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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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schien: Ich bin mit dir schon unter viel ungehörigeren Umständen zusammen gewesen als in deinem Schlafzimmer.
    „Sind Sie so um Anstand besorgt?“ fragte er. „Von den Gerüchten her zu urteilen, drehen Sie ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine lange Nase.“
    Jetzt war Caro an der Reihe, den Klatsch zu bedauern. „Nicht bei jeder Gelegenheit. Ich vermute, Sie haben in allen Einzelheiten von meiner schockierenden Londoner Saison gehört“, erklärte sie steif.
    „Ich war nicht sonderlich schockiert. Es scheint mir, Ihr Hauptvergehen bestand darin, menschliche Eingeweide studiert zu haben. Und ich habe im Krieg genug von dem blutigen Zeugs gesehen, um inzwischen unempfindlich zu sein.“
    „Aber ich bin eine Frau“, entgegnete Caro, unfähig, die Schärfe aus ihrer Stimme zu verbannen. „Für die gute Gesellschaft ist es ein Verbrechen, wenn ich mehr tue, als kranke Patienten mit Kalbsfußsülze zu füttern.“
    „Sie sind wirklich eine Verbrecherin“, sagte er leise amüsiert. Ihre alte Empörung über die Ungerechtigkeit abschüttelnd, gelang es ihr zu lächeln. „Warum kehren Sie nicht in den Ballsaal zurück? Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihre Bewunderinnen Sie mit Geschichten über mich ergötzen können, bei denen sogar Ihnen das Blut in den Adern gefriert.“
    Max schüttelte den Kopf. „Ich wette, sie wissen so gut wie nichts über die wahre Miss Caro Evers, wie zum Beispiel, dass sie gerne im Mondlicht badet.“
    Plötzlich bekam Caro keine Luft mehr. „Sie sollten wirklich nicht hier sein, Mr. Leighton.“
    „Warum nicht?“
    Als sie keine Antwort gab, durchquerte er rasch den Raum und stellte sich vor sie, so dass Caro einen Schritt zurückwich. Dies war ein Fehler, da sie mit dem Rücken gegen die Tür stieß, die mit einem Klicken ins Schloss fiel.
    „Hast du Angst vor mir?“ fragte Max, und seine leise Stimme war intimer als seine bloßen Hände auf ihrer Haut.
    „Natürlich nicht. Aber mir scheint, als versuchten Sie, mich aus irgendeinem Grund einzuschüchtern.“
    „Der Versuch allein wäre schon zum Scheitern verurteilt. Offenbar bist du eine Frau, die sich nicht leicht einschüchtern lässt“, antwortete er lächelnd.
    „Stimmt. Dennoch wäre es mir lieber, wenn Sie jetzt gingen.“ „In jener Nacht hast du keinen Gedanken an Anstand und Sitte verschwendet.“
    „Welche Nacht?“
    „Willst du etwa behaupten, du könntest dich nicht erinnern?“ Sein Blick glitt suchend über ihr Gesicht, ehe er mit dem Daumen über ihre Unterlippe fuhr.
    Caro atmete scharf ein. Natürlich erinnerte sie sich. Monate danach hatte Max sie in ihren Träumen heimgesucht. Selbst jetzt noch...
    „Ich denke, du hast diese Nacht nicht vergessen“, sagte er leise. „Ich habe es ganz gewiss nicht.“
    Da sie keine gute Lügnerin war, verlegte Caro sich auf Ausflüchte. „Nein, vergessen habe ich sie nicht. Es war ... interessant.“
    „Nur interessant?“
    Entschlossen, ihrer Zuneigung zu ihm zu widerstehen, ging Caro durch das Zimmer zu dem Tisch, auf dem ihre Reisetasche stand, und begann, einen Schal zusammenzufalten. „Sie stellen mir hier eine Menge neugieriger Fragen“, bemerkte sie.
    „Dann beantworte mir nur diese eine. Warum hast du dich in jener Nacht mir geschenkt, einem Fremden?“
    Diese vertrauliche Frage brachte sie nahezu aus der Fassung, aber sie hielt an ihrer Täuschung fest. „Ich hatte Mitleid mit Ihnen. Mehr nicht.“
    Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. „Mitleid?“
    „Sie litten und brauchten Trost.“
    „Du willst also sagen, es war so etwas wie ein Jungfrauenopfer?“ In seiner Stimme schwang trockener Spott mit. „Tröstest du jeden Fremden so?“
    „Offensichtlich nicht“, erwiderte sie atemlos.
    „Nein, offensichtlich nicht. Ich war dein erster Liebhaber. Manche Männer wären von Schuldgefühlen geplagt, weil sie dir die Unschuld genommen haben.“
    „Sie haben keinen Grund, sich schuldig zu fühlen“, stellte Caro klar. „Sie waren nicht für das verantwortlich, was zwischen uns geschehen ist. Es war allein meine Schuld. Ich war diejenige, die ... darauf bestanden hat.“
    „Ich glaube, ich habe mich nicht gewehrt“, entgegnete Max mit einem Anflug von Ironie. „Aber ich begreife immer noch nicht, warum du darauf bestanden hast. Weil du mich heilen wolltest?“
    „Nicht nur.“ Unfähig, ihm in die Augen zu sehen, wandte sie sich um. „Ich habe damals gesagt, dass ich wissen wollte, was Leidenschaft ist. Ich hatte in

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