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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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liegt am anderen Ende der Welt, Richard, zehntausend Meilen weit weg, wenn du fliegen könntest. Mit dem Schiff dürften es sogar um die sechzehntausend sein. Ich fürchte, dass wir uns nicht wieder sehen werden, und bin darüber zu Tode betrübt. Wenn man bedenkt, dass du im Grunde gar nichts getan hast! Ich werde jeden Tag für dich beten, solange ich lebe, Richard, und dein Vater, deine Mutter und Reverend James ebenfalls. So viele Gebete bleiben gewiss nicht unerhört. Gott wird dich gewiss beschützen!«
    Richard umarmte ihn lange und küsste ihn auf die Wangen. Dann schlich Vetter James gesenkten Hauptes hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Richard folgte ihm mit den Augen. Der Apotheker ging den Weg
zwischen den Gemüsebeeten entlang und durch das Burgtor. Dann bog er um die Ecke und verschwand. Ich werde auch für dich beten, Vetter James, denn ich liebe dich mehr als meinen Vater.
    Richard versammelte die anderen um den Tisch der Gemeinschaftszelle. Lizzie Lock legte ihm die Arme um die Schultern.
    »Ich will mich nicht zum Anführer aufschwingen«, sagte er zu den Fünfen, die ihm am nächsten standen - Bill Whiting, Will Connelly, Neddy Perrot, Jimmy Price und Taffy Edmunds. »Ich bin zwar siebenunddreißig und damit der Älteste von uns, aber ich bin nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem Anführer geschnitzt sind, das solltet ihr inzwischen wissen. Jeder muss selbst wissen, was er will. Allerdings weiß ich einiges, und ich habe einen Informanten in den politischen Kreisen Londons und in Bristol meinen überaus klugen Vetter James, den Apotheker.«
    »Den kenne ich«, sagte Will Connelly nickend. »James Morgan aus der Corn Street. Ich erkannte ihn gleich, als er reinkam, und dachte, bei Gott, dieser Richard Morgan hat wirklich gute Beziehungen.«
    »Die habe ich. Ich sage euch jetzt also, dass die Männer auf den Gefangenenschiffen jeweils zu sechst zusammen wohnen und arbeiten. Mein Vorschlag ist, dass wir, die wir sechs sind, eine Gruppe bilden, bevor einer der Wärter auf den Schiffen uns aufteilt. Ist euch das recht?«
    Die anderen nickten ernst.
    »Es ist unser Glück, dass wir zu zwölft nach London kommen. Die anderen sechs sind jünger, mit Ausnahme von Ike, aber er scheint ihre Gesellschaft der unsrigen vorzuziehen. Deshalb werde ich ihm raten, mit seinen fünf Kameraden ebenfalls eine Gruppe zu bilden. Dann können wir uns auf dem Schiff gegenseitig beschützen.«
    »Erwartest du Ärger, Richard?«, fragte Connelly stirnrunzelnd.
    »Ich weiß es nicht, Will. Wenn ich gewisse Befürchtungen habe, dann eher wegen dem, was meine Leute mir verschweigen als wegen dem, was sie mir erzählen. Wir kommen alle aus dem Westen des Landes. Das wird auf den Gefangenenschiffen nicht so sein.«

    »Verstehe«, sagte Bill Whiting, ernst wie sonst selten. »Lass uns also jetzt gleich beschließen, wie wir vorgehen wollen, sonst ist es womöglich zu spät.«
    »Wie viele von uns können lesen oder schreiben?«, fragte Richard.
    Connelly, Perrot und Whiting hoben die Hand.
    »Vier. Gut.« Richard zeigte auf die fünf Kisten, die neben ihm auf dem Boden standen. »Nun zu etwas anderem. Diese Kisten enthalten Dinge, die wir brauchen, um gesund zu bleiben. Zum Beispiel Filtersteine.«
    »Ach Richard!«, rief Jimmy Price ungeduldig. »Du machst ja geradezu eine Religion aus diesen albernen Filtersteinen! Lizzie hat Recht, du führst dich auf wie ein Priester, der die Messe liest.«
    »Aber nur, weil ich unbedingt gesund bleiben will«, sagte Richard unbeirrt. Er wandte sich an die beiden Männer aus Bristol. »Will und Neddy, wie habt ihr ein Jahr im Bristol Newgate überstanden, ohne krank zu werden?«
    »Wir haben Bier oder Dünnbier getrunken«, sagte Connelly. »Unsere Familien gaben uns Geld für gutes Essen und Bier.«
    »Als ich dort war, habe ich Wasser getrunken«, sagte Richard.
    »Unmöglich!«, rief Neddy Perrot entsetzt.
    »Keineswegs. Ich habe das Wasser vorher durch meinen Filterstein laufen lassen. Diese Steine machen schlechtes Wasser sauber und genießbar, deshalb importiert mein Vetter James sie aus Teneriffa. Wenn ihr auch nur einen Augenblick glaubt, das Wasser aus der Themse wäre besser als das aus dem Avon, seid ihr innerhalb einer Woche tot.« Richard zuckte die Schultern. »Es liegt bei euch. Wenn ihr es euch leisten könnt, Dünnbier zu trinken, soll’s mir recht sein. Aber bedenkt, dass wir in London keine hilfsbereiten Verwandten in der Nähe haben. Und unsere Guineen sollten wir

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