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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wahrscheinlich eine Schatulle mit kostbaren Saphiren, Rubinen und Perlen.
    »Ich wette, die haben auf der Heimreise eine Menge Seeleute verloren«, sagte John Power und hielt kurz inne. »Bei unseren Ostindienfahrern ist das jedenfalls so.« Mr Bones winkte und Power eilte davon.
    Da keine Wiederholung der offiziellen Inspektion zu erwarten war, hatten die Seesoldaten es sich gemütlich gemacht und tranken, zumal Sergeant Knight bei der eher improvisierten Verhandlung vor dem Kriegsgericht mit einer leichten Disziplinarstrafe davongekommen war. Gemeine Soldaten wie Elias Bishop und Joseph McCaldren, die an der »Grogrebellion« auf der Alexander beteiligt gewesen waren, hatten hundert Hiebe mit der neunschwänzigen Katze befürchtet und waren heilfroh, dass die Offiziere ihnen mehr Sympathien entgegenbrachten als Captain Sinclair. Die beiden Leutnants ließen sich nur selten an Bord blicken. Sie waren vollauf damit beschäftigt, mit Kameraden auf bequemeren Schiffen zu speisen, auf dem Markt von Santa Cruz um Gänse und Hühner zu feilschen oder Ausflüge ins Innere der Insel
zu unternehmen und die Sehenswürdigkeiten des fruchtbaren Tafellands an der Bergflanke zu besichtigen.
    Auch einige Sträflinge hatten sich erfolgreich Rum beschafft. Die Scarborough verkaufte außerdem holländischen Gin aus einem Fass, das sie vor den Scilly-Inseln aus dem Meer gefischt hatte, ein für englische Gaumen sehr scharfes und bitteres Getränk. Englischer Gin war süß wie Rum und im Übrigen der Hauptgrund, warum so viele Trinker verfaulte Zähne hatten. Tommy Crowder, Aaron Davis und ihre Kameraden schnarchten in der unteren Koje, nachdem sie dem von Sergeant Knight erstandenen Rum zugesprochen hatten. Überhaupt war das Schnarchen, das aus dem Gefängnis der Alexander drang, lauter als jemals zuvor seit ihrer Einschiffung. Am Freitag weilten nur Männer wie Richard, die ihr Geld lieber für wichtigere Dinge sparten, an Deck.
    Am Samstag kam fünf Stunden nach Sonnenaufgang William Aston Long, der hochnäsige erste Maat, herunter und fragte nach John Power.
    Power lag nicht in seiner Koje. Die Überraschung auf den Gesichtern der Gefangenen war nicht gespielt, und so zog Long mit grimmiger Miene wieder ab.
    Mehrere Seesoldaten, noch benebelt vom Alkohol, brüllten durch die Luke, die Häftlinge sollten gefälligst an Deck erscheinen, aber dalli! Bestürzt krochen die Männer aus ihren Kojen oder sprangen von den Tischen auf, wo sie auf das Essen gewartet hatten.
    Captain Duncan Sinclair kam missmutig aus seiner Achterhütte gewatschelt.
    »Mein Vater hatte eine Sau, die sah genauso aus wie Captain Sinclair«, sagte Bill Whiting so laut, dass die gut dreißig Umstehenden ihn hören konnten. »Mir ist noch nie ein Keiler oder ein Stier untergekommen, der diesem Miststück das Wasser reichen konnte. Die Sau beherrschte alles, den Hof, die Scheune, den Hühnerstall, den Weiher, die Tiere und uns. Ein Ausbund von Bosheit! Selbst der Teufel hätte einen großen Bogen um sie gemacht. Beim geringsten Anlass griff sie an, und sie fraß sogar ihre Ferkel, nur
um uns eins auszuwischen. Der Eber bibberte vor Angst, wenn er sie decken sollte. Sie hieß Esmeralda.«
    Von diesem Tag an wurde Captain Sinclair von jedermann auf der Alexander nur noch »Esmeralda« genannt.
    Die verkaterten Seesoldaten erhielten den Befehl, das Gefängnis auf den Kopf zu stellen. Als ihre Suche ergebnislos blieb, stellten sie das gesamte Schiff auf den Kopf, ja, sie suchten sogar in den aufgetuchten Segeln, doch John Power blieb spurlos verschwunden und mit ihm die Jolle der Alexander , deren Fehlen allerdings erst viel später bemerkt wurde, als jemand auf die Idee kam, nachzusehen.
    Im Verlauf des Nachmittags kam Major Ross an Bord. Die bedauernswerten Seesoldaten sahen mittlerweile wieder halbwegs nüchtern aus, und die Leutnants Johnstone und Shairp waren umgehend von der Lady Penrhyn zurückbeordert worden, wo sie mit Captain James Campbell und seinen beiden Leutnants gespeist hatten. Nach der »Grogrebellion« war Ross fest entschlossen, auf der Alexander , die ihm von allen elf Schiffen der Flotte am meisten Unannehmlichkeiten bereitete, keinen weiteren Ärger zu dulden. Das Sterben unter den Sträflingen ging weiter, die Seesoldaten waren der unzufriedenste Haufen, den er je erlebt hatte.
    »Finden Sie den Mann«, sagte er zu Captain Sinclair, »sonst wird Ihre Geldbörse um vierzig Pfund leichter. Ich habe den Gouverneur von dem Vorfall unterrichtet, und

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