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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Zeugenstand gerufen. Er gab zu, das Angebot gemacht zu haben. Er habe gewusst, dass Mr Dangerfield freundschaftliche Beziehungen zum Personal der Trevillians habe, und da er etwas knapp bei Kasse gewesen sei …
    »Und der Plan Morgans und seiner Frau, Mr Trevillian auszunehmen? Gab es ihn?«, fragte der Anklagevertreter.
    »Ja sicher«, erwiderte Robert Jones munter. »Aber Willy hatte nichts damit zu tun, das kann ich beschwören.«
    »Sie stehen bereits unter Eid, Mr Jones.«
    »Ach ja, natürlich!«
    »Wie erfuhren Sie von dem Plan?«
    »Mrs Morgan erzählte mir davon.«
    Wieder horchten die Geschworenen und Richter auf.
    »Wann?«
    »Um die Mittagszeit oder besser am frühen Nachmittag des Tages, an dem er ausgeführt wurde. Ich wollte Willy besuchen. Er war nicht da, dafür lief mir Mrs Morgan über den Weg. Sie sagte, sie erwarte Mr Trevillian, er würde allerdings erst später kommen,
wenn Morgan nach Bath gefahren sei. Sie war richtig gut gelaunt. Sie sagte, wenn Mr Trevillian käme, würde Morgan über ihn herfallen, weil Mr Trevillian ein kleines Techtelmechtel mit ihr hätte - wie eben ein Ehemann, der gerade gemerkt hat, dass er Hörner trägt. Sie sagte, ihr Mann meine, sie könnten aus dem lächerlichen Fatzke fünfhundert Pfund rausholen. Der sei so dämlich.«
    Sir James Eyre sah zur Anklagebank. »Morgan, was haben Sie zu dem gemeinsam mit Ihrer Frau ausgeheckten Plan zu sagen?«
    »Es gab keinen solchen Plan, Euer Ehren«, beteuerte Richard. »Ich bin unschuldig.«
    Der Richter zog die Mundwinkel nach unten. »Wo ist Mrs Morgan?«, fragte er. Die Frage schien an alle Anwesenden gerichtet. »Sie sollte als Angeklagte dort neben Ihrem Mann stehen, so viel ist klar.« Er warf Richard einen grimmigen Blick zu. »Wo ist Ihre Frau, Morgan?«
    »Ich weiß es nicht, Euer Ehren«, antwortete Richard mit fester Stimme. »Ich habe sie seit jenem Tag nicht mehr gesehen.«
    Der Anklagevertreter kam noch einmal ausführlich auf den angeblichen Plan zu sprechen, ohne sich zur Abwesenheit der Komplizin Mrs Morgan zu äußern. Dann wandte Sir James Eyre sich an die Geschworenen. Auch er maß dem Plan große Bedeutung bei.
    Die zwölf ehrbaren Männer sahen einander erleichtert an. Jetzt konnten sie gleich heimgehen. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen. In Gloucester gab es bei weitem nicht genug freie Männer, um für jede Verhandlung eine andere Jury einzuberufen. Eine Beratung fand nicht statt. Richard Morgan wurde von dem Vorwurf freigesprochen, eine Uhr gestohlen zu haben, doch im Hinblick auf die Erpressung des schweren Diebstahls für schuldig erklärt. William Insell wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen.
    Sir James Eyre fixierte die Angeklagten. Willy Insell war weinend auf die Knie gesunken, der kahl geschorene Richard Morgan - sah er nicht aus wie ein Schurke? - stand regungslos da und starrte auf einen fernen Punkt weit jenseits des Rathauses von Gloucester.

    »Richard Morgan, hiermit verurteile ich Sie zu sieben Jahren Deportation nach Afrika. William Insell, Sie sind frei.« Der Richter ließ seinen Hammer niedersausen, um Sir George Nares zu wecken. »Das Gericht tritt morgen Vormittag um zehn Uhr wieder zusammen. Gott schütze den König.«
    »Gott schütze den König«, wiederholten die Anwesenden pflichtschuldig.
    Der Wächter versetzte den Gefangenen einen Stoß mit der Hellebarde. Richard drehte sich um und stieg die Treppe hinunter, ohne noch einmal in Mr Trevillians Richtung zu blicken. Ceely war für immer aus seinem Leben verschwunden. Die Ceelys waren nicht von Bedeutung.
    Auf dem Rückweg zum Gefängnis überkam ihn plötzlich Erleichterung. Ihm war eingefallen, dass er die Heulsuse Willy bald für immer los hatte.
     
    Die Sonne stand tief über dem westlichen Horizont, als Richard und Willy, der vermutlich vor Freude immer noch weinte, in Begleitung zweier Gefängniswärter durch das Burgtor marschierten. Drinnen wurde Richard angehalten, Willy durfte weitergehen. War das der erste Unterschied zwischen einem Untersuchungshäftling und einem verurteilten Straftäter? Sein Bewacher deutete zum Haus des Oberaufsehers. Richard setzte sich ohne jeden Protest in Bewegung wie immer, wenn eine Amtsperson etwas von ihm wollte. Er war jetzt seit drei Monaten in Gloucester und kannte alle Wärter, die freundlichen, die unfreundlichen und die gleichgültigen. Er vermied jeden näheren Kontakt mit ihnen und sprach keinen mit seinem Namen an.
    Richard wurde in einen Raum geführt, der

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