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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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sich, stehen zu bleiben und ihr Spiegelbild in dem großen Ankleidespiegel zu betrachten. Ihr dunkelbraunes Haar war unordentlich, Dutzende von Locken waren aus den Nadeln gerutscht. Kein Wunder, dass alle sie angestarrt hatten. Dass er sie angestarrt hatte. Aber es war nur ein weiterer Punkt auf der langen Liste ihrer gesellschaftlichen Vergehen.
    Sie bürstete ihr Haar aus, dann goss sie sich eine Tasse Tee ein und setzte sich in den Lehnstuhl vor dem Feuer, um eine jüngst veröffentlichte medizinische Abhandlung zu lesen, auch wenn sie höchstens jedes dritte Wort wirklich aufnahm. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Max Leighton zurück, zu der unglaublichen Nacht, die sie in seinen Armen verbracht hatte.
    Es mochte vielleicht eine halbe Stunde vergangen sein, als sie ein leises Klopfen an der Tür hörte. Vermutlich war es Thorne. Caro erhob sich und öffnete.
    Erst wurde ihr eiskalt, dann siedend heiß, als sie sah, wer dort stand.
    „Sie sind geflohen, ehe ich auch nur eine einzige Frage stellen konnte“, erklärte Max, während er unaufgefordert in den Raum
    schlenderte. „Ich wollte wissen, wie es Lieutenant Yates geht.“ Caro merkte, dass ihr Mund offen stand, und sie schloss ihn rasch. Sie würde sich von ihm nicht aus der Ruhe bringen lassen, selbst wenn er uneingeladen in ihr Schlafzimmer eingedrungen war. Gott sei Dank hatte sie ihre Kleider angelassen.
    „Sicherlich wissen Sie um sein Befinden, Mr. Leighton. John hat mir erzählt, dass er Ihnen regelmäßig schreibt, worum Sie ihn gebeten hatten.“
    „Ich möchte Ihre Meinung hören. Wie sonst kann ich darauf vertrauen, dass er die Wahrheit sagt, wenn er schreibt, er erhole sich gut?“
    Caro ließ die in Abwehr hochgezogenen Schultern sinken, als sie verstand; zu seiner eigenen Beruhigung wollte Max alles über seinen ehemaligen Lieutenant erfahren.
    Sie schloss die Tür, bis sie nur noch einen schmalen Spaltbreit offen stand, so dass sie ungestört waren, der Anstand aber gewahrt blieb. „John Yates geht es sehr gut. Seine Lebensgeister sind schon fast ganz wiederhergestellt, mehr als ich zu hoffen wagte.“
    Max fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Ich bin froh, dass er nicht nur um meinetwillen so tut.“
    Eine Weile starrte er auf den Teppich, als wäre er in einer dunklen Erinnerung gefangen. Dann blickte er wieder auf, und der Ausdruck in seinen Augen brachte ihr Herz zum Rasen. „Und Sie? Wie geht es Ihnen?“
    Sie verschränkte die Hände vor sich, um sie ruhig zu halten. „Gut, danke“, antwortete sie und beschloss, ihm nichts von ihrer vermissten Freundin Isabella zu verraten.
    „Nach Ihrem hastigen Abgang aus dem Ballsaal vorhin habe ich mich gefragt, ob ich Sie vielleicht irgendwie gekränkt habe.“
    Caro spürte, wie ihr Röte in die Wangen stieg. „Nein, Sie haben mich nicht gekränkt.“
    Er musterte sie ausgiebig ... ihren Mund, ihren Busen, ihre Hüften, als erinnerte er sich. Alle Nervenenden in ihrem Körper schienen zu glühen. „Ich bin es nicht gewohnt, dass Frauen vor mir weglaufen.“
    „Nein, das denke ich mir.“ Ihre Lippen verzogen sich in widerwilliger Belustigung. „Viel eher stellen sie Ihnen nach, nicht wahr? Schließlich sind Sie, nach allem, was man hört, der begehrteste Junggeselle auf dem Heiratsmarkt.“
    Er lächelte trocken. „Zitieren Sie wieder die Klatschspalten?“ „Genau. Wir lesen auf unserer Insel Zeitungen, Mr. Leighton. Sie sind Wochen alt, aber wir bekommen sie. Ihr Name ist mit vielen Erbinnen und adeligen Damen in Verbindung gebracht worden, die nur zu gerne Ihre Braut wären. Letzten Monat war es sogar eine europäische Prinzessin, nicht wahr? Man munkelt, die Verlobung würde bald bekannt gegeben.“
    „Dann munkelt man falsch. Ich habe kein Interesse an einer Ehe.“ Nachdenklich betrachtete er sie. „Haben Sie Interesse an der Ehe, Miss Evers?“
    „Nein, nicht im Geringsten“, erwiderte Caro verblüfft.
    „Gut. Das erleichtert mich zu hören.“
    „Ich weiß nicht, warum es das sollte.“
    Ohne darauf zu antworten, schritt er zum Fenster, schob die schweren Vorhänge zur Seite und spähte in die dunkle Nacht. „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich hier für eine Weile Zuflucht suche, oder?“
    Sie zögerte einen Moment. „Es gehört sich nicht. Schließlich ist dies mein Schlafzimmer.“
    Er drehte sich um und lehnte mit der Schulter gegen den Fensterrahmen. Er schwieg und musterte sie nur mit hochgezogenen Augenbrauen, während seine Miene zu sagen

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