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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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„Vielleicht sollten Sie wieder zu Ihren Verehrerinnen zurückkehren. Es ist offensichtlich, dass sie Sie ungeduldig erwarten. Gute Nacht, Mr. Leighton.“
    Wie angewurzelt blieb Max an seinem Platz stehen und schaute ihr hinterher. Ihm wurde klar, dass Caro ihm eben eine Abfuhr erteilt hatte.
    Es war eine neue Erfahrung für ihn, von der einen Frau verschmäht zu werden, nach deren Gesellschaft er sich sehnte. Und ihre Ablehnung hatte eine merkwürdige Wirkung auf ihn - sie weckte das primitive, männliche Verlangen, fliehender Beute nachzujagen und sie für sich zu fordern.
    Caro Evers gehörte ihm, auch wenn sie selbst es nicht wusste. Lady Hennessy, die ihn beobachtete, lachte leise. „Vielleicht haben Sie schon bemerkt, dass Miss Evers keine gewöhnliche junge Dame ist.“
    „Allerdings“, erwiderte Max trocken.
    „Sie hasst Bälle und all die anderen Fallstricke der Gesellschaft. Ich bezweifle, dass sie heute Abend noch einmal nach unten kommen wird. Vermutlich wird sie sich irgendwo verstecken, um einen dieser grässlichen Wälzer über Medizin zu lesen.“ In die Augen der Lady trat ein berechnendes Funkeln. „Aber sie wohnt oben, in ihren alten Räumen. Wenn Sie mit ihr sprechen wollen, Mr. Leighton, befürchte ich, werden Sie ihr nachgehen müssen.“
    Max’ Lippen verzogen sich zu einem belustigten Lächeln, das ebenfalls nicht ganz frei von Berechnung war. „Danke, Mylady. Genau das werde ich tun.“

2. KAPITEL
    Es ist töricht, wie Maxwell Leighton mich derart aus der Fassung bringt, dachte Caro, als sie aus dem Ballsaal floh. Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken, heiß wie eine Flamme, was nur dazu führte, ihre ohnehin schon überreizten Sinne weiter aufzustacheln.
    Als sie schließlich ihr Schlafzimmer erreichte, schloss Caro die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, während sie darauf wartete, dass ihr Verstand wieder normal zu arbeiten begann und ihr Herzschlag sich normalisierte.
    Wie konnte er nur eine solche Wirkung auf sie haben?
    Das ist ganz einfach, antwortete die Stimme der Logik.
    Er zählte nicht nur zu der Sorte Held, von der alle Jungfrauen träumten, er war auch noch ihr erster und einziger Liebhaber gewesen. Er hatte ihr geholfen, zur Frau zu werden und Leidenschaft zu erfahren. Sicherlich war es nur vernünftig, dass sie ihn nun in einem anderen Licht sehen würde als andere Männer. Dass sie sich lebhafter an ihn erinnern würde. Dass ein einziger Blick aus seinen tiefblauen Augen ihr Herz aus dem Takt bringen und in ihrem Magen ein Flattern wecken würde, als befände sich dort eine ganze Armee von Schmetterlingen.
    War ihm ihre Reaktion aufgefallen? Sie hatte versucht, Gleichgültigkeit zu heucheln, war sich aber nicht sicher, ob es ihr gelungen war. Besonders, da sie sich ein paar schneidende Bemerkungen über seine Frauengeschichten nicht hatte verkneifen können, wodurch sie wie eine eifersüchtige Hexe geklungen hatte.
    Wie konnte ich nur eifersüchtig sein? schalt sie sich. Dazu hatte sie kein Recht. Sie nahm keinen besonderen Platz in Max Leightons Leben ein. Wahrscheinlich würde er sie gar nicht darin haben wollen. Wären nicht die Umstände in jener lang zurückliegenden Nacht so außergewöhnlich gewesen, er hätte ihr
    keinen zweiten Blick gegönnt.
    Heute Nacht hatte er sie so gesehen, wie sie wirklich war, im gnadenlosen Licht der Kerzen und nicht in dem schmeichelnden des Mondes. Er würde sich nicht mit derselben feurigen Sehnsucht zu ihr hingezogen fühlen wie sie zu ihm. Es stimmte, einen Moment hatte er sie mit den Augen verschlungen. Aber offensichtlich hatte sie verklärten Träumen nachgehangen, seinen Blick mit dem heißen Verlangen verwechselt, das sie in ihren geheimsten Träumen bei ihm sah.
    Mit einem Gefühl von Selbstverachtung legte Caro seufzend ihre Pelisse ab. Ein Feuer brannte im Kamin, und ein leichtes Nachtmahl stand auf einem kleinen Beistelltisch in der Nähe, aber sie war zu aufgewühlt, um zu essen.
    Ein Lakai hatte ihren Koffer gebracht, und sie überlegte, ob sie ihr Nachthemd anziehen sollte. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass Thorne noch einmal kommen wollte. Außerdem würde der Ball vermutlich noch Stunden dauern - sie konnte leise die Musik von unten hören. Der Gedanke, für die Nacht umgezogen zu sein, wo so viele schöne Damen der Gesellschaft in üppig verzierten Ballkleidern im selben Haus waren, verursachte ihr ein Gefühl von Unzulänglichkeit.
    Eine Weile schritt Caro rastlos auf und ab, dann zwang sie

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