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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Jimmy.
    Nibbet fuhr ohne Pause fort. Offenbar brauchte er zum Reden keine Luft. »Darüber hinaus wurde der Stadt Gloucester in Gloucestershire mitgeteilt, dass sie als Sammelstelle für zur Deportation verurteilte Häftlinge aus Bristol, Monmouth und Wiltshire zu dienen habe. Zu den Häftlingen aus vorgenannten Städten stoßen nach ihrer Ankunft bei uns folgende Häftlinge aus dem hiesigen Gefängnis: Joseph Long, Richard Morgan, James Price, Edward Pugh, Isaac Rogers und William Whiting. Sie werden alle nach London und Woolwich verlegt und bleiben bis auf weiteres dort.«
    Ein verzweifelter Schrei beendete die Erklärung des Sheriffs. Bess Parker stolperte in ihren Fesseln auf Nibbet zu, warf sich ihm zu Füßen, rang die Hände und schluchzte gottserbärmlich. »Sir, bitte, ich flehe Sie an! Ned Pugh ist mein Mann! Sehen Sie meinen Bauch? Ich erwarte ein Kind von ihm. Es kann jeden Tag kommen! Bitte, Sir, nehmen Sie ihn mir nicht weg!«
    »Hör auf mit dem Gewinsel, Frau!« Nibbet wandte sich mit finsterer Miene an Hubbard. »Hat der Häftling Pugh eine feste Beziehung mit der heulenden Frau da?«
    »Ja, Mr Nibbet, seit einigen Jahren. Sie hatten schon ein Kind zusammen, aber es starb.«
    »Meine Anweisungen von Staatssekretär Nepean lauten, dass nur männliche Häftlinge ohne Frauen oder Lebensgefährtinnen, die mit ihnen inhaftiert sind, nach Woolwich geschickt werden sollen. Also wird Edward Pugh zusammen mit den zur Deportation verurteilten Frauen in Gloucester bleiben.«
    »Das ist wirklich sehr rücksichtsvoll«, sagte Hilfssheriff Charles Cole, »auch wenn ich keine Notwendigkeit dafür sehe.«
    Hubbard murmelte Nibbet etwas ins Ohr.
    »Häftling Morgan, haben Sie eine feste Beziehung mit einer gewissen Elizabeth Lock?«, bellte der Sheriff.

    Richard wünschte sich von ganzem Herzen, er hätte die Frage bejahen können, doch würde man seine Papiere überprüfen und feststellen, dass er bereits eine Frau hatte, nämlich Annemarie Latour. Sie beeinflusste sein Schicksal immer noch. »Ich habe eine feste Beziehung mit Elizabeth Lock, Sir, aber sie ist weder meine Ehefrau noch meine Lebensgefährtin. Ich bin bereits verheiratet.«
    Lizzie Lock wimmerte.
    »Dann kommst du nach Woolwich, Morgan.«
    Reverend Evans beendete die Versammlung mit einem Gebet, dann eskortierte Johnny die Häftlinge in die Gemeinschaftszelle zurück. Dort zerrte Lizzie Lock Richard in eine ruhige Ecke.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du verheiratet bist?«, fragte sie. Die Federn auf ihrem Hut nickten.
    »Weil ich gar nicht verheiratet bin.«
    »Warum hast du das dann zum Sheriff gesagt?«
    »Weil es in meinen Papieren steht.«
    »Wie kann das sein?«
    »Es ist eben so.«
    Lizzie packte Richard an den Schultern und schüttelte ihn. »Verdammt noch mal, Richard, warum erzählst du mir nie etwas? Warum bist du so zugeknöpft?«
    »Nicht mit Absicht, Lizzie.«
    »Doch! Du sagst mir nie etwas!«
    »Du hast nicht gefragt.« Er wirkte überrascht.
    Sie schüttelte ihn erneut. »Dann frage ich dich jetzt! Erzähl mir alles über dich, Richard Morgan, alles. Ich will wissen, wie du gleichzeitig verheiratet und nicht verheiratet sein kannst!«
    »Dann kann ich es ja gleich allen erzählen.«
    Sie versammelten sich um den Tisch und bekamen eine stark gekürzte Version der Geschichte von Annemarie Latour, Ceely Trevillian und der Rumbrennerei zu hören. Von Peg, der kleinen Mary, William Henry und dem Rest seiner Familie sagte Richard nichts. Es hätte zu viele schmerzliche Erinnerungen wachgerufen.
    »Dein Freund Willy war gesprächiger«, bemerkte Lizzie anschließend enttäuscht.
    »Mehr will ich nicht erzählen«, sagte Richard gequält und
wechselte schnell das Thema. »Es sieht so aus, als würden wir schon bald verlegt. Ich hoffe nur, dass mein Vetter James es noch schafft, hierher zu kommen.«
    Am 4. Januar stieg die Zahl der Männer in der Gemeinschaftszelle wieder. Vier Männer aus Bristol und zwei aus Wiltshire waren hinzugekommen. Zwei der Häftlinge aus Bristol waren noch sehr jung, die anderen beiden Anfang dreißig und seit ihrer Kindheit eng befreundet.
    »Neddy und ich haben uns abends im Swan in der Temple Street betrunken«, erzählte William Connelly und klopfte Edward Perrott freundschaftlich auf die Schulter. »Was dann geschah, weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls landeten wir im Bristol Newgate und wurden vergangenen Februar vom Kriminalgericht zu sieben Jahren Deportation nach Afrika verurteilt. Wir sollen

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