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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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du würdest ein kräftigeres Getränk dem verwässerten Punsch meiner Tante vorziehen.“
    Dankbar nahm Max das angebotene Glas entgegen und gönnte sich einen großen Schluck. Er genoss das Feuer, das ihm die Kehle hinunterlief.
    Thorne war der draufgängerische Sohn eines Herzogs - groß, blond und von athletischem Körperbau. Der Viscount war es gewesen, der Max in viele der berüchtigten Vergnügungen eingeführt hatte, die London bot. Und es war Thorne, der ihn dazu genötigt hatte, den Ball heute Abend zu besuchen.
    Max hob sein Brandyglas. „Das hier hilft“, sagte er, „aber du stehst immer noch tief in meiner Schuld.“
    Thome grinste. „In der Tat.“ Er war vor allem zur Herbstsaison in London, weil er seiner Tante Lady Hennessy versprochen hatte, sich um seine junge Cousine zu kümmern, die etwas Schliff erlangen sollte, ehe sie im kommenden Frühjahr in die Gesellschaft eingeführt werden würde. Er hatte Max gebeten, ebenfalls heute Abend teilzunehmen, damit er Lady Hennessy nicht die ganze Zeit alleine ertragen musste.
    Freundschaftlich schlug er Max auf die Schulter. „Es muss wie die Pest sein, gnadenlos von so vielen Frauen gejagt zu werden, die dich lieben.“
    „Sie lieben nicht den Menschen, der ich bin. Es ist die Höhe meines Einkommens und die Erwartung eines Titels, die sie an-ziehen.“ Als einziger männlicher Verwandter eines betagten Onkels war Max der Erbe eines Viscount-Titels.
    „Zusammen mit deinem Charme und deinem guten Aussehen“, warf Thorne ein. „Und der Tatsache, dass du ein gefeierter Kriegsheld bist. Hast du eine Ahnung, wie viele Männer töten würden, um jetzt an deiner Stelle zu sein?“
    Max schenkte ihm ein gequältes Lächeln. „Ich wäre lieber irgendwo anders als hier. Zum Beispiel wieder auf deiner Insel.“ Thorne schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob das eine Verbesserung wäre. Auf Kyrene gibt es genauso viele junge Mädchen wie hier, die auf der Suche nach einem Ehemann sind. Es leben etwa drei Dutzend britische Familien dort, die die Gesellschaft anführen. Sie haben ihren eigenen ton und können genauso erbarmungslos sein wie die gute Londoner Gesellschaft.“ „Für ein wenig Ruhe wäre ich bereit, das zu riskieren.“ Nachdenklich musterte sein Freund ihn. „Ach, jetzt weiß ich, was dein Problem ist. Du hast dich angesteckt.“
    „Angesteckt?“
    „Mit dem Zauber von Kyrene. Er ist in deinem Blut.“
    Nach einem weiteren Schluck Brandy schüttelte Max den Kopf. „Ich habe zwar etwas von einer Sage um einen Zauberspruch gehört, aber ich glaube nicht an so etwas.“
    „Trotzdem hat die Insel eine seltsame Wirkung auf manche Menschen. Sie hat eine verführerische Ausstrahlung, die geradewegs gefährlich ist.“
    Insgeheim musste Max ihm beipflichten. Kyrene war bezaubernd, verführerisch, betörend ...
    „Hast du dich deswegen dort niedergelassen?“ fragte er seinen Freund. „Weil dich die Insel verführt hat?“
    Zu seiner Überraschung lächelte Thorne geheimnisvoll. „Teilweise. Aber Kyrene hat noch andere Vorzüge, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen.“
    Angeblich war der junge Viscount vor Jahren wegen seines zügellosen Verhaltens von seinem erbosten adeligen Vater nach Kyrene verbannt worden. Aber obwohl er sich am Ende genug gebessert hatte, um seinen Erzeuger zu besänftigen, hatte er sich doch entschlossen, die kleine Insel im westlichen Mittelmeer zwischen Spanien und Sardinien zu seinem Heim zu machen. Die Gründe dafür konnte Max nicht recht nachvollziehen; er hätte nicht gedacht, dass heitere Beschaulichkeit auf einen Mann mit solcher Abenteuerlust anziehend wirken würde.
    „Vielleicht solltest du Kyrene wirklich noch einmal einen Besuch abstatten“, fügte Thorne hinzu. „Es könnte dir gut tun.“ Ja, vielleicht, dachte Max, während er sich an den inneren Frieden erinnerte, den er dort für kurze Zeit gefunden hatte. Warmes, goldenes Sonnenlicht. Glitzerndes, aquamarinblaues Wasser. Berghänge, bewachsen mit Pinien und Steineichen. Saftig grüne Täler mit Weinbergen, Orangengärten und Olivenhainen. Uralte Ruinen. Verzauberte Nächte im Mondschein ...
    Das Paradies.
    Der Gedanke war zu verlockend. Obwohl er es sich nur ungern eingestand, waren die langen Jahre im Krieg nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Seit Napoleons Abdankung im April war das endlose Kämpfen vorbei, aber Max litt immer noch unter Albträumen, die ihm zur Hölle geworden waren. Er war zurückgekehrt, während

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