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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sparen, statt sie für Dünnbier auszugeben. Vielleicht brauchen wir sie noch, um jemanden zu bestechen.«
    »Du hast Recht«, sagte Will Connelly und berührte ehrfürchtig den Filterstein auf dem Tisch. »Ich werde mein Wasser filtern, wenn ich es mir nicht leisten kann, Dünnbier zu trinken. Das ist das Vernünftigste.«

    Am Ende erklärten sich alle einverstanden, ihr Wasser zu filtern, selbst Jimmy Price.
    »Das wäre geregelt«, sagte Richard und ging zu Ike Rogers hinüber, um mit ihm zu sprechen. Es tat ihm zwar Leid, dass er keine zwölf Filtersteine hatte, aber nicht Leid genug, um die sechs, die er hatte, auf zwölf Leute aufzuteilen. Ikes Gruppe würde sich selbst helfen müssen. Wenigstens schien Ike reichlich Geld zu haben.
    Wenn wir zwei Gruppen bilden und zusammenhalten, dachte Richard, dann haben wir eine Überlebenschance.

TEIL DREI
    Januar 1786 bis Januar 1787

    D as Fuhrwerk nach London und Woolwich traf am folgenden Tag, dem 6. Januar, im Morgengrauen ein. Genau ein Jahr seit Beginn meiner letzten Reise, schoss es Richard durch den Kopf. Diesmal fiel ihm der Abschied freilich schwerer. Die Frauen weinten bitterlich.
    »Was soll ich bloß ohne dich tun?«, fragte Lizzie Lock, als sie Richard zu Oberaufseher Hubbards Haus folgte.
    »Such dir jemand anders«, antwortete Richard, doch in seiner Stimme schwang Mitgefühl. »Du brauchst auf jeden Fall einen Beschützer. Auch wenn es schwierig sein wird, jemanden zu finden, der wie ich darauf verzichtet, mit dir zu schlafen.«
    »Das weiß ich doch! Ach Richard, wie werde ich dich vermissen!«
    »Ich dich auch, Lizzie. Wer stopft mir jetzt die Strümpfe?«
    Sie lächelte unter Tränen und versetzte ihm einen Rippenstoß. »Hör auf! Ich habe dir gezeigt, wie man mit der Nadel umgeht, du kannst sehr gut nähen.«
    Zwei Gefängniswärter kamen und führten die Frauen ins Gefängnis zurück. Die Frauen drehten sich in einem fort um und winkten und heulten.
    Dann wurden den Gefangenen wieder die Eisengürtel umgelegt, an deren Vorderseiten die vier Ketten zusammenliefen.
     
    Von außen glich das Fuhrwerk genau dem, in dem Richard von Bristol nach Gloucester gefahren war. Es wurde von acht großen Pferden gezogen, über die Ladefläche war eine Plane aus Segeltuch gespannt. Innen sah es allerdings ganz anders aus. Auf beiden Seiten
verlief eine Bank, die so lang war, dass sechs Menschen bequem darauf sitzen konnten. Die Habseligkeiten der Sträflinge mussten zwischen den Beinen auf dem Boden gestapelt werden. Sie würden jedes Mal, wenn das Fahrzeug sich auf die Seite legte, umfallen und hin und her rutschen, dachte Richard. Welche Straße war schon eben, vor allem in dieser Jahreszeit? Es war mitten im tiefsten Winter und dazu regnete es in Strömen.
    Zwei Gefängniswärter begleiteten sie. Sie saßen nicht im Wagen, sondern beim Fuhrmann vorne auf dem Kutschbock, der durch ein Dach gegen den Regen geschützt war. Flucht war trotzdem unmöglich. Sobald die Häftlinge saßen, wurde eine lange Kette durch einen Ring an der linken Fußfessel jedes Häftlings geführt und vorn und hinten am Boden befestigt. Bewegte sich einer der Männer, mussten sich die anderen fünf zwangsläufig auch bewegen.
    Die Hackordnung war festgelegt. Richard saß, in seinen warm gefütterten Mantel gehüllt, am offenen Ende des Wagens auf der einen Seite. Ike Rogers, der Anführer der jüngeren Sträflinge, saß ihm gegenüber.
    »Wie lange sind wir unterwegs?«, fragte Ike Rogers.
    »Wir können froh sein, wenn wir sechs Meilen am Tag schaffen«, antwortete Richard. »Du kennst die Straßen nicht - ich meine, was ihre Eignung zum Reisen betrifft.« Er grinste. »Keine Ahnung, wie lange es dauert. Hängt von der Route ab.«
    »Sie führt über Cheltenham und Oxford«, sagte der Straßenräuber, der ihm den Scherz nicht übel nahm. »Wo Woolwich ist, weiß ich allerdings nicht. Ich bin zwar in Oxford gewesen, aber noch nie in London.«
    Richard besaß ein Buch über London, und er hatte es bereits genau gelesen. »Woolwich liegt östlich von London am Südufer der Themse. Ich weiß nicht, ob wir den Fluss überqueren müssen - wir fahren ja zu Gefangenenschiffen, die im Fluss ankern. Wenn die Reise über Cheltenham und Oxford geht, sind es ungefähr 120 Meilen bis nach Woolwich.« Richard überlegte kurz. »Bei sechs Meilen am Tag macht das fast drei Wochen.«
    »Drei Wochen auf diesen Bänken?«, fragte Bill Whiting bestürzt.

    Die Sträflinge, die schon in einem Fuhrwerk

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