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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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einer an England gerichteten Botschaft
unmissverständlich erklärt hatte, dass es unter keinen Umständen bereit sei, deportierte Sträflinge aufzunehmen. Die Mercury brach mit 179 Gefangenen an Bord von London auf. Unter den Gefangenen befanden sich Männer, Frauen und Kinder. Nach einer Meuterei vor der Küste von Devon landete das Schiff in der Nähe von Torbay. Einige Sträflinge wurden noch an Bord wieder gefangen genommen, doch die meisten waren bereits geflohen. Insgesamt 108 wurden wieder gefasst; einige waren bis Bristol gekommen. Viele wurden zum Tod durch den Strang verurteilt, allerdings nur zwei tatsächlich gehängt. Das politische Klima begann sich zu verändern.
    Mit der Recovery wurde im Januar 1785 ein letzter planloser Versuch unternommen, in den überfüllten Gefängnissen Englands Platz zu schaffen. Eine Ladung Sträflinge wurde nach Äquatorialafrika verschifft und an einer sumpfigen Küste ausgesetzt - ohne für sie verantwortliche Aufseher und ohne die nötigen Vorräte und Ausrüstungsgegenstände, um in der Wildnis zu überleben. Alle starben auf grauenvolle Weise. Das afrikanische Experiment löste einen Sturm der Entrüstung aus und wurde nie wiederholt. Das neue Kabinett von Premierminister William Pitt dem Jüngeren gelangte zu der Einsicht, dass andere, weniger anstößige Wege gefunden werden mussten, um zur Deportation verurteilte Straftäter loszuwerden. Angesichts der Forderungen John Howards und Jeremy Benthams nach Reformen des Strafvollzugs, der Kampagne der Quäker gegen die Sklaverei und die britische Expansion in Afrika und des wachsenden Einflusses von Thomas Clarkson und William Wilberforce, der wie Bentham ein wichtiger Mann der Whigs in Westminster war, hielt die Regierung es für klüger, diesen und anderen Streitern für soziale Reformen keine weitere Munition zu liefern. Die zusätzlich erhobenen Steuern, notwendig gemacht durch die schlechte Wirtschaftslage, sorgten schon für genug Unzufriedenheit. Und in einem stimmte Mr Pitt mit dem Sträfling Richard Morgan überein: Er wollte noch lange leben. So durfte Jeremy Bentham an den Plänen für das neue Gefängnis in Gloucester mitwirken, und Innenminister Lord Sydney bekam den Auftrag, einen Ort zu finden
- ganz egal wo -, an den die vielen überzähligen englischen Sträflinge deportiert werden konnten.
     
    Doch noch hatte sich im Gefängnis von Gloucester nichts verändert. Die Häftlinge litten weiterhin unter der Enge und allen möglichen Krankheiten.
    Willy Insell, der immer noch bei jeder Gelegenheit heulte, wurde am 5. April entlassen. Am selben Tag schickte Mr James Hyde das Gnadengesuch Richard Morgans zusammen mit einem Schreiben von Mr Fisher, dem Leiter der Steuerbehörde von Bristol, an Lord Sydney. Lord Sydneys fleißiger und gewissenhafter Sekretär Mr Evan Nepean überstellte es am 15. April in das Büro von Sir James Eyre in der Bedford Row. Sir James Eyre, der bei Richards Verhandlung den Vorsitz geführt hatte, sollte den Fall noch einmal überprüfen und Lord Sydney mitteilen, ob Richard Morgan die Gnade des Königs verdiene. Bisher war alles recht schnell gegangen; schließlich hatte die Verhandlung erst am 23. März stattgefunden. Doch in der Bedford Row verstaubte das Gnadengesuch. Richter Eyre war zu beschäftigt, um für derlei Dinge Zeit zu haben.
     
    Ende Juli kam ein Brief von Jem Thistlethwaite, der London um dieselbe Zeit verlassen hatte, zu der William Henry verschwunden war. Richard wurde das Herz schwer, als Hubbard ihm den Brief aushändigte. Die alte Wunde öffnete sich wieder, und der ganze Schmerz der Vergangenheit fiel ihn an. Nach seiner Einlieferung ins Bristol Newgate hatte er alle Erinnerungen an William Henry verdrängt. Nur so hatte er, ohne dass es ihm bewusst war, den unbändigen Überlebenswillen aufbringen können und die Disziplin, die Rituale zu befolgen, die er für sich eingeführt hatte - Rituale der Reinigung, durch die er sich von seinen Mithäftlingen absetzte und für sie zu einem Zwischending zwischen einem Heiligen und einem Verrückten wurde. Warum wollte er um jeden Preis überleben und gesund bleiben? Um anschließend die Suche nach William Henry fortsetzen zu können, der tief in seinem Herzen weiterlebte.
    Richard, soeben habe ich einen Brief deines Vaters erhalten. Ich bin von der schlimmen Nachricht völlig niedergeschmettert. Vom Rum benebelt, glaubte ich, ich hätte dir von meiner geplanten Flucht geschrieben, aber der Brief wurde entweder nie

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