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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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solche Gespräche ausgerechnet an einer dünnen Trennwand führen würde. Das Wort »planen« freilich ließ Richter und Geschworene gleichermaßen aufhorchen.
    Doch so viel Mühe der Anklagevertreter sich auch gab, die Geschworenen waren immer noch unschlüssig, ob die Tat geplant oder von einem gehörnten Ehemann im Affekt begangen worden war. Ein schwacher Hoffnungsstrahl begann Richards düstere Stimmung aufzuhellen.
    Vetter James, der Apotheker, und Vetter James, der Kirchenmann, wurden als Leumundszeugen für Richard aufgerufen. Auch wenn der Anklagevertreter wiederholt auf ihre engen verwandtschaftlichen Beziehungen zum Angeklagten verwies, machten die beiden grundsoliden Männer doch unübersehbar tiefen Eindruck auf die Geschworenen. Unglücklicherweise zog sich Richards Verhandlung, da er von einem Anwalt verteidigt wurde, nun schon fast eine Stunde hin, und die Geschworenen konnten kaum noch stehen. Keiner hatte am Ende eines langen Gerichtstages noch Lust auf ein ewiges Hin und Her, auch die Richter nicht.
    Mr Hyde rief Robert Jones als Leumundszeugen auf.
    Richard zuckte zusammen. Robert Jones sagte für ihn aus? Der Schleimer, der William Thorne die ganze Zeit hofierte und ihm von Willys Besuch beim Steueramt erzählt hatte?
    »Kennen Sie die Angeklagten, Mr Jones?«, fragte Mr Hyde.
    »Jawohl, beide.«
    »Sind sie ehrbare und gesetzestreue Männer, Mr Jones?«
    »Jawohl, in jeder Beziehung.«
    »Sind sie, soweit Sie es beurteilen können, je mit dem Gesetz in Konflikt gekommen?«
    »Nein, nie.«
    »Wissen Sie etwas über die Vorfälle in der Nähe des Jakobsbrunnens am 30. September letzten Jahres - abgesehen von dem Klatsch, der hier verbreitet wurde?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Worauf beziehen sich Ihre Informationen?«
    »Wie?«

    »Was wissen Sie, Mr Jones?«
    »Also, erstens ist Mrs Joice nicht die Frau von Mr Joice, sondern nur eine Nutte, die bei Mr Joice eingezogen ist.«
    »Mrs Joice steht nicht unter Anklage. Beschränken Sie sich bitte auf die besagten Vorfälle.«
    »Ich habe mit Mrs Joice und mit Mr Dangerfield gesprochen. Mr Dangerfield führte mich in das Zimmer mit der Ritze in der Wand, sagte aber, er hätte nichts hören können und auch kaum etwas gesehen. Mrs Joice sagte, sie hätte überhaupt nichts gehört oder gesehen.«
    Der Anklagevertreter runzelte die Stirn. Mr Trevillian, der offizielle Ankläger, blickte drein, als sei das alles viel zu hoch für seinen so jämmerlich beschränkten Verstand.
    Der Anklagevertreter nahm Mr Jones ins Kreuzverhör.
    »Wann fand Ihr Gespräch mit Mrs Joice und Mr Dangerfield statt, Mr Jones? Seien Sie bitte präzise.«
    »Wie?«
    »Seien Sie genau.«
    »Ach so, ja. Also das war am nächsten Tag, als ich Willy - das heißt Mr Insell, den Angeklagten - besuchte. Er erzählte mir, was passiert war, und ich fragte die Nachbarn, was sie gesehen und gehört hätten. Mrs Joice - die wirklich nicht die Frau von Mr Joice ist - meinte, sie hätte nichts gesehen und gehört. Mr Dangerfield zeigte mir das Zimmer mit der Ritze, aber als ich durchschaute, konnte ich nichts erkennen.«
    Mrs Joice wurde erneut in den Zeugenstand gerufen und erklärte, natürlich habe sie bestritten, nebenan etwas gesehen oder gehört zu haben - sie lasse sich doch nicht von Schnüfflern ausfragen!
    Auch Mr Dangerfield wurde noch einmal befragt und sagte, er habe nie behauptet, etwas gehört zu haben, er habe nur etwas gesehen.
    »Rufen Sie Mr James Hyde in den Zeugenstand!«, rief der Anklagevertreter. Richards Anwalt schreckte hoch. »Nicht Sie, verehrter Herr Kollege. Ich meine Mr James Hyde, den Hausdiener von Mr Trevillians Mutter.«

    Dieser James Hyde war ein kleiner rotblonder Mann in den Fünfzigern mit der zurückhaltenden, leicht unterwürfigen Art eines älteren Hausangestellten. Er gab an, Mr Dangerfield habe ihn am ersten Oktober besucht und gesagt, ein gewisser Robert Jones könne ihm für die Summe von fünf Guineen beweisen, dass Morgan und seine Frau geplant hätten, Mr Trevillian auszunehmen.
    Die Geschworenen wurden unruhig. Sir James Eyre setzte sich aufrechter hin.
    »Er sprach von einem Plan, Mr Hyde?«
    »Ja, Sir.«
    »War Mr Insell an dem Plan auch beteiligt?«
    »Ihn erwähnte Mr Dangerfield nicht, nur Morgan und seine Frau.«
    Nochmals befragt, bestätigte Mr Dangerfield, dass er seinen Freund Mr James Hyde in Mrs Maurice Trevillians Haus besucht und ihm von Robert Jones’ Angebot erzählt habe.
    Daraufhin wurde auch Mr Robert Jones noch einmal in den

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