Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
stockdunkel, doch selbst die hinter ihnen stehenden Männer konnten das Plätschern des Wassers hören, das gegen die Trinkwassertonnen schwappte.
    »Wir brauchen ein paar Laternen«, sagte White und hielt sich ein Taschentuch vor Mund und Nase. »Einer von uns wird da runtersteigen müssen.«
    »Sir«, gab Richard höflich zu bedenken, »ich würde keine offene Flamme da reinhalten. Es könnte eine Explosion geben.«
    »Aber ich muss hineinsehen!«
    »Das ist nicht nötig, Sir, wirklich nicht. Wir hören doch alle, was los ist. Das Wasser aus den Bilgen hat den Laderaum überflutet. Das bedeutet, dass sie voll sind. Die beiden Pumpen funktionieren nicht und haben vielleicht noch nie funktioniert - beim letzten Mal haben wir die Bilgen mit Eimern ausgeschöpft. Dieses Problem haben wir seit Gallion’s Reach.«
    »Wie heißen Sie?«, fragte White hinter dem Taschentuch hervor.

    »Richard Morgan, Sir, ehemals in Bristol wohnhaft.« Richard grinste. »Wir aus Bristol sind Mief gewöhnt, deshalb werden wir immer zum Bilgedienst eingeteilt. Aber Ausschöpfen allein wird keine Abhilfe schaffen. Die Bilgen müssen jeden Tag leer gepumpt werden. Aber nicht mit Saugpumpen. Mit einer solchen Pumpe brauchen Sie eine Woche, um eine Tonne Wasser zu fördern, selbst wenn sie ordnungsgemäß arbeitet.«
    »Ist der Zimmermann in der Lage, sie zu reparieren, Mr Johnstone?«
    Johnstone zuckte die Schultern. »Fragen Sie Morgan, Sir. Er scheint sich damit auszukennen. Ich muss gestehen, dass ich von Pumpen nichts verstehe.«
    »Ist der Zimmermann in der Lage, sie zu reparieren, Morgan?«
    »Nein, Sir. In der Bilge befindet sich zu viel Schmutz. Wenn gepumpt wird, verstopft er Rohre und Zylinder dieser Größe. Die Alexander braucht Kettenpumpen.«
    »Was kann eine Kettenpumpe, was diese Pumpen nicht können?«, fragte White.
    »Sie beseitigt die Schweinerei da unten, Sir. Sie besteht aus einem einfachen Holzkasten mit einem viel größeren Fassungsvermögen als diese Zylinder. Angetrieben wird sie mithilfe einer flachen Messingkette, die oben über Holzzahnräder und unten über eine Holztrommel läuft. An der Kette sind Bretter angebracht, die sich auf dem Weg nach unten zusammenfalten und auf dem Weg nach oben aufklappen und eine Saugwirkung erzeugen. Ein guter Zimmermann kann alles bauen bis auf die Kette - das Gerät ist so einfach, dass zwei Männer, die die Zahnradtrommel drehen, in einer Minute eine Tonne Wasser fördern können.«
    »Dann muss die Alexander mit Kettenpumpen ausgerüstet werden. Gibt es eine Kette an Bord?«
    »Das bezweifle ich, Sir, doch die Sirius ist unlängst überholt worden und dürfte deshalb über Kettenpumpen verfügen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sogar Ersatzketten an Bord hat. Wenn nicht, dann vielleicht eins der anderen Schiffe.«
    White wandte sich an Johnstone und Shairp. »Gut, ich setze auf die Sirius über und erstatte dem Gouverneur Bericht. In der
Zwischenzeit lassen Sie Laderaum und Bilgen ausschöpfen. Alle Seesoldaten und Gefangenen, die nicht krank sind, sollen mit anpacken. Ich möchte nicht, dass die Männer aus Bristol alles alleine machen müssen.« Dann sah er Balmain durchdringend an. »Warum haben Sie nicht viel früher über die Zustände hier berichtet, wenn sie schon seit über sieben Monaten andauern? Der Kapitän dieses Schiffs ist ein Faulpelz. Aber Sie als Schiffsarzt haben die unbedingte Pflicht, die Gesundheit aller Männer an Bord zu erhalten, auch die der Gefangenen. Das haben Sie nicht getan, und Sie können sich darauf verlassen, dass ich den Gouverneur davon unterrichten werde.«
    William Balmains Wangen färbten sich rot und seine schönen Gesichtszüge erstarrten vor Schreck und Wut. Ihn vor zwei Seesoldaten und vier Gefangenen abzukanzeln, war schändlich und entsprach ganz der Art, wie Major Ross mit unzuverlässigen Untergebenen umsprang. Jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, White zur Rede zu stellen, doch er schwor sich, Genugtuung zu fordern, sobald die Flotte die Botany Bay erreicht hatte. Seine Augen wanderten forschend über die Gesichter der Sträflinge, vermochten aber keine Anzeichen von Spott oder Häme zu entdecken. Er kannte diese Leute. Sie waren ihm aufgefallen, weil sie niemals krank wurden.
    In diesem Augenblick erschien Major Robert Ross am Fuß der Leiter. Shairps Ausflug zur Charlotte hatte seine Neugier erregt. Ein kurzes Schnüffeln genügte, um ihn über die Natur des Problems aufzuklären. Balmain zog sich steif in seine Kabine

Weitere Kostenlose Bücher