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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Janeiro ist alles viel billiger.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage. Sie sind ein Geheimniskrämer, mein Freund. Raus mit der Sprache, sonst besorge ich Ihnen die Sachen nicht.«
    »Doch, das tun Sie auf jeden Fall«, sagte Richard mit einem breiten Grinsen, »aber es macht mir nichts aus, es Ihnen zu sagen.« Er blickte über die Bucht zu den dschungelbedeckten Hügeln im Norden. »Auf der Überfahrt habe ich lange darüber nachgedacht, was ich tun soll, wenn wir erst in der Botany Bay sind. Von den Sträflingen hat kaum einer einen Beruf erlernt. Ich selbst verfüge über gewisse Fertigkeiten, die mir bestimmt von Nutzen sein werden. Zum Beispiel könnte ich mir denken, dass man dort viel Holz zum Bauen benötigen wird. Ich kann Sägen schleifen. Und was noch wichtiger ist, ich kann Sägen herstellen, eine Kunst, die bei weitem seltener ist. Vielleicht ist es meinem Vetter James gelungen, meinen Werkzeugkasten an Bord eines der Schiffe zu bringen, vielleicht aber auch nicht. Dann brauche ich Schmirgel und Fischleim. Feilen dürfte die Flotte haben, aber wenn sie mit Werkzeugen ebenso mangelhaft ausgestattet ist wie mit Lebensmitteln, wird niemand an Schmirgel und Fischleim gedacht haben. Und ihre Geschichte von den Musketenpatronen hat mir zu denken gegeben. Was, wenn die Eingeborenen von Neusüdwales ebenso kriegerisch sind wie die Mohawks und uns belagern?«
    »Gute Frage«, erwiderte Stephen Donovan ernst. »Und wozu brauchen Sie Schmirgel und Fischleim, Richard?«
    »Ich mache mir daraus Schmirgelpapier und Feilen.«
    »Brauchen Sie auch normale Feilen, falls die Flotte keine hat?«

    »Ja, aber dafür reicht mein Geld nicht, und ich will Ihre Großzügigkeit nicht noch mehr in Anspruch nehmen. Ich hoffe auf meinen Werkzeugkasten.«
    »Es ist schwer, Ihnen Auskünfte zu entlocken«, sagte Donovan lächelnd. »Genauso gut könnte man versuchen, Blut aus einem Stein herauszuquetschen. Aber ich will Sie nicht drängen. Eines Tages werde ich ohnehin alles erfahren.«
    »Es lohnt sich nicht. Trotzdem danke.«
    »Oh, keine Ursache, Richard! Hätte ich nicht ganz Rio nach Ihren Tinkturen und Salben abklappern müssen, hätte ich nicht halb so viele Sehenswürdigkeiten entdeckt. Vermutlich hätte ich wie Johnstone und Shairp nur im Kaffeehaus gehockt, mir klebrige Brötchen einverleibt, Rum und Portwein geschlürft und in der Hoffnung auf kostbare kleine Andenken portugiesische Beamte flattiert.« Und damit stieg er, vergnügt vor sich hin pfeifend, die Leiter hinunter.
     
    Am 4. September begann, nach vierwöchigem Aufenthalt, das schwierige Manöver, elf Schiffe aus dem mit Inseln übersäten Hafen zu schleppen. Es dauerte bis zum nächsten Tag. Fort Santa Cruz und die Sirius übertrafen sich gegenseitig mit 21 Salutschüssen. Der Gouverneur hatte die tägliche Trinkwasserration bereits auf drei Pints heruntergesetzt, ein zarter Hinweis darauf, dass er dem Rio-Wasser ebenso wenig traute wie die Schiffsärzte.
    Bei Einbruch der Nacht war das Land hinter ihnen versunken. Der Gouverneur hoffte, die 3300 Landmeilen bis zum Kap der Guten Hoffnung rasch hinter sich zu bringen. Von nun an ging es ostwärts und südwärts durch Gewässer, die bis zum Kap zwar kartografiert, aber kaum befahren waren. Bisher war die Flotte gelegentlich einem portugiesischen Kauffahrer begegnet, doch bis sie das Kap und die Route der großen Ostindienfahrer erreichte, würde sie voraussichtlich keine Schiffe mehr sichten.
    Richard hatte seine Vorräte wieder aufgefüllt und sich zudem mit Schmirgel, Fischleim und mehreren guten Feilen versorgt. Seine Hauptsorge galt den Filtersteinen. Er selbst hatte zwar zwei in Reserve, doch seine fünf Gefährten besaßen nur jeweils einen.
Und wenn Vetter James, der Apotheker, Recht hatte, verlor sich ihre Wirkung mit der Zeit. Also flocht er aus Tauen eine Art Korb, legte einen Filterstein hinein und hängte ihn ins Meer, sodass das Schiff ihn durchs Wasser zog. Richard betete, dass der Stein nicht von einem Hai entdeckt wurde. Einmal hatte ein Offizier seine Hosen zum Bleichen ins Wasser gehängt und damit einen Hai angelockt. Der Fisch hatte das Tau durchgebissen, das Beinkleid verschluckt und gleich darauf wieder angewidert ausgespuckt. Dasselbe würde mit dem Tropfstein geschehen. Und war das Tau erst mal gekappt, war der Stein verloren. Nach einer Woche zog Richard den Stein wieder heraus und legte ihn an Deck, um ihn Sonne und Regen auszusetzen. Gleichzeitig wanderte ein zweiter Stein ins

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