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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Kleider gestohlen haben.«
    »Dafür, dass ihr ein Jahr in diesem Loch zugebracht habt, seht ihr noch ganz gut aus«, sagte Richard. »Ich war drei Monate dort, bevor ich hierher kam.«
    »Du kommst auch aus Bristol?«
    »Ja, aber mein Prozess fand hier statt, weil meine Straftat in Clifton begangen wurde.«
    William Connelly war unübersehbar irischer Abstammung. Er hatte dicke, rostrote Haare, eine kurze Nase und freche blaue Augen. Der stille Edward Perrot hatte die aschblonden Haare, die lange Höckernase und das vorspringende Kinn des echten Engländers.
    Die beiden Häftlinge aus Wiltshire, William Earl und John Cross, waren höchstens zwanzig Jahre alt und hatten sich bereits mit den beiden Jugendlichen aus Bristol, Job Hollister und William Wilton, angefreundet. Der einfältige Joey Long fühlte sich gleich zu den jungen Burschen hingezogen, und auch Isaac Rogers schloss sich ihnen an, was Richard zunächst erstaunte. Einige Stunden später wusste er allerdings, warum. In ihrer Gesellschaft konnte der Straßenräuber wieder den starken Mann spielen, der er für seine alten Zellengenossen nicht mehr war, seit er aus Angst vor dem Galgen die Nerven verloren hatte.

    Zuletzt traf noch der Häftling aus Monmouth ein, ein gewisser William Edmunds. Mit ihm war das Dutzend voll, das auf den Abtransport nach Woolwich wartete.
    »Herrje!«, rief Bill Whiting. »Fünf von den Zwölfen, die nach Woolwich kommen, heißen William! Ich bin Bill, und das bleibe ich auch. Wilton aus Bristol, du erinnerst mich an die Heulsuse Willy Insell, deshalb heißt du ab sofort Willy. Connelly aus Bristol, du bist Will, und du, Early aus Wiltshire, Billy. Aber wie nennen wir den Fünften? Was hast du denn verbrochen, Edmunds?«
    »Ich habe in Peterstone ein Kalb gestohlen«, sagte Edmunds im singenden Tonfall der Waliser.
    Whiting brüllte vor Lachen und küsste den empörten Waliser auf den Mund. »Noch ein Sodomit, bei Gott! Ich habe mir ein Schaf für die Nacht ausgeborgt - ich wollte es nur ficken. An ein Kalb habe ich noch nie gedacht!«
    »Lass das!« Edmunds wischte sich empört den Mund ab. »Du kannst ficken, wen du willst, aber mich nicht!«
    »Er ist ein Waliser und ein Dieb«, sagte Richard grinsend. »Wir nennen ihn Taffy.«
    »Wurdest du zum Galgen verurteilt?«, fragte Bill Whiting Taffy.
    »Ja, schon zweimal.«
    »Wegen eines Kalbes?«
    »Nein, das zweite Mal wegen eines Fluchtversuchs. Aber in Wales brodelt es zur Zeit und es wäre nicht klug gewesen, einen Waliser zu hängen, auch nicht in Monmouth. Also wurde ich begnadigt und abgeschoben.«
    Richard fühlte sich zu Taffy ebenso hingezogen wie zu Bill Whiting und Will Connelly. Taffys walisische Launen waren wie über den Himmel jagende Wolken, zwischen denen immer wieder die Sonne aufleuchtete. Aber Richard hatte ja selbst walisische Wurzeln.
     
    Am 5. Januar traf gerade noch rechtzeitig Vetter James, der Apotheker, in Gloucester ein. Er war mit Säcken und Holzkisten bepackt.
    »Das Steueramt hat Ende Dezember über fünfhundert Pfund gezahlt«,
sagte er und begann in dem Gepäck zu wühlen. »Ich habe sechs neue Filtersteine mitgebracht, fünf davon mit dem dazugehörigen Gestell und der Auffangschale aus Messing, weil ich fand, dass auch deine fünf Freunde gesund bleiben sollten.«
    »Wieso fünf Freunde, Vetter James?«, fragte Richard verdutzt.
    »Jem Thistlethwaite schrieb mir, die Männer auf den Gefangenenschiffen würden in Sechsergruppen aufgeteilt, die zusammen wohnen und arbeiten.« Vetter James sagte nicht, was Jem ihm sonst noch über die Schiffe geschrieben hatte; er brachte es nicht übers Herz. »Deshalb die fünf neuen Kisten. Alle enthalten dasselbe wie deine, nur in kleineren Mengen. Ich habe auch deine Werkzeugkiste mitgebracht.«
    Richard überlegte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, Vetter James, die Werkzeuge nicht. Zwar könnte ich sie in dieser Botany Bay brauchen, doch sagt mir mein Verstand, dass sie bis dahin weg wären. Bewahre sie auf und schick sie mir erst, wenn du weißt, auf welches Schiff ich komme.«
    »Hier sind noch ein paar Bücher von Reverend James, diesmal vor allem Reiseberichte und Geographisches. Sie sind schwerer, weil sie auf normales Papier gedruckt und in Leder gebunden sind. Aber der Reverend hofft, dass sie sich als nützlich erweisen und du sie und deine anderen Bücher in die Botany Bay mitnehmen kannst.«
    Was die praktischen Dinge betraf, schien nun alles gesagt. Vetter James stand auf. »Die Botany Bay

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