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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Werkhalle führte, die mit Schmelzöfen,
Schmiedeherden, Drehbänken und Pressen voll gestellt und von Dampfschwaden und Lärm erfüllt war. »Aber das da«, er zeigte auf ein schnaufendes, tuckerndes Monstrum, »bringt Maschinen ganz von alleine in Schwung.« Richard starrte das Monstrum an, das inmitten einer Reihe von Drehbänken einen herausragenden Platz einnahm. Die Drehbänke verwandelten Messing in allerlei auf Schiffen benötigte Dinge. Eisen war auf Schiffen keine gute Wahl, weil es durch das Salzwasser schnell rostete.
    »Können wir nach draußen gehen?«, brüllte Richard.
    Sobald sie draußen am Ufer des Froom standen, direkt unterhalb des Weare, wo sich die Waschfrauen zur Arbeit trafen, fuhr Latimer fort. »Als Wasborough seine Transmissionsscheiben und das Schwungrad mit der Pickard-Kurbel verband, bedeutete dies das Ende des Wasserrads. Das ist natürlich wunderbar, denn es bedeutet, dass eine Fabrik nicht mehr direkt am Fluss gebaut werden muss. Wo Kohle billig ist wie in Bristol, ist Dampf besser als Wasser - vorausgesetzt, die Maschine arbeitet mit einer Kreisbewegung.«
    »Warum habe ich dann nie von Wasborough und Pickard gehört?«
    »Wegen James Watt, der die beiden verklagte, weil ihre Dampfmaschine seinen patentierten getrennten Dampfkondensator enthielt. Außerdem beschuldigte er Pickard, ihm die Idee der Kurbel gestohlen zu haben, was völliger Unsinn ist. Watts Lösung für das Problem der Kreisbewegung ist ein Zahnstangengetriebe - er nennt es ›Sonnen- und Planetenbewegung‹ -, aber dieses Getriebe ist unglaublich langsam und kompliziert. Als er das Patent für Pickards Kurbel sah, erkannte er sofort, dass dies die richtige Lösung war, er konnte es nur nicht ertragen, übertroffen worden zu sein.«
    »Ich wusste gar nicht, dass die Konkurrenz unter Maschinenbauern so mörderisch ist. Wie ging es weiter?«
    »Wasborough hatte eine Menge Kummer und starb dann aus schierer Verzweiflung. Er war erst achtundzwanzig. Pickard floh nach Connecticut. Ich habe jetzt herausgefunden, wie ich ohne Watts Kondensator auskommen kann, und will die Maschine von
Wasborough und Pickard bauen, bevor die Patente auslaufen und Watts sie sich unter den Nagel reißt.«
    »Schwer zu glauben, dass ein so genialer Kopf ein Schurke ist«, sagte Richard.
    »James Watt ist ein schottischer Eigenbrötler«, sagte Thomas Latimer ernst. »Im Grunde kein schlechter Mensch, aber unglaublich eingebildet. Er bildet sich ein, alles erfunden zu haben. Hört man ihm zu, gewinnt man den Eindruck, Gott sei sein Lehrling. Pah!«
    Richard schaute auf den träge dahinfließenden Froom, auf dem Baumstämme, Metallspäne, Tierkadaver und anderes Treibgut schwammen. Wie leicht solche Sachen ein Wasserrad blockieren, dachte er. »Die Vorteile von Dampf gegenüber Wasser leuchten mir ein. Wir können nicht unentwegt im Herzen der Städte neue, auf Wasserkraft angewiesene Industrien aufbauen. Dampfmaschinen mit Kreisbewegung sind die Zukunft, Mr Latimer.«
    »Nenn mich Tom. Noch eine Überlegung, Richard! Wasborough träumte davon, eine seiner Dampfmaschinen auf einem Schiff zu installieren. Das Schiff könnte damit ohne Rücksicht auf Seegang und Strömungen und ohne komplizierte Manöver auf Grund bestimmter Windverhältnisse einen pfeilgeraden Kurs steuern. Die Dampfmaschine würde die Schaufeln eines umgebauten Wasserrades auf beiden Seiten des Schiffes antreiben. Genial!«
    »Das wäre es wirklich, Tom.«
    Zurück im Cooper’s Arms erzählte Richard seinem Vater und Vetter James, dem Apotheker, von dem Gespräch.
    »Latimer sucht nach Investoren«, sagte er schließlich. »Ich spiele mit dem Gedanken, meine dreitausend Pfund in dieses Unternehmen zu stecken.«
    »Du wirst das Geld verlieren«, sagte Dick grimmig.
    Vetter James war anderer Meinung. »Mr Latimers Pläne sind in Bristol auf großes Interesse gestoßen, Richard. Seine Referenzen sind ausgezeichnet, obwohl er in Bristol neu ist. Ich überlege selbst, tausend Pfund zu investieren.«
    »Dann seid ihr beide Narren«, sagte Dick, und bei diesem Standpunkt blieb er.

    Den Kopf über die Bücher gebeugt, saß William Henry an Mr James Thistlethwaites altem Tisch und machte Hausaufgaben. Er hatte von der Schiefertafel zu Feder und Papier gewechselt. Er hatte Richards Sorgfalt und Geduld geerbt und schrieb eine gestochene Handschrift ohne die Schmierereien und Tintenkleckse, die den anderen Knaben so viel Kummer bereiteten.
    Ich werde genug Geld verdienen, um William Henry

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