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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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so beschloss Richard, stattdessen Peter Morris aus Tommy Crowders Koje mitzunehmen.
    »Wieso nicht mich?«, fragte Crowder gereizt.
    »Weil der vierte Maat keinen Schreiber sucht. Er braucht Leute, die zupacken können.«
    »Dann nimm meinetwegen Peter«, sagte Crowder beruhigt. Er stand mitten in schwierigen Verhandlungen mit Sergeant Knight, die ihm zu einem Schluck Rum verhelfen konnten, wenn auch zu einem überhöhten Preis.
    Donovan stapfte mit finsterer Miene auf und ab, als die zehn Sträflinge an Deck kamen. »Über die Seite ins Langboot«, bellte er. »Ich habe gerade genug nüchterne Männer, um die leeren Wassertonnen nach oben zu fieren, aber niemand, der die Tonnen zum Kai bringen und füllen kann. Das übernehmt ihr. Lademeister Dicky Floan wird euch befehligen. Ihr geht allein, weil nicht genug nüchterne Seesoldaten zu eurer Bewachung da sind. Wer von euch kann pullen?«
    Nur die vier Bristoler konnten pullen, und das genügte nicht. Mr Donovan, der selbst nicht trank, sah noch verdrießlicher drein. »Dann müsst ihr geschleppt werden, nur weiß ich nicht, wo ich einen Leichter hernehmen soll, der das übernimmt.« Er erspähte den zweiten Maat, den Sohn des Marineagenten. »Mr Shortland, ich brauche einen Schleppleichter für das Boot mit den Wassertonnen. Irgendeinen Vorschlag?«
    Shortland dachte kurz und angestrengt nach, dann beschloss er,
seine Beziehungen spielen zu lassen, und signalisierte der Fishburn , auf der sein Vater fuhr. Die Fishburn antwortete prompt, und schon eine halbe Stunde später wurde das Langboot der Alexander mit den aufrecht stehenden Tonnen in Richtung Kai geschleppt.
    Obwohl eine trockene und unwirtliche Insel, hatte Teneriffa ausgezeichnetes Wasser. Es stammte aus einer Quelle in der Nähe der Stadt Laguna und wurde in den üblichen, vermutlich aus Spanien importierten Ulmenrohren zum Hafenkai geleitet, wo es aus einer Reihe von Leitungen sprudelte und sich, wenn nicht gerade ein Schiff seine Tonnen füllte, ungenutzt ins Hafenbecken ergoss. Seit Portsmouth hatte die Alexander 4000 Gallonen verbraucht, daher mussten 26 der 160 Gallonen fassenden Behälter gefüllt werden, was jeweils zweieinhalb Stunden in Anspruch nahm.
    Es war bereits nach acht, als die letzte Tonne gefüllt war und die zehn Sträflinge völlig erschöpft auf die Alexander zurückkehrten. Bei Einbruch der Nacht war der Hafen zum Leben erwacht. Unzählige kleine Fischerboote mit blinkenden Lampen tummelten sich auf dem Wasser, und wenn sie ihre Netze einholten, schimmerte darin eine wogende Masse.
    »Ihr habt gute Arbeit geleistet«, sagte Donovan, nachdem Richard als Letzter die Jakobsleiter erklommen hatte. »Kommt mit.« Er führte sie zur Mannschaftsmesse in der Back. »Rein mit euch«, rief er. »Ich weiß, dass ihr noch nichts zu essen bekommen habt, und von den Seesoldaten ist keiner so nüchtern, dass er euch etwas kochen könnte, ohne das Schiff in Brand zu setzen. Dasselbe gilt für die Matrosen, aber Mr Kelly, der Koch, hat euch freundlicherweise etwas hingestellt, ehe er sich mit einer Buddel in seine Koje zurückgezogen hat.«
    Solche Köstlichkeiten hatten sie seit sechs Monaten nicht mehr bekommen: kaltes Hammelfleisch, und zwar gebraten, nicht gekocht, Kürbiseintopf mit Zwiebeln und Kräutern, frische Brötchen, dick mit Butter bestrichen, und dazu Dünnbier zum Runterspülen.
    Mit vollem Bauch wankten sie in ihre Kojen und schliefen durch bis zum Angelusläuten. Kurz nach dem Aufwachen gab es wieder
etwas zu essen, diesmal Ziegenfleisch, frisches Maisbrot und rohe Zwiebeln.
    Richard gab Ike das frische Butterbrötchen, das er am Vorabend unter dem Hemd versteckt hatte mitgehen lassen. »Versuch, das zu essen, Ike. Die Butter wird dir gut tun.«
    Ike aß es. Nach drei Tagen und vier Nächten im Hafen bekam er langsam wieder etwas Farbe.
    Job Hollister steckte den Kopf durch die Luke. »Kommt rauf, das müsst ihr euch ansehen«, rief er aufgeregt.
    »Ist sie nicht großartig?«, fragte er, als Richard neben ihn an die Reling trat. »In Bristol habe ich kein Schiff gesehen, das auch nur halb so groß gewesen wäre.«
    Es war ein holländischer Ostindienfahrer von 800 Tonnen, der selbst die Sirius in den Schatten stellte, obwohl er recht tief im Wasser lag. Bestimmt auf der Heimreise, dachte Richard, voll beladen mit Gewürzen, Pfeffer und Teakholz, Gütern, die im holländischen Ostindien im Überfluss produziert wurden. Und die Stahlkassette in der Kajüte des Kapitäns enthielt

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