Insel der Versuchung
medizinischen Texten über Fortpflanzung gelesen und... war einfach neugierig.“ Um das zu unterstreichen, zog sie ein schweres ledergebundenes Buch aus ihrer Reisetasche und hielt es hoch.
Doch Max ignorierte den Wälzer und trat näher auf sie zu. Es bedurfte Caros ganzer Willenskraft, nicht zurückzuweichen.
„Habe ich deine Neugier befriedigt?“ Seine Stimme war plötzlich heiser.
„Ich denke schon.“ Was die Untertreibung des Jahrhunderts war. Leidenschaft war überwältigender, als sie je vermutet hätte. Wenigstens die Leidenschaft, die sie bei diesem Mann kennen gelernt hatte.
Er schien ihre Gedanken gelesen zu haben, denn er sagte leise: „Nie zuvor habe ich etwas erlebt wie in jener Nacht.“ Als sie zu sprechen anhob, legte er ihr einen Finger auf die Lippen. „Und bitte fang nicht wieder davon an, dass es der Zauber der Insel war. Es war mehr als das.“
„Ja, vielleicht“, antwortete sie. „Sie hatten zu viel Tod im Krieg gesehen und brauchten nun das Gegenteil. Körperliche Leidenschaft ist ein Weg, dem Tod zu trotzen, zu zeigen, dass man am Leben ist. Und körperliche Intimität ist schon immer der natürliche Weg gewesen, Trost zu spenden. Sie brauchten Trost in jener Nacht. Ein paar Augenblicke der Wärme und Nähe zu einem anderen Menschen.“
„Wie kommt es, dass du so weise bist?“
Unter der belustigten Bewunderung in seinem Blick wurde ihr unbehaglich. „Ich bin nicht weise, sondern pragmatisch. Und ich möchte, dass Sie wissen ... ich mag unkonventionell sein, aber ich bin keine Frau, die sich gewöhnlich Fremden hingibt.“
„Ganz bestimmt nicht. Anderenfalls wärest du keine Jungfrau mehr gewesen.“
Jetzt zieht er mich auf, dachte sie und merkte, dass sie rot wurde.
Einen Moment lang schaute Max sie an, ehe er befriedigt nickte. „Ich denke, ich weiß, was das Problem ist.“
Diese rätselhafte Bemerkung verwirrte sie. „Was für ein Problem?“
„Dir ist peinlich, was geschehen ist. Das muss es nicht. Du hast mir in jener Nacht das Leben gerettet, mein Engel.“ „Wovon sprechen Sie?“
„Du hast keine Ahnung, nicht wahr?“ Er streckte die Hand aus und strich ihr sanft eine Locke aus der Stirn. „Lass uns einfach sagen, dass du mir geholfen hast, es auszuhalten, in den Krieg zurückzukehren.“
Der Ausdruck in seinen Augen bestürzte sie. Er war beinahe ... sinnlich. Kein Mann hatte sie je mit diesem Verlangen angesehen. Außer Max. Außer in jener Nacht.
„Du hast mich seitdem nicht mehr losgelassen“, flüsterte er. Du mich auch nicht.
Caro versuchte zu schlucken, aber es gelang ihr nicht. Als sie weiter schwieg, rieb er seinen Daumen sachte über ihren Wangenknochen, während sein Blick an ihrem Körper nach unten glitt und an ihrem Bauch hängen blieb. „Es gab kein Kind?“ „N...nein“, konnte sie mit Mühe antworten.
„Das habe ich mich oft gefragt.“
Er kam einen Schritt näher auf sie zu, bis ihre Körper sich beinahe berührten.
Lieber Himmel, er war gefährlich, mit seinem schön geschnittenen Gesicht, seinen dunkelblauen, dicht bewimperten Augen und seinem sinnlichen Mund.
Ein Schauer durchlief sie, und Caro schloss die Augen. Seine Nähe machte sie schwindelig. Sie konnte seine Körperwärme spüren, wusste noch genau, wie es war, von ihm geküsst, gestreichelt und geliebt zu werden. Deutlich war ihr der Moment in Erinnerung geblieben, als er sich zwischen ihren Schenkeln bewegte ...
Süßer Himmel, es gelang ihr nicht, diese leidenschaftlichen Erinnerungen zu unterdrücken.
Mit einem gemurmelten Protest legte Caro Max die Hände auf die Brust und schob ihn von sich.
Atemlos ging sie zum Kamin, fort aus seiner gefährlichen Nähe und mit dem Lehnstuhl als Hindernis zwischen ihnen.
Max beobachtete sie schweigend, während er sich über ihre Scheu wunderte. Sie glaubte doch sicher nicht, dass er ihr wehtun würde, oder? Nein, wahrscheinlich fühlte sie sich aus Verlegenheit, ihn wiederzusehen, unbehaglich. Er vermutete, dass Caro Evers es nicht mochte, sich ihm so ganz ohne Verteidigungswälle gezeigt zu haben, wie sie es vor einem Jahr getan hatte. Er hatte eben die Befangenheit in ihren strahlend grauen Augen bemerkt. Die Verletzlichkeit.
Aber auch er fühlte sich verletzlich. Seine Beziehung zu ihr unterschied sich drastisch von allen anderen, die er je mit einer Frau gehabt hatte.
Er konnte sich nicht erinnern, jemals von einer Frau so fasziniert gewesen zu sein. Es war erfrischend, eine zu treffen, der er nachlaufen
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