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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die Männer ihre gesamte Kraft aufbieten, doch auch der Mann an der Stange musste stark und außerdem geschickt sein. Da Mr Partridge keinerlei Anweisungen erteilte, musste Richard die Mannschaft selbst zusammenstellen. Jimmy Price kam an die Winde, die am wenigsten Kraft erforderte. Bill, Will und Neddy bedienten den Davit, Taffy das Seil und Richard selbst die Stange.
    Ganz allmählich konnten sie das Tempo steigern und ebenso die Ballastmenge im Eimer. Als sie eine Woche nach Arbeitsbeginn bei zwanzig Eimern am Tag angelangt waren, stiftete Mr Partridge sechs Humpen Dünnbier, ein Stück Butter und sechs frische, je ein Pfund schwere Hefebrotlaibe.
    »Ich wusste von Anfang an, dass ihr es schafft. Lass die Leute ihren eigenen Weg finden, sage ich immer. Ich bekomme eine Prämie von fünf Pfund für jede Ladung Ballast, die ich abliefere. Eine Hand wäscht die andere. Liefert mir mehr als zwanzig Eimer am Tag, und ihr bekommt von mir ein Mittagessen - jeder ein Quart Dünnbier und ein Pfund frisches Brot. Ihr habt in der letzten Woche abgenommen, das geht nicht. Es heißt, dass ich mich um meine Leute kümmere.« Er rieb sich nachdenklich die Nase. »Aber ich kann euch nicht jeden Tag ein Mittagessen besorgen.«

    »Wir könnten vielleicht was beisteuern«, sagte Richard. »Als Bristoler kenne ich den Tabak, den Sie rauchen - Ricketts. Muss schweineteuer sein in Woolwich, auch in London, möchte ich behaupten. Ich könnte Ihnen den Tabak billiger beschaffen, Mr Partridge, Sie müssen mir nur eine Adresse geben. Denn wenn er an die Ceres geschickt wird, reißt ihn sich Mr Sykes unter den Nagel.«
    »Gut, gut!« Mr Partridge schien interessiert. »Gebt mir nur einen Schilling am Tag, und ich sorge für ein Mittagessen. Und schicke den Tabak an das Ducks and Drakes in Plumstead.«
    Das Schlimmste an der Arbeit war der Schmutz. Die Männer waren von Kopf bis Fuß von schwärzlichem, stinkendem Schlamm bedeckt.
    Der Schlamm klebte auch an der Kette, die in Hüfthöhe entlang der Plattform lief, er tropfte vom Eimer und spritzte überallhin, wenn der Eimer geleert wurde. Am Ende der ersten Woche war der neue Kahn von den alten Kähnen nicht mehr zu unterscheiden.
    Wenigstens waschen konnten sie sich, was sie auch jeden Abend gleich nach ihrer Rückkehr auf die Ceres gründlich taten. Für die, die nicht aus Bristol kamen, war der Anblick dessen, was aus der Themse zu Tage gefördert wurde, so fürchterlich, dass sie Richards Beispiel folgten: Sie zogen sich vor der Pumpe aus und wuschen sich mitsamt der schmutzigen Ketten und Fußfesseln. Mit William Stanley aus Seend hatten sie die Vereinbarung getroffen, dass Mikey tagsüber ihre Kleider wusch. Und dank dem gewieften schottischen Unternehmer Mr Duncan Campbell wurden gleich alle Kleider gewaschen.
    Der ehrenwerte Mr Campbell hatte nämlich vier Tage nachdem die Männer aus Gloucester eingetroffen waren, an die Bewohner seiner Anstalt neue Kleider ausgegeben, was er ungefähr einmal im Jahr tat: zwei Paar Hosen aus grobem Leinen, zwei karierte Leinenhemden und eine ungefütterte Leinenjacke. Die Hosen kratzten an den Nähten zwar wie Sägeblätter, aber sie bedeckten, wie die Männer aus Gloucester erfreut feststellten, auch die Knöchel, nur Richard und Ike waren sie etwas zu kurz. Ike war recht hager geworden, aber da sie neu auf der Ceres waren, hatte es niemand außer seinen Gefährten aus Gloucester bemerkt. Und als er
von Stiefeln auf Schuhe umstellte, verlor niemand ein Wort darüber.
    Mit den Hosen brauchten die normal großen Männer ihre Fußfesseln nicht mehr zu polstern. Ebenso wenig mussten sie Strümpfe tragen, um die eisigen Themsewinde fern zu halten. Richard, der dank Lizzie Lock die Kunst des Nähens beherrschte, konnte mit Stoff von Jimmys zu langen Hosenbeinen seine eigenen verlängern. Und Ike zahlte Stanley einen Becher Gin für seine Reste, welche Richard ihm dann annähte. Was für eine großartige Erfindung Hosen doch waren! Die Hosen der Sträflinge waren rostbraun, strapazierfähig, hervorragend zu waschen und anders geschnitten als Breeches, die nur bis zu den Knien reichten. Breeches hatten vorne einen breiten Latz, der von Knöpfen entlang des Hosenbunds gehalten wurde. Hosen dagegen öffnete man an einem vorn angebrachten senkrechten Saum mit Knöpfen, was das Pinkeln ungemein erleichterte.
    Mr James Thistlethwaite kam am zweiten Sonntag nach ihrer Verlegung auf die Ceres . An der Tür schüttelte er Mr Sykes herzlich die Hand. Dann trat

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