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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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immer waren, in der Back.«
    »Ob es ihnen gefallen wird, wenn Wallace nachts um zwei beschließt, den Mond anzuheulen?«
    »Es gibt Schlimmeres. Sophia schnarcht wie ein Sägewerk. Sie
hat ihr Lager in Zachariah Clarks Koje aufgeschlagen, aber er traut sich aus Angst vor ihr nicht, sie rauszuwerfen.«
    Die Trennung erfolgte am 25. November bei ruhiger See und schwachem Wind. Sowie alle umgezogen waren, verließ Gouverneur Phillip die Sirius unter einem dreifachen Hurra der gesamten Besatzung und stieg, den Gruß erwidernd, in ein Langboot. Er wurde zur Supply gepullt, die, um mit Stephen Donovan zu sprechen, ein guter Segler war, solange günstige Bedingungen herrschten, bei schwerem Wetter aber rollte und viel Wasser machte. Eine Slup mit Brigg-Besegelung, die eigentlich wie eine Schnau hätte getakelt werden müssen.
    Eine halbe Stunde nach Mittag setzte die Supply Segel, und auch die drei anderen Rennboote, wie man sie getauft hatte, nahmen unter Führung der Alexander Fahrt auf. Kurios war, dass just in dem Moment, als Phillip an Bord der Supply ging, eine günstige Brise aufkam und Hunter beschloss, den Rennbooten nachzujagen. So blieben die sieben Bummler bis zum Mittag des nächsten Tages in Sichtweite, ehe ihr Rumpf unter der Kimm verschwand und die See schließlich auch ihre Masttopps verschluckte. Bei dieser Art von Wetter lief die Supply den anderen mühelos davon. Bei Einbruch der Nacht war sie außer Sicht, und die Alexander , die Scarborough und die Friendship kreuzten im Abstand von einer Kabellänge - exakt zweihundert Yards - nebeneinanderher.
    Zwei Tage später begann wieder das Überstaggehen und Warten.
    »Ich glaube nicht, dass es eine Route nach Osten gibt«, sagte Will Connelly zu Stephen Donovan, der Freiwache hatte und an die Reling gekommen war, um sich ein Abendessen zu angeln.
    Donovan kicherte. »Wir sind drauf und dran, sie zu finden, Will. Siehst du die braunen Vögel da hinten?«
    »Ja, sie sehen aus wie Mauersegler.«
    »Das sind Sturmschwalben, Vorboten von Stürmen - richtigen Stürmen. Und heute ist ein öliger Tag.«
    »Was bedeutet ›ölig‹?«, fragte Taffy Edmunds, der zusammen mit Bill Whiting dazu abgestellt worden war, die Schafe auf dem Achterdeck zu hüten. Im Gefängnis hatte das große Heiterkeit ausgelöst,
den Schafhirten selbst behagte es aber durchaus, denn beide kamen von Bauernhöfen, sie waren nur viel zu schlau, um es zuzugeben.
    »Heute ist doch ein schöner Tag, nicht wahr?«, fragte Donovan.
    »Ja, sehr schön. Die Sonne ist draußen, kein Wind.«
    »Aber der Himmel ist nicht blau, Taffy. Und die See auch nicht. Wir Seeleute nennen das ›ölig‹, weil der Himmel und die See so aussehen, als wären sie mit einem dünnen Fettfilm überzogen - trüb und leblos. Am Nachmittag werden ein paar weiße Wölkchen wie Papierfetzen über den Himmel jagen. Ein kräftiger Wind wird sie in großer Höhe vor sich her treiben, aber wir hier unten werden ihn nicht spüren. Und morgen früh sind wir mitten in einem wütenden Sturm. In ein paar Stunden werdet ihr erfahren, was es heißt, eine Route nach Osten zu suchen.« Donovan stieß einen Freudenschrei aus. »Da hat einer angebissen.« Er zog einen Fisch heraus, der Ähnlichkeit mit einem Kabeljau hatte, und hüpfte davon.
    »Ihr habt’s gehört«, sagte Richard. »Besser, wir gehen runter und warnen die anderen.«
    »Ölig«, sinnierte Taffy. Er ging in Richtung Achterdeck, wo Bill Futter aus einem Eimer verstreute. »Bill! Unsere Schafe! Wir bekommen einen Sturm. Den Vater aller Stürme.«
    Als die Wolkenfetzen über den Himmel jagten, aßen sie gerade, doch am nächsten Tag brachte ihnen niemand etwas zu essen. Der Sturm wütete immer schlimmer, warf das Schiff herum wie einen kleinen Ball. Die Bordwände ächzten, und im Bauch des Schiffes dröhnte es wie im Innern einer Trommel, obwohl die Luken noch nicht geschlossen waren.
    Etwa um dieselbe Zeit, als die Insassen des Gefängnisses begriffen, dass sie nichts zu essen bekommen würden, bis das Wetter sich etwas beruhigte, stieg Richard auf den Tisch, schob den Oberkörper durch die hintere Luke und blickte in die Runde. Auf allen vier Seiten hing die See drohend über der Alexander . Die Versuchung war zu groß. Er stemmte sich vollends hinaus und suchte sich am Großmast einen sicheren Platz, von wo aus er den Ozean beobachten konnte, der das Schiff wie entfesselt bedrängte. Es gab Gegenseen, Querseen, Heckseen, und alles zur gleichen Zeit. Die
Takelage stöhnte

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