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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die Böttcher mit der Herstellung von Fässern beginnen konnten. Ross hatte Frauen dazu eingeteilt, Kings Weizenernte mit Handmühlen zu mahlen, denn er war der Ansicht, Mehl in Fässern sei vor den Ratten sicherer als ungemahlenes Getreide im Speicher. Aaron Davis, der in Port Jackson zuletzt als Bäcker gearbeitet hatte, wurde zum Bäcker der Insel ernannt. Nicht dass deren Bewohner jeden Tag in den Genuss von Brot gekommen wären. Sonntags und mittwochs gab es Brot, montags und donnerstags Reis, dienstags und freitags einen Brei aus Mais- und Hafermehl und samstags Erbsen.
    Als Ross sah, wie schnell die Schweine sich vermehrten, hängte er einen Kessel über eine kleine Feuerstelle und begann Salz zu gewinnen. Damit pökelte er das Schweinefleisch. Die Teile des Schweins, die sich nicht pökeln ließen, wurden klein gehackt und zu Würsten verarbeitet.
    »Das Beste an einem Schwein ist, dass man nur das Grunzen nicht essen kann«, hörte man Ross sagen. Da der Major als ein Mann ohne jeden Sinn für Humor galt, wurde allgemein angenommen, dass diese Bemerkung völlig ernst gemeint sei.
    In praktischen Dingen bewies Ross viel Geschick und Einfallsreichtum. Nachdem die Produktion von Salz, Würsten und einem Raupenvernichtungsmittel aus Tabak angelaufen war, kam er auf die Idee, einen Teil des Sägemehls, das bisher untergegraben wurde, in Räucherhäusern als Brennmaterial zu verwenden. Was sich nicht pökeln ließ, konnte vielleicht geräuchert werden, unter anderem auch Fisch. Das erste Ziel war, so viel Nahrung wie möglich zu produzieren, das zweite, möglichst viele seiner Schützlinge
dazu zu bringen, dass sie sich selbst versorgten. Denn nur so hatte das Experiment mit den Sträflingen einen Sinn - warum sollte man tausende von Sträflingen und Aufsichtspersonen ans andere Ende der Welt verfrachten, wenn der Staat sie dort bis in alle Ewigkeit mit Lebensmitteln versorgen musste?
     
    Robert Ross empfand es wie Arthur Phillip als seine Pflicht, zu verhindern, dass die Moral der ihm anvertrauten Menschen unter das Niveau anderer englischer Kolonien sank. Die christlichen Vorstellungen von Sitte und Anstand, die kulturellen und technischen Errungenschaften und die organisatorischen Strukturen, die eine zivilisierte europäische Gesellschaft auszeichneten, mussten unter allen Umständen aufrechterhalten werden. Was Phillip von Ross unterschied, war sein Optimismus. Phillip glaubte an das Experiment in der Botany Bay und war fest entschlossen, ihm zum Erfolg zu verhelfen. Ross dagegen betrachtete es als eine sinnlose Verschwendung von Zeit, Geld, Material und Kraft. Er war davon überzeugt, dass es kläglich scheitern würde, ohne Spuren zu hinterlassen. Trotzdem bemühte er sich nach Kräften, alle die Schwierigkeiten zu meistern, die die Wichtigtuer in London nicht bedacht hatten, als sie den Ausführungen von Sir Joseph Banks und Mr James Matra lauschten. Wie leicht war es doch, menschliche Schachfiguren auf dem großen Schachbrett der Welt umherzuschieben, wenn der Sessel bequem, der Magen voll, das Feuer warm und die Portweinkaraffe gefüllt war.
     
    »Herein«, rief Stephen, als Richard klopfte.
    Richard trat ein und setzte sich.
    »Iss mit mir zu Abend«, sagte Stephen. »Es gibt frischen Fisch, und Johnny scharwenzelt um Captain Hunter herum, deshalb ist seine Ration übrig.«
    »Ich könnte jeden Tag Fisch essen«, sagte Richard und langte zu. »Morgen grabe ich eine Hand voll Kartoffeln für dich aus, um mich für die freundliche Einladung zu revanchieren. Meine Kartoffeln gedeihen prächtig.«
    »Sprechen die Leute inzwischen wieder mit dir?«, fragte Stephen,
als sie gegessen, die Teller abgespült und das Schachspiel aufgebaut hatten.
    »Ja, nur die nicht, die sich auf die Seite meiner Frau geschlagen haben - Connelly, Perrott und ein paar andere, die ich von der Ceres und der Alexander kenne. Die Gruppe, die Lizzie schon vor meiner Zeit in Gloucester kannte, hat seltsamerweise für mich Partei ergriffen.« Er sah verärgert aus. »Als ob es nötig wäre, sich zwischen uns zu entscheiden. Lächerlich! Lizzie fühlt sich droben beim Major pudelwohl. Sie bemuttert den kleinen John wie eine Glucke. Beim Major versucht sie es allerdings nicht.«
    »Sie liebt dich, Richard«, sagte Stephen.
    Richard sah ihn verblüfft an. »Unsinn! Es war nie Liebe zwischen uns. Ich weiß, du hast gehofft, nach unserer Heirat würde sich vielleicht Liebe zwischen uns entwickeln, aber dem war nicht so.«
    »Sie liebt

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