Insel der Versuchung
war sich so sicher gewesen, dass Max wegen seines angeborenen Beschützerinstinktes und seiner Hilfsbereitschaft genau der Richtige für den Orden sei. Und wenn er sich gegen die Wächter entschied, wäre sie zutiefst enttäuscht. Und sie wäre am Boden zerstört, wenn er Kyrene für immer verließe und aus ihrem Leben verschwände.
Der Schmerz, der sie bei dem Gedanken durchfuhr, ließ sie nach Luft schnappen. Sie würde sich auf diese Möglichkeit gefasst machen müssen.
Bis jetzt war sie froh gewesen, dass Max sie mied. Sicher, es war quälend gewesen, dass sie ihn nicht berühren oder wenigstens ungestört mit ihm reden konnte. Aber sie hatte gar nicht unbedingt wissen wollen, wie sein Entschluss aussah.
Vielleicht war es besser, ihn zu seinen Plänen lieber früher als später zu befragen. Ihn jetzt zur Rede zu stellen, da das Warten die Qual nur in die Länge zog. Auf jeden Fall hatte sie ihm noch nicht richtig für Isabellas Rettung gedankt. Ohne Max wären sie vermutlich gescheitert.
Trotzdem konnte Caro sich nicht dazu durchringen, sofort zu ihm zu gehen. Es mochte feige sein, aber sie wollte die Stunde der Wahrheit so weit wie möglich hinausschieben.
Als sie erschauerte, erkundigte sich Isabella sogleich besorgt:
„Ist dir kalt, Liebes?“
Die Temperatur sank tatsächlich, während die Sonne mit der schimmernden See verschmolz, merkte Caro, und der Oktoberwind war kühl genug, um eine Gänsehaut zu bekommen.
Von dem Wunsch beseelt, dem durchdringenden Blick ihrer Freundin zu entkommen, schützte sie eine Entschuldigung vor. „Ein bisschen. Verzeihst du mir, wenn ich unter Deck gehe, um mir einen Schal zu holen?“
„Natürlich. Und vielleicht solltest du wieder zu Bett gehen. Du siehst ziemlich blass aus.“
Ohne weiter darauf einzugehen, machte Caro sich auf den Weg zu ihrer Kabine, wo sie sich einen Schal um die Schultern legte. Doch statt wieder an Deck zurückzukehren, ließ sie sich auf den Rand ihrer Koje sinken und überlegte, was sie nur tun sollte.
Das leise Klopfen an ihrer Tür überraschte sie. In der Erwartung, es handele sich um Isabella, bat sie einzutreten. Sie erschrak, als Max in der Tür stand.
Als er in die Kabine trat und die Tür hinter sich schloss, schien seine kräftige Gestalt allen Raum einzunehmen. Und seine eindringlichen blauen Augen wanderten über ihr Gesicht, dass ihr das Herz stockte. Sie konnte einfach nicht wegsehen.
„Was ... willst du?“ fragte Caro mit unsicherer Stimme.
„Was denkst du?“
Er betrachtete sie hungrig. Nach einem Moment durchschritt er die Kabine und zog sie in seine Arme.
Caro schlug das Herz bis zum Hals, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah - Verzweiflung, Wut und Zärtlichkeit, die in den blauen Tiefen miteinander einen Kampf ausfochten.
Er starrte sie wiederum eine Weile an, biss die Zähne zusammen, als ränge er um Selbstbeherrschung. Schließlich fluchte er und senkte den Kopf, als könne er nicht anders.
Sein Kuss war leidenschaftlich, sengend heiß und überwältigend.
Ihr stockte der Atem bei der heißen Welle des Verlangens, die durch ihren Körper fuhr. Seine Zunge drang so tief in ihren Mund, weckte solche Sehnsucht in ihr, dass sie alle Unsicherheit, Fragen und Qualen vergaß. Der Hunger, den sie tagelang unterdrückt hatte, kehrte mit voller Macht zurück, Erregung trat an die Stelle von Lethargie. In ihr pulsierte das Verlangen, Max zu schmecken, seine Hitze zu spüren, und sie wusste, er
fühlte genauso wie sie.
Sie schob ihre Finger in sein Haar, versuchte seine Lippen fester auf ihre zu pressen, aber Max bedurfte dieser Ermutigung gar nicht. Während er mit seiner Zunge ihren Mund erforschte, streichelte er mit den Händen ihren Busen. Augenblicklich war sie in einer Welle des Begehrens gefangen, und sie wölbte sich seiner Berührung entgegen. Sie keuchte, als er den Kuss beendete und seine Lippen an ihrem Hals abwärtsgleiten ließ.
„Ich bin fast gestorben, so sehr habe ich mir gewünscht, dich zu halten“, erklärte er heiser. „Dich so anzufassen.“
Sie war auch fast gestorben. Sie brauchte seine Leidenschaft, musste die Süße des Lebens feiern, den Triumph über Gefahren, den Sieg.
Seine Lippen entflammten sie, selbst noch als kalte Luft über ihre empfindliche Haut strich. Als sie merkte, dass er sie auszog, flüsterte sie seinen Namen und zerrte an seinen Rockaufschlägen, um ihm zu helfen.
Der Schal war lange schon zu Boden gefallen. Jetzt weitete er den Ausschnitt ihres Kleides,
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