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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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war, dass man die Sträflinge jedoch immer eingefangen und manchmal sogar gehängt hatte.
    Der Hauptvorteil von »Campbells Anstalten«, wie die Gefangenenschiffe von ihren Insassen genannt wurden, lag darin, dass sie von Wasser umgeben waren. Nur wenige Engländer konnten schwimmen. Deshalb blieb auch eine zum Dienst gepresste Mannschaft an Bord eines Schiffes, sobald es ausgelaufen war. Weder Richard noch seine elf Freunde konnten schwimmen. Sie hatten schreckliche Angst vor tiefem Wasser.
    Richard hatte Hunger, obwohl er sich Brot und Käse zur Hälfte für morgens aufgehoben hatte. Das mit bitteren Kräutern gewürzte halbe Pint Haferschleim schlürfte er hinunter, sobald er es bekam. Es war zwar schon kalt, aber zwölf Stunden später schmeckte es sicher noch schlechter. Oberaufseher Hubbard hatte wenigstens erkannt, dass hart arbeitende Männer genug essen mussten, um bei Kräften zu bleiben. Richard begriff nach nicht einmal einem Tag auf der Ceres , dass diesem Mr Duncan Campbell, der viel eigenmächtiger schaltete und waltete als Hubbard, die Qualität der Arbeit völlig gleichgültig war.
    Die für die Arbeit am Ufer vorgesehenen Sträflinge waren bereits fort, als Richards Leichter ablegte und die Besatzung von vier Baggerbooten eine kurze Strecke flussabwärts und in Richtung Ufer beförderte. Richards Baggerboot, an beiden Enden doppelt mit Ketten vertäut, war das Erste der vier. Das Boot war rechteckig
und hatte einen vollkommen flachen Boden. Es besaß weder Bug noch Heck, doch wölbte sich der Rumpf an beiden Enden aus dem Wasser, sodass man es auf Grund setzen und beim Entladen hinaus- und hineinklettern konnte. Da es neu war, war das Bootsinnere leer und die Farbe noch tadellos.
    Sie stiegen über das Dollbord des Leichters auf eine anderthalb Meter breite hölzerne Plattform an der Seite des Kahns. Kaum war Jimmy Price als Letzter ausgestiegen, legte der Leichter schon wieder ab und steuerte auf das nächste, rund fünfzig Meter entfernte Baggerboot zu. Mit grüßend erhobener Hand sahen sie Ike und seinen Jungs nach, dann begannen sie, die Umgebung zu inspizieren. Ein Ende des Kahns hatte ein breites Deck, auf dem eine kleine Holzhütte mit einem eisernen Schornstein stand. Der Aufseher hatte die Ankömmlinge schon bemerkt und war aus der Hütte getreten. Er zog an einer Pfeife und hielt einen Knüppel in der Hand.
    Er musterte die Sträflinge. »Ihr seid neu auf der Ceres .« Als niemand sich anschickte, die Bemerkung zu kommentieren, sagte er wie zu sich selbst: »Ihr seid nicht mehr die Jüngsten, aber ihr seht sehr kräftig aus. Vielleicht hole ich noch ein paar Tonnen Ballast aus euch raus, bevor eure Kräfte nachlassen. Hat jemand von euch schon einmal auf einem Baggerboot gearbeitet?«
    »Nein, Sir«, antwortete Richard.
    »Dachte ich mir. Kann jemand schwimmen?«
    »Nein, Sir.«
    »Lügt nicht, Kameraden.«
    »Wir lügen nicht, Sir. Dort, wo wir herkommen, kann fast keiner schwimmen.«
    »Muss ich erst einen von euch ins Wasser werfen, um ganz sicher zu sein?« Der Aufseher trat plötzlich auf Jimmy zu, der vor Angst aufschrie, dann machte er dasselbe mit den anderen und sah ihnen dabei in die Augen. »Ich glaube euch«, sagte er schließlich. Er kehrte zu seiner Hütte zurück, verschwand drinnen und kam mit einem Stuhl wieder heraus. Er setzte sich, schlug die Beine übereinander und blies eine köstlich duftende Wolke in ihre Richtung. »Ich heiße Zachariah Partridge, für euch Mister Partridge. Ich bin Methodist, daher der Name, und habe schon als Jugendlicher
in Skegness am Wash auf einem Baggerboot gearbeitet. Ich wollte eigentlich Männer aus Lincoln, aber der Westen ist auch nicht übel. Kommt jemand von euch aus Bristol oder Plymouth?«
    »Drei kommen aus Bristol, Mr Partridge - ich, Richard Morgan, und Will Connelly und Neddy Perrott.« Richard zeigte auf die beiden Männer. »Taffy Edmunds kommt von der walisischen Küste, Bill Whiting und Jimmy Price sind aus Gloucester.«
    »Dann kennt ihr euch ja ein wenig mit der See aus.« Zachariah Partridge lehnte sich zurück. »Ziel dieser Einrichtung hier ist es, mit diesem Eimer« - er deutete mit der Hand auf etwas, das wie eine riesige, weit geöffnete Geldbörse aussah - »Schlamm aus dem Fluss zu baggern und dadurch die Fahrrinne zu vertiefen. Der Eimer läuft an einer Kette. Die Kette liegt jetzt vor euren Füßen, aber mit dem Eimer kommt sie bis zu den Hüften hoch. Sie kann je nach Wassertiefe verkürzt oder verlängert

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