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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Ausflüge ins Landesinnere, um riesige, farbenprächtige Schmetterlinge und Blumen von wächserner Schönheit namens Orchideen anzusehen. Viele Matrosen
und Seesoldaten brachten zahme Papageien mit prachtvollem Gefieder an Bord. Von den Hunden lebten nur noch zwei, den Rest hatten, wie von Stephen Donovan prophezeit, die Haifische gefressen. Rodney, der Kater, hatte mit seiner Partnerin für weiteren Nachwuchs gesorgt. Die hygienischen Verhältnisse auf der Alexander mochten sich gebessert haben, doch es wimmelte von Ratten und Mäusen.
    Rio hatte auch eine weniger erfreuliche Seite: Die Stadt war ein Paradies für Schaben. Aus England kannte man nur die kleinen und vergleichsweise harmlosen Kakerlaken, doch die Biester hier waren riesig. Sie konnten fliegen, machten rasselnde Geräusche und verströmten dieselbe Art von Bösartigkeit wie die Haie. Aggressiv und verschlagen, griffen sie einen Menschen lieber an, als zu fliehen. Sie trieben die Männer an den Rand des Wahnsinns, vom ranghöchsten Offizier auf der Sirius bis hinunter zum gemeinsten Sträfling auf der Alexander .
    Wer nicht an Land gehen durfte, schlief meist an Deck, obwohl auf dem Wasser nie Ruhe einkehrte. Rio schlief nie. Und es wurde auch nie dunkel. Kirchen und andere Gebäude blieben die ganze Nacht hell erleuchtet. Als hätten die wenigen Portugiesen und ihre unzähligen schwarzen Sklaven Angst vor der Dunkelheit. Nachdem Richard in den frühen Morgenstunden einmal den Grauen erregenden Ruf eines Tiers gehört hatte, der halb wie ein schriller Schrei, halb wie ein Brüllen klang, konnte er es ihnen nachempfinden.
    Zwei- bis dreimal in der Woche wurde zu Ehren irgendeines Heiligen oder der Jungfrau Maria oder im Gedenken an ein Ereignis aus dem Leben Jesu ein Feuerwerk abgebrannt - das religiöse Leben der Stadt Rio stand nicht im Zeichen von Zucht oder Mäßigung, was bei Söhnen der schottischen Kirche wie Balmain und Shairp, die im Katholizismus einen sittenlosen, dekadenten Irrglauben sahen, Anstoß erregte.
    »Ich wundere mich«, sagte Richard zu John Power, während sie die sprühenden bunten Funkengarben einer Rakete bewunderten, »dass du noch keinen Fluchtversuch unternommen hast, Johnny.«
    Power verzog das Gesicht. »Hier? Ohne Portugiesisch zu können? Man würde mich spätestens am nächsten Tag schnappen.
Außer den portugiesischen Sklaventransportern und Frachtseglern liegt im Hafen nur ein englischer Walfänger, der sich gerade das Unterwasserschiff reinigen lässt. Außerdem soll er kranke Marineangehörige von der Sirius und der Supply an Bord nehmen und nach England zurückbringen.« Er wechselte das Thema. »Ich sehe, dass Esmeralda sein Schiff wie gewöhnlich vernachlässigt. Er lässt es nie kielholen.«
    »Hat dir Mr Bones nicht gesagt, dass die Alexander einen Kupferbeschlag hat?« Richard rieb sich die Brust, die vor Orangensaft klebte. »Ich gehe über die Seite und wasche mich.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du schwimmen kannst.«
    »Kann ich auch nicht. Ich tauche nur unter und halte mich an der Leiter fest. Aber ich hoffe, dass ich die Leiter irgendwann nicht mehr brauche. Gestern habe ich sie losgelassen und mich tatsächlich ein paar Sekunden über Wasser gehalten. Dann habe ich es mit der Angst bekommen. Vielleicht geht es heute besser.«
    »Ich kann schwimmen, aber ich traue mich nicht«, sagte Power wehmütig. Er hatte trotz der laschen Disziplin einen eigenen Aufpasser.
     
    An einem der nächsten Tage war Richard gerade im Wasser, als Stephen Donovan in einem Mietboot zum Schiff zurückkehrte. Richard hatte noch immer nicht schwimmen gelernt. Sobald er die Leiter losließ, ging er unter. Deshalb musste er das Wasser verlassen, wenn ein Boot längsseits kam, und er wollte schon die Leiter hinaufklettern, als er sah, wer im Bug stand.
    »Richard, sind Sie von Sinnen? Hier gibt es Haie!«, rief Donovan. »Ich an Ihrer Stelle würde das lassen.«
    »Der Hafen von Rio hat so viel zu bieten, da wird sich kein Hai ausgerechnet für einen zähen Brocken wie mich interessieren«, erwiderte Richard grinsend. »Ich versuche, mir das Schwimmen beizubringen. Bisher mit kläglichem Ergebnis.«
    Donovan zwinkerte verschmitzt. »Damit Sie nach Afrika schwimmen können, wenn die Alexander in einem Sturm untergeht? Keine Sorge, die Alexander hat einen guten Seiteneinfall und ist trotz ihres Alters in einem tadellosen Zustand. Die können Sie
so weit überlegen, dass die Spieren ins Wasser tauchen, oder bei nachlaufender See

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