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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Männer in den Tod gerissen hatte - junge, kräftige Seeleute namens Willy Dring, Joe Robinson, Neddy Smith und Tom Watson, die draußen fischen sollten, wann immer das Wetter es zuließ.
    »Man sollte meinen, den Leuten wäre frischer Fisch lieber als immer nur Pökelfleisch, doch die meisten murren, wenn es statt. Pökelfleisch Fisch oder Schildkröte gibt. Ich verstehe das nicht.« King zuckte die Achseln. »Wer zu aufsässig wird, den lasse ich auspeitschen. Bei Ihnen scheint das nicht nötig zu sein, Morgan.«
    Richard grinste. »Fisch ist mir lieber als die neunschwänzige Katze, Sir. Ich wurde seit meiner Verurteilung noch nie ausgepeitscht.«
    »Ja, und mir ist aufgefallen, dass das für viele von euch gilt. Sie haben die Arbeit gut aufgeteilt. Ein Team war nicht genug. Was meinen Sie, wie groß darf der Durchmesser der Stämme sein, damit wir sie mit unseren Werkzeugen noch verarbeiten können?«
    »Solange wir keine längeren Zugsägen haben, höchstens sechs Fuß, Sir. Wir bräuchten auch eine große Ablängsäge, die von zwei Männern bedient wird. Ich mache gerade aus unserer einzigen acht Fuß langen Spaltsäge eine Säge, mit der sich die Stämme leichter durchsägen lassen als mit den Zugsägen.« Richard fühlte sich in Gesellschaft dieses Mannes sehr wohl.
    Leutnant King und Major Ross sind so verschieden wie Tag und Nacht, dachte er. King ist sehr väterlich und betrachtet uns als seine Familie. Solche Gefühle sind dem Major fremd, trotzdem bin ich auch mit ihm gut zurechtgekommen. Auf Norfolk Island ist
mir außerdem klar geworden, wie viel die Seesoldaten in Port Jackson von unseren Verpflegungsrationen für sich abgezweigt haben. Ich kann es ihnen nicht einmal verdenken. Auch sie haben Hunger. Weder Gouverneur Phillip noch Major Ross haben das gemerkt. Je größer die Behörden sind, desto weniger wissen sie, was am unteren Ende der Hierarchie los ist.
    Leutnant King ist sehr gewissenhaft. Er bewahrt die Gewichte zum Abwiegen der Essensrationen in seinem Haus auf und überprüft sie mithilfe eines Satzes geeichter Gewichte. Einmal gab es bisher frische Schildkröte und schon mehrmals den köstlichsten Fisch, den ich je gegessen habe. Nach der ersten Mahlzeit mit frischem Fleisch fühlten wir uns wie neu geboren. Außerdem essen wir viel Gemüse. Es gibt auf der Insel trotz der Raupen und Ratten keinen Skorbut. Ich kann den Widerwillen einiger Leute gegen Fisch allerdings verstehen - sie haben früher nie Fisch gegessen und kennen und mögen eben nur Fleisch. Wir brauchen auch viel Salz. Vetter James, der Apotheker, sagte einmal, je mehr man schwitzt, desto mehr Salz braucht man.
    Ja, ich bin froh, dass ich hier bin. Es ist hier angenehmer als in Port Jackson. Und man braucht keine Eingeborenen zu fürchten, wenn man den Weg verlässt, auch wenn am Lagerfeuer erzählt wird, der Wald sei so dicht, dass selbst Leutnant King sich einmal völlig verirrt hätte.
    »Was gibt es noch zu berichten, Morgan?«, fragte King. Sie überquerten auf einer wackligen Brücke den Sumpf. Die Brückenpfeiler standen auf Lagern aus Tannenstämmen, die man in dem offenbar nicht sehr tiefen Sumpf versenkt hatte.
    »Die Sägegrube braucht ein Dach, das die Säger vor Sonne und Regen schützt, Mr King. Außerdem müssten Sie für Balken, die über zwölf Fuß lang sind, eine zweite, längere Sägegrube ausheben lassen.«
    »Die Sägegrube hatte früher ein Dach, aber ein Sturm hat es heruntergerissen. Es gibt hier heftige Stürme. Mit den Überresten des Dachs habe ich den Keller unter meinem Haus abgestützt. Aber ich sehe ein, dass wir ein neues bauen müssen, und zwar bald. Die Sonne wird täglich stärker.«

    Die Brücke endete am Ufer eines kleinen Bachs, der in den Sumpf zu münden schien. King bog nach links ab und stieg ein langes, gewundenes Tal hinauf. Das Tal war breiter als die anderen Täler zwischen den Hügeln um das Hüttendorf, dem King den Namen Sydney Town gegeben hatte.
    Vor einem steilen Hang, der sich von Norden ins Tal schob, blieb er stehen. »Ich habe dieses Tal Arthur’s Vale getauft, zu Ehren Seiner Exzellenz, die mit Vornamen Arthur heißt. Die große Insel im Süden trägt seinen Nachnamen - Phillip Island. Wir verlegen unsere Felder allmählich von Sydney Town hierher, weil sie hier besser vor den Winden aus dem Süden und dem Westen geschützt sind - und auf der anderen Seite des Bergrückens hoffentlich auch vor dem Ostwind. Der Berg dort im Süden zwischen Arthur’s Vale und dem Meer

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