Insel der Versuchung
keinen Zweifel daran - wenn du versprichst, keine Szene auf ihrem Ball zu machen. Sie versucht immer noch, sich von deiner Saison hier zu erholen.“
Bei dieser Neckerei röteten sich Caras Wangen. „Natürlich werde ich keine Szene machen. Ich möchte mich zurückziehen, sobald ich mit ihr gesprochen habe.“
„Dafür wird sie dankbar sein, da bin ich sicher.“ Thorne drehte sich um, dann schaute er über seine Schulter zu ihr zurück. „Oh, Caro? Da ist noch etwas, dass du für mich tun könntest... entschuldige mich bitte auch bei Max Leighton.“
Caro spürte, wie jeder Nerv in ihr sich spannte. „Ist Major Leighton etwa hier?“ fragte sie, und ihre Stimme war etwas zu hoch und atemlos.
„ Mr. Leighton. Er ist nicht länger in der Armee. Aber das müsstest du doch wissen. Er steht überall in den Gesellschaftsspalten der Zeitungen.“
Das wusste sie. Sir Gawain ließ sich die britischen Zeitungen zusammen mit seinen wöchentlichen Berichten nach Kyrene kommen, so dass er über die Vorgänge in der Welt und der Beau Monde immer auf dem Laufenden war.
„Warum musst du dich bei ihm entschuldigen?“ erkundigte Cara sich und versuchte, lässig zu wirken.
„Weil ich ihn zu diesem Ball geschleppt habe, damit er mir Gesellschaft leistet. Es war ein großes Opfer von ihm, wenn man bedenkt, wie gnadenlos die Damen ihm nachstellen. Nur ungern lasse ich ihn im Stich. Sag Max, wie sehr es mir Leid tut, und dass meine Einladung über Weihnachten immer noch gilt.“ Caro senkte den Blick, um ihr Unbehagen zu verbergen. „Wenn ich ihn sehe“, erwiderte sie zögernd, „werde ich ihm deine Nachricht mitteilen.“
„Das ist nicht genug, Liebes. Versprich mir, zu Max zu gehen und ihm Gesellschaft zu leisten, wenn ich fort bin. Sonst muss ich die Verzögerung in Kauf nehmen und es selbst machen.“ „Nun gut... versprochen.“
„Er wird sich bestimmt freuen, dich zu sehen. Er hat vorhin erst nach dir gefragt.“
Erstaunt sah sie Thorne an. „Wirklich?“
„Ja. Offensichtlich hast du im vergangenen Jahr einen starken Eindruck auf ihn gemacht. Jetzt such bitte meine Tante. Ich bin so bald wie möglich zurück.“
Während Thorne sich entfernte, starrte Caro ihm benommen hinterher. Am liebsten hätte sie laut geflucht. Der letzte Mensch, den sie zu sehen wünschte, war Maxwell Leighton, aber anscheinend hatte sie keine andere Wahl.
Zögernd ging Caro in den Ballsaal. Normalerweise war sie nicht feige. Aber der Gedanke, Max Leighton erneut gegenüberzustehen, beunruhigte sie.
Es wunderte sie, dass Leighton nach ihr gefragt hatte. Offensichtlich hast du im vergangenen Jahr einen starken Eindruck auf ihn gemacht. Ihre Wangen wurden heiß. Sie konnte sich vorstellen, was Max Leighton von ihrem Verhalten in jener Nacht hielt. Sie hatte sich wie ein Flittchen benommen. Ihn angefleht, sie zu lieben. Ihn praktisch verführt. Bei der Erinnerung allein wurde sie rot - und verspürte eine quälend süße Sehnsucht.
Empfand er ähnlich? Nach all den Frauen, mit denen er zusammen gewesen war, bezweifelte Caro, dass ihr Stelldichein für ihn etwas Besonderes war.
Doch sie würde ihn sicherlich nie vergessen. In dieser magischen Nacht war ihr klar geworden, was in ihrem Leben fehlte. Und Max’ wundervolles Liebesspiel hatte ihr Verlangen danach nur gesteigert.
Es war ein gewaltiger Fehler gewesen, ihrem sinnlichen Bedürfnis nachzugeben, aber die Erinnerung wollte sie dennoch nicht missen. Sie bedeutete ihr so viel, dass sie sie sich nicht durch die harte Wirklichkeit verderben lassen wollte oder die Enttäuschung, ihn jetzt in Gesellschaft wiederzusehen. In unzähligen Zeitungen hatte sie in den vergangenen Monaten über Max Leighton gelesen - den ergötzlichen Klatsch über seine Liebschaften und die Spekulationen, welche der Damen das Rennen um ihn gewinnen würde.
Bedauerlicherweise jedoch entdeckte sie ihn in dem Augenblick, da sie den Ballsaal betrat. Die Menge hatte sich gerade geteilt, so dass seine hoch gewachsene Gestalt gleich zu sehen war. Statt der schneidigen Uniform des siebten Husarenregiments trug er einen eleganten blauen Rock, der sich wie eine zweite Haut um seine muskulösen Schultern schmiegte und zweifellos zu seiner auffallenden Augenfarbe passte.
Wie zu erwarten, war er von einem halben Dutzend Schönen
umgeben. Entschlossen versuchte Caro, die Beklemmung in ihrer Brust zu verdrängen. Oft hatte sie sich gefragt, ob Max immer noch der innerlich verletzte Soldat war, oder ob es ihm
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