plötzlich hereingebrochen. »Ich weiß, du bist müde«, fuhr er fort und trat auf sie zu, »aber du hattest nicht das Recht, so etwas zu Nell zu sagen.«
    »Kein Recht, ihr zu sagen, dass die Schafe uns gehören? Oder kein Recht, sie ein Flittchen zu nennen?« Ihre Stimme war gefährlich leise, und Alice konnte kaum ihre Wut zügeln, die jeden Moment ausbrechen könnte.
    »Beides war unrecht.«
    »Du ergreifst also für sie Partei?«
    Jack fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, bis ihm der graue Haarschopf zu Berge stand. Er sah viel älter aus als einundvierzig und wirkte hager im Lampenlicht, als er sich an den groben Holztisch lehnte, um seiner verkrüppelten Hüfte Erleichterung zu verschaffen. »Es gibt keine zwei Parteien.« Er seufzte. »Ob es dir gefällt oder nicht, Alice, die Farm, der Viehbestand, die Schafe und alles, was du siehst, gehört uns gemeinsam.«
    Seine innere Qual und seine Schmerzen ließen Alice kalt. »Jack, sie ist eine Hure, und er ist ein Dieb, und wenn du glaubst, ich bin willens, ihnen meine Schafe zu übergeben und an ihrer Seite zu leben, dann irrst du dich.«
    Er trat einen Schritt auf sie zu, überlegte es sich dann aber und sank auf einen Stuhl. »Nell ist keine Hure«, erklärte er, entlasteteseine Hüfte und rieb sich das Knie. »Sie ist hin und wieder aufbrausend, aber sie ist eine gute Ehefrau, Hausfrau und Mutter. Sie beklagt sich nur selten und arbeitet so schwer wie wir alle.« In seinen dunklen Augen stand Besorgnis. »Und was Billy betrifft, er ist der beste Freund, den ein Mann sich nur wünschen kann, und ich werde nicht zulassen, dass du über ihn herziehst.«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast meinen, du redest über Stützen der Gesellschaft, nicht über verurteilte Kriminelle.« Alice fiel der Sarkasmus in ihrer Stimme auf, der ihr eigentlich gar nicht entsprach.
    »Du vergisst, Alice«, sagte Jack tonlos, »auch ich bin ein verurteilter Straftäter. Lehnst du es auch ab, an meiner Seite zu leben und zu arbeiten?«
    »So habe ich es doch nicht gemeint«, polterte sie. »Du hast dich keiner Straftat schuldig gemacht.«
    »In den Augen des Gesetzes doch.«
    »Kann sein. Aber du bist ein anständiger Mann. Die Frau da hätte mir die Augen ausgekratzt, wenn sie auch nur die leiseste Chance gehabt hätte. Sie hat keinen Anstand, so wie ihr die Kleider vom Leib hängen, wie sie ihr Kind stillt vor dir und allen, die zur Tür hereinkommen könnten.«
    »Jetzt reicht’s !« Jack schlug so zornig mit der Hand auf den Tisch, dass Alice zusammenfuhr. Er stand auf und bewegte sich trotz seiner Behinderung erstaunlich schnell. Er packte ihr Handgelenk. »Setz dich, Alice«, sagte er, »und halt den Mund!«
    Sie gehorchte. Ihre Wut mischte sich nun mit Angst. Das war nicht der freundliche, ruhige Jack Quince, den sie von früher kannte.
    »Nell war eine Waise im Armenhaus«, knurrte er. »Sie war knapp sieben, als der Aufseher sie bei seinen Freunden herumzureichen begann. Mit zehn lief sie fort. Sie lebte nicht im Schutz einer Dorfgemeinschaft, wo alle fest zusammenhielten und immer jemand da war, der für sie

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