Insel der Traumpfade Roman
er wie vom Blitz getroffen. Jegliche Vernunft verließ ihn. »Sehr erfreut«, sagte er.
»Ich glaube, wir haben uns bereits einmal gesehen, Mr Collinson.« Sie zog die Hand zurück und zwinkerte leicht mit den Augen. »Haben Sie nicht vor ein paar Wochen am Fenster des Schankraums gesessen?«
Sie erinnerte sich an ihn. Sein Herz jubilierte. »Das stimmt«, erwiderte er und konnte seine Freude nicht verbergen. »Verzeihen Sie, wenn ich Sie damals gestört habe.«
Ihr kehliges Lachen ließ ihn erschauern. »Wenn man in einem Hotel lebt, gewöhnt man sich daran, dass einem jemand nachspioniert.« Sie neigte den Kopf und sah ihn schalkhaft an.
»Ich habe nicht spioniert«, versicherte er rasch. »Ich war nur zufällig …«
Ihre Hand berührte seinen Arm. »Ich weiß«, sagte sie leise. »Es war nur Spaß.«
George schmolz dahin.
Auch Eloise hatte den leichten Schlag gespürt, als ihre Hände sich trafen, und stellte fest, dass sie von Georges dunkelbraunen Augen mit den goldenen Flecken wie verzaubert war. An dem schrecklichen Tag, als Edward sein wahres Ich gezeigt hatte, waren ihr nur Georges dunkles Haar und die Augen aufgefallen, doch bei näherem Hinsehen schimmerte es in seinem Haar und seinem Schnurrbart kupferfarben, und sein kräftiges, hübsches Gesicht zeugte voneiner unschuldigen Lebensfreude und von einer Offenheit, die sie sehr anziehend fand.
»Würden die Damen gern Tee trinken?«
Bei Thomas’ Worten fuhr sie zusammen und wandte ihren Blick von dem jungen Mann ab. Erst jetzt fiel ihr auf, dass alle anderen sie beobachteten. »Das wäre wunderbar«, sagte sie ungewöhnlich fahrig. »Vielleicht finden wir einen Tisch, der nicht in der prallen Sonne steht.«
Die beiden Männer gingen fort, um Tee zu holen, und sie sah, dass Mr Collinson den wiegenden Schritt eines Mannes hatte, der gewohnt ist, an Bord eines Schiffes zu sein.
»Eloise? Eloise, also wirklich !«
Sie erschrak.
»Was ist denn in dich gefahren?«, fragte Irma.
»Nichts«, erwiderte Eloise eine Idee zu scharf, dämpfte jedoch sofort ihren Tonfall. »Komm, wir suchen uns einen Tisch im Schatten, bevor alle besetzt sind.«
»Er sieht sehr gut aus«, zwitscherte Irma, während sie sich durch die Menge schoben und den Zelten am anderen Ende des Gartens zustrebten. »Ich weiß noch, dass ich ihn kurz auf dem Ball des Gouverneurs gesehen habe, aber ich hatte keine Zeit, mehr als seinen Namen herauszufinden.«
»Thomas hat mir erzählt, er besitzt eine Farm, einen Speicher und ein Geschäft, ist aber oft auf den Walfangschiffen unterwegs«, berichtete Anastasia. »Er hat so einen Piratengang, der höchst reizvoll ist«, fügte sie hinzu und grinste ihre ältere Schwester an. »Hast du etwa vergessen, dass du bereits einen sehr gut aussehenden Mann hast?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Eloise und setzte sich. Die Erwähnung von Edward hatte sie wieder zur Vernunft gebracht. Sie war eine Närrin, sich so leichtfertig von Mr Collinson den Kopf verdrehen zu lassen.
»Da ich offenbar die Einzige ohne Kavalier bin, ist es nur fair,wenn man mir erlaubt, Mr Collinson kennenzulernen«, sagte Irma und zupfte ihre Röcke zurecht. »Er ist jung, gut aussehend und reich. Es könnte Spaß machen, von einem Seeräuber umworben zu werden.«
Eloise fiel in das Gelächter ihrer Schwestern ein, fand jedoch Irmas Bemerkung eigentlich nicht komisch. Irma war vielleicht ein wenig zu versessen darauf, einen Mann zu finden, und Mr Collinson schien viel zu sensibel, um auf ihr abscheuliches Flirten hereinzufallen. Mit einem Ruck klappte sie ihren Fächer auf und versuchte, wieder zur Ruhe zu kommen. Dieser Mr Collinson sollte sie wirklich nicht so aus der Fassung bringen.
George balancierte eine Tasse mit Untertasse auf seinem Knie und biss in ein Stück Kuchen. Irma war aufdringlich mit ihrer Koketterie; die leuchtenden Augen über dem Fächer weit aufgerissen, flatterte sie mit den Lidern und kicherte über alles, was er sagte.
»Ist der Walfang so gefährlich, wie man sagt?«, fragte sie.
»Ja«, erwiderte er. »Das Meer ist rau, der Wal will sich nicht fangen lassen, und es ist ein blutiger Tod.«
»Oooh!«, kreischte Irma allzu geziert. »Sie müssen sehr mutig sein, Mr Collinson.«
»Nicht mutiger als jeder andere Mann, der für den Lebensunterhalt zur See fährt.«
»Und dann noch so bescheiden! Nun, ich könnte mir vorstellen, dass Sie uns gern von Ihren Heldentaten erzählen würden«, sagte Eloise.
George merkte, dass sie ihn erneut
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