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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zurück, um zu schmollen und Rachepläne zu schmieden, während White den Major ins Bild setzte.
    »Ach ja«, meinte Ross und musterte Richard. »Sie sind der Mann, der bei seinen Leuten für Sauberkeit sorgt, ich erinnere mich gut an Sie. Sie verstehen also etwas von Pumpen, Morgan?«
    »Jedenfalls genug, um zu wissen, dass die Alexander dringend eine Kettenpumpe benötigt, Sir.«
    »Ganz meine Meinung. Mr White, Sie begeben sich auf die Sirius und anschließend auf die Charlotte . Mr Johnstone und Mr Shairp, Sie lassen alle Mann die Bilgen ausschöpfen. Und sägen Sie
unterhalb der Stückpforten zwei Löcher in die Hulk, damit die Männer die Brühe direkt in die See kippen können.«
    Als Major Ross und Marineadmiralarzt White tags darauf wieder an Bord kamen, brachten sie Leutnant Philip Gidley King mit. King warf einen Blick auf die Backbordpumpe, die Richard inzwischen zerlegt hatte, und lachte verächtlich. »Mit dem Ding saugen Sie nicht mal Sperma aus dem Schwanz eines Satyrs! Das Schiff muss mit Kettenpumpen ausgerüstet werden. Wo ist der Zimmermann?«
    Englische Sorgfalt kombiniert mit keltischem Elan wirkte Wunder. Als Angehöriger der Königlichen Marine ranghöher als ein Leutnant der Marineinfanterie, blieb King so lange an Bord, bis Chips genau verstand, was er zu tun hatte, und auch dazu in der Lage war, dann verließ er das Schiff wieder und berichtete dem Kommodore, dass die hygienischen Verhältnisse auf der Alexander sich künftig beträchtlich verbessern dürften.
    Die Alexander wurde freilich nie ein wirklich gesundes Schiff, denn das Gift saß in den Spanten. Doch wenigstens verflogen die Ausdünstungen mit der Zeit, und der Aufenthalt unter Deck wurde erträglicher. Und Esmeralda Sinclair? War er zufrieden, dass das Problem ohne Kosten für Walton & Co. behoben worden war? Mitnichten. Wer, in Dreiteufelsnamen, fragte er Trimmings von der Achterhütte herab, hatte zwei Löcher in sein Schiff gesägt?
     
    Die Flotte überquerte den Äquator in der Nacht zum 16. Juli, und tags darauf geriet sie erstmals seit Portsmouth in einen schweren Sturm. Die Luken der Alexander wurden verschalkt, und tiefe Dunkelheit senkte sich über die Gefangenen, ein Albtraum für Männer wie Richard, die sich die meiste Zeit an Deck aufgehalten hatten. Ihr einziger Trost war, dass wenigstens der Gestank nicht mehr so schlimm war. Die Alexander segelte über Backbordbug, sodass sie mehr stampfte als rollte. Die Gefangenen hatten das merkwürdige Gefühl, zuerst erdrückt zu werden, wenn das Schiff sich aufbäumte, und dann schwerelos zu schweben, wenn es unter lautem Getöse ins Wasser zurückfiel, und sie wurden zwischen Schott und Trennwand hin und her geworfen. Viele, die sich bereits
seefest gewähnt hatten, wurden wieder seekrank. Ike litt Qualen.
    Zu große Qualen. Als der Sturm sich verzogen hatte und die Regentonnen so gefüllt waren, dass wieder normale Wasserrationen ausgegeben werden konnten, begriff jeder, selbst der untröstliche Joey Long, dass es mit Isaak Rogers zu Ende ging.
    Ike rief nach Richard, und Richard kam und setzte sich Joey gegenüber, der Ikes Kopf in seinen Schoß gebettet hatte.
    »Der Straßenräuber ist am Ende seines Wegs angelangt«, sagte Ike. »Ich bin froh darüber, Richard. Freu dich mit mir. Kümmere dich um Joey. Er wird es sich sehr zu Herzen nehmen.«
    »Sei unbesorgt, Ike, wir werden uns alle um Joey kümmern.«
    Ike hob einen knochigen Arm und deutete auf das Regal am Decksbalken. »Meine Stiefel, Richard. Du bist als Einziger groß genug, um sie zu tragen, und ich möchte, dass du sie bekommst. So wie sie sind, mit allem Drum und Dran, verstehst du?«
    »Ich verstehe. Ich werde sie in Ehren halten.«
    »Gut«, sagte er und schloss die Augen.
    Eine Stunde später starb er, ohne die Augen noch einmal geöffnet zu haben.
    Auf der Alexander waren so viele Männer gestorben, dass die Segelmacher von anderen Schiffen altes Tuch anfordern mussten. Isaak Rogers wurde in sauberen Kleidern in einen Sack eingenäht und an Deck getragen. Da Richard ein Gebetbuch der anglikanischen Kirche besaß, hielt er die Andacht, befahl die Seele Ikes in Gottes Hände und übergab den Leichnam der See. Er glitt von der Planke und versank augenblicklich, beschwert mit Basaltsteinen von jenem Strand auf Teneriffa, auf dem John Power geschlafen hatte. Die Eisenstücke waren auf dem Todesschiff ausgegangen.
     
    Anfang August sichtete die Flotte am Kap Frio, eine Tagesreise nördlich der

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